Epilog

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Manu zog sachte an Phantoms Zügel und drehte den Hengst zur Seite, bevor er ihn angaloppieren lies.
Die letzten Monate waren zwar schön, aber eben so stressig gewesen. Gewohnheitsmäßig sah er sich nach Patrick um, dieser hatte ihn in den letzten Monaten praktisch immer begleitet und war immer da gewesen, wenn er trainiert hatte. Nur heute nicht.
Sie hatten sich am Vorabend gestritten. Manu war nervös gewesen und Patrick hatte anstatt ihn zu beruhigen, sich wieder stundenlang mit Flaming Star rum getrieben.
Manu seufze und parierte Phantom durch. Heute war ihr großer Tag. Fast alles saß, nur eines nicht: der Spin. Letztendlich hatten sie vermutlich zu wenig trainiert, doch niemand hatte ahnen können, dass es so laufen würde.
Manu hatte sich mit Phantom gemeldet, doch es waren nur Quarter Horse erlaubt, und so hatte er angefangen, mit Blacky zu trainieren. Der Hengst war zwar schnell, doch er war für Manu zu schwer zu reiten. So gut Alec mit ihm klar kam, so schlecht war auch Manu. Und der Hengst war kein Show Pferd. Er lief oft zu schnell und unsauber und hing zu sehr im Gebiss. In den nächsten Wochen hatte Manu mit den unterschiedlichsten Pferden trainiert, und als dann raus kam, dass er doch mit Phantom antreten durfte, war es eigentlich schon zu spät gewesen.
In aller Eile hatten er, Patrick und Johnny ihr bestes gegeben, doch letztendlich war die Zeit dann doch zu knapp gewesen.
Manu wünschte, Patrick wäre da und würde ihn beruhigen, doch er hatte ihm gestern klar und deutlich gesagt, dass er ihn nicht dabei haben wollte. Er bereute es, doch jetzt war es zu spät.
Manu wollte kneifen, einfach abhauen, doch er wusste, dass er nicht konnte. Er rief sich die Bilder der toten, abgeschossenen Pferde ins Gedächtnis, erinnerte sich, wofür er das hier tat.
Sein Name wurde aufgerufen, wie paralysiert trieb er Phantom von dem Aufwärmplatz in die Halle, wo die Zuschauer und Richter saßen und blieb dort vorschriftsgemäß stehen. Mit gezogenem Hut grüßte er, während in seinem Kopf "Lose Yourself" abgespielt wurde. Ihm war übel vor Aufregung, seine Hände schwitzten und er wusste, dass er nur diese eine Chance hatte.
Fast von alleine begann Phantom zu traben, vollführte die Figuren ohne das Manu irgendetwas machte. In Manus Kopf zogen erneut die Bilder der toten Mustangs entlang, dann konzentrierte er sich endlich. Seine Augen fokussierten den Punkt zwischen Phantoms Ohren und er trieb den Hengst an. Ruhig und gleichmäßig galoppierte Phantom los, bis Manu ihn abdrehte und auf die kurze Wand der Halle zu hielt.
Es hatte ewig gedauert, bis er sich getraut hatte, dieses Manöver auszuführen, es war Patrick gewesen, der es Phantom schlussendlich bei gebracht hatte.
Manu beschleunigte, und hielt weiter auf die Wand zu. Dann, stoppte Phantom ruckartig, die Hinterbeine rutschten über den Boden, während die Vorderbeine trabten. Als der Hengst dann direkt vor der Wand stoppte, musste Manu schon fast nichts mehr tun, weil der Hengst von alleine sich zur Seite warf und wieder los galoppierte. Manu war stolz auf sein Pferd, doch gleichzeitig wuchs die Angst. Phantom war von den Schreien und von dem Klatschen unbeeindruckt, dass war nicht das Problem, doch das nächste und letzte Kunststück war der Spin. Manu griff die Züge etwas kürzer, auch Phantom wurde sichtbar nervös. Manu zwang sich, die Angst runter zu schlucken, als erden Hengst richtig stellte und grade richtete.
Dann gab er den Befehl. Brav drehte Phantom sich, bis ihm an der bekannten Stelle wieder einmal das Bein weg brach. Der Hengst riss den Kopf hoch und brach zur Seite aus, Manu schleuderte er damit fast aus dem Sattel.
Es war vorbei, er hatte es verbockt. Doch er würde sich jetzt keine Blöße geben und so zwang er sich und den Hengst wieder auf den Hufschlag und ritt eine Runde, bevor er den Hengst erneut nach vorne richtete.
Patricks Worte gingen ihm durch den Kopf, und einer inneren Eingebung folgend drehte er den Hengst dieses mal zur anderen Seite.
Der Hengst wirbelte herum, die Fliegkraft lies Manus Haare wehen, ebenso die Mähne des Mustangs.
Schließlich blieb der Hengst wieder stehen, Manu grüßte erneut und verschwand mit zitternden Knien aus der Halle.

,,Wir haben es geschafft!" Brüllte Johnny in Manus Ohr. Erschrocken zuckte dieser zusammen.
,,Was? Aber das war doch voll schlecht!" Stellte er entgeistert fest.
,,Ja, aber das Filmteam ist trotzdem überzeugt! Weißt du, was das heißt! Wir haben den Film, wir können unsere Mustangs retten! Wir können alle Mustangs in Amerika retten!" Doch Manu hörte nicht länger zu. In einiger Entfernung konnte er Patrick sehen, und er war froh, dass der Cowboy da war, obwohl er es ihm verboten hatte.
,,Entschuldig mich." Murmelte er und schob sich an Johnny vorbei. Einige Schritte konnte er sich noch beherrschen, dann rannte er los und sprang Patrick in die Arme.
,,Du hast es geschafft!" Stolz sah Patrick Manu an und drücke ihn fest an sich.
,,Nein. Wir haben es geschafft!" Berichtigte Manu und vereinte ihre Lippen. Das Kribbeln begann wieder und Manu lächelte in den Kuss.
,,Es tut mir Leid, ich hätte dich nicht anschreien sollen!"
,,Mir tut es auch leid. Ich hätte nicht einfach verschwinden sollen.

Das Leben ist kein Ponyhof ~ KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt