Kapitel 2

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Manuel hatte seine Klamotten in den Schrank getan und die Bilder von sich und seinen Freunden im Zimmer verteilt bevor er sich hingelegt hatte.
Er wachte durch einen lauten Gong auf. Kurz sah er verwirrt durch sein neues Zimmer, bis er ein klopfen an der Tür vernahm. Kurz darauf stand auch schon Johnny im Zimmer.
,,Komm schnell. Wer beim zweiten Gong noch nicht da ist kriegt nichts."
Blitzschnell stand Manuel auf den Beinen.
Johnny führte ihn durch die Diele und die große Treppe runter.

,,Was ist eigentlich zwischen deiner Mutter und dem Boss vorgefallen?"
Manu bemerkte, dass Johnny versuchte, ein Gespräch anzufangen.
,,Nicht viel. Sie war 18, er 26. Sie haben sich auf einer Party kennen gelernt und betrunken mit einander geschlafen. Dabei kam dann ich zustande. Als meine Mutter gemerkt hat, dass sie schwanger ist, ist sie nach Deutschland abgehauen und hat mir erzählt, dass mein Dad ein Arschloch ist und sie verlassen hat."
Seine Stimme war erstaunlich gefasst.

Manuel und Johnny saßen schon an dem großen Esstisch, als Manu Hufgetrappel hörte. Erstaunt sah er zu Johnny.
,,Das sind die Cowboys. Sie kommen heim." Er lachte.
Fasziniert sah Manu aus dem großen Fenster, sah wir einige kräftige, Muskel bepackte Pferde heranschossen, aus dem gestreckten Galopp abbremsen und noch einige Meter über den sandigen Vorplatz schlitternden. Ohne es zu merken war auf gestanden und zu dem großen Fenster gelaufen.
Die Cowboys sprangen ab, führten ihre Pferde noch ein Stück weiter, bevor sie sie mit hängenden Zügeln stehen ließen, ihnen die schweren Sättel abnahmen und etwas Heu brachten.

Laut. Das war der erste Gedanke, welcher Manu durch den Kopf schoss, als die sechs Cowboys das Haus betraten. Sie unterhielten sich laut und schnell. Zu schnell für Manu. Als geschlossene Gruppe traten sie in das große Esszimmer. Sie rochen nach Pferd, Schweiß und Freiheit. Ihre hohen Lederchaps standen vor Dreck und die Stiefel waren Matsch verkrustet. Und in dem Moment realisierte Manuel erneut, dass es kein Traum war. Er war wirklich hier. Die Männer blieben stehen, erblickten Manuel und verstummten. Manuel wurde heiß. Sehr heiß. Er fühlte sich schutzlos, ausgeliefert. Dann, endlich löste sich einer der Männer aus der Gruppe, kam auf Manuel zu. Er war braungebrannt, hatte schulterlange, strohblonde Haare und einen Bart. Und ein verdammt breites lächeln. Er hatte etwas an sich, was ihn sofort sympathisch machte.
,,Frank" Sein Händedruck war fest.
Frank lies sich auf einen der Stühle fallen und streckte sich.
Als nächstes kam ein kleiner, rundlicher Mann auf Manu zu. Wenn er ein Pferd wäre, würde man ihn vermutlich als "in ehren ergraut" beschreiben.
,,Hank" Manu erinnerte sich daran, das Johnny was über einen Hank erzählt hatte, wusste aber nicht mehr was. Auch Hank setzte sich und der nächst Cowboy kam zu Manu. Er war schlank und stark tätowiert. Als er Manu die Hand gab und sich als Russ vorstellte, roch Manu Zigaretten Rauch. Ob wohl er den Geruch hasste empfand er ihn im Moment nicht als störend.
Erst als sich der Mann vor ihm räusperte, realisierte Manu, dass er schon wieder vor sich hin geträumt hatte.
,,Guss" der Mann war breit gebaut und hatte kurze, dunkle Locken.
Die beiden letzten Cowboys kamen zu Manu und stellten sich als Sascha und Alec vor. Alec war sehr muskulös und hatte einen Vollbart. Unerklärlicher Weise hatte Manu Angst vor ihm. Der ander, Sascha war ein Stück größer als Alec. Seine Stimme war weich und auch er war Manu sofort sympathisch.

Nun kam auch sein Vater.
Er erblickte die Cowboys und nickte ihnen zu, bevor er sich am Kopfende nieder lies.
,,Johnny sagt, ihr hättet Puma Spuren gefunden."
Die Cowboys nickten nur.
,,Was habt ihr noch gemacht?"
Es war Hank, der antwortete.
,,Wir haben nach den trächtigen Stuten geschaut. Wir sollten sie spätestens morgen hier her treiben."
,,Habt ihr den Puma gefunden?"
,,Nein. Es sieht so aus, als wäre er in den Bergen."
,,Habt ihr Patrick mitgenommen?"
,,Ja, sir."
Die Cowboys schienen zu schrumpfen.
,,WIESO? IHR WISST DOCH, WAS PASSIERT IST!"
,,Ja, aber er meinte, er würde sonst alleine los reiten, und wir dachten, er wäre bei uns sichere."
,,Wieso habt ihr Flaming Star nicht einfach als Handpferd mitgenommen?"
,,Das Vieh lässt sich nicht anfassen!"
,,Außerdem sind doch noch andere Pferde hier."
,,Ok." Die Stimme seines Vaters zitterte.
,,Und wo ist er jetzt?"
,,Calamity war nicht bei der Herde. Er wollte sie suchen gehen und zurück zur Herde treiben."
,,Aha. Okay. Und ihr seid zu sechst nicht in der Lage, ihn davon abzuhalten? Er reitet einen Mustang. Ihr hättet ihn doch einholen können!"
Russ lachte bitter.
,,Bitte. Probieren sie mal, ihn einzuholen. Außerdem haben wir es ihm erlaubt. Er wollte bis zu Abendessen zurück sein."
Manus Vater öffnete grade den Mund, als erneutes Hufgeklapper ertönte.
Ein weiteres Pferd stürmte auf den Hof, es war kleiner als die Pferde der Cowboys, nicht so muskulös und trotzdem. Es strahlte solch eine Wildheit aus, dass Manu sich jetzt schon vorstellen konnte, das dies Flaming Star sein musste. Das Pferd stoppte und ein ein Mann sprang ab. Auch er lies die Zügel einfach hängen, sattelte sein Pferd ab und lies er zu den anderen laufen. Der Cowboy kam rein und es wurde totenstill. Und Manu wurde klar, dass das kein Cowboy war. Klar, er trug ebenfalls hohe Lederchaps und Cowboystiefel, so wie einen Cowboyhut, aber er war wesentlich jünger, als der Rest der Cowboys. Vielleicht ein, höchstens zwei Jahre älter als Manu.
,,Patrick. Du kommst spät." Die Stimme seiner Vaters war kalt. Eiskalt.
Der Junge sah auf seine Uhr.
,,Nö. Ich bin pünktlich zum Essen da. Wie versprochen."
,,Du solltest aber nicht pünktlich zum Essen da sein. Du solltest nicht mal weg sein!"
,,Wieso?" Jetzt wurde auch Patrick laut.
,,Weil ich dir verdankt noch mal verboten habe, auch nur in die Nähe der Berge zukommen. Außerdem hatte ich dich darum gebeten, hier zubleiben, weil Johnny raus zu den Jährlingen sollte. Deswegen!"
,,Nenn mir einen Grund, warum ich nicht zu den Bergen sollte!"
,,Du weißt doch, was mit deiner Mutter passiert ist!"
,,Na und? Sie war eine Hure, sie hatte es nicht besser verdient! Außerdem, wer ist das?" Sein Blick fiel auf Manuel.
,,Er ist der Grund, warum du hier sein solltest! Außerdem, was fällt dir ein, so über deine Mutter zusprechen?!"
,,Das soll Manuel sein? Der hat sich das Genick gebrochen, ohne überhaupt los geritten zu sein!"
,,Patrick Meyer. Du verschwindest jetzt sofort in deinem Zimmer, ich will dich nicht mehr sehen. Als Strafe bleibst du morgen hier und gibst Manuel Reitunterricht. Er darf bis auf weiteres Flaming Star reiten."
,,Das kannst du nicht machen!"
,,Und wie ich das kann."
,,Flaming Star hat ihn umgebracht, bevor er überhaupt oben ist!"
Patrick drehte sich um und wollte raus stürmen. Blitzschnell waren Russ und Guss aufgesprungen, hatten ihn gepackt und schliffen ihn die Treppe hoch.
Manus Vater seufzte.
,,Johnny? Kannst du morgen bitte auch da bleiben, Manu rum führen und gucken, was er schon kann?"
,,Klar. Wir schaffen das. Und mit Patrick werden wir auch schon irgendwie fertig." Johnny lächelte Manu an.
Es gongte erneut und das Essen wurde herein getragen.


Das Leben ist kein Ponyhof ~ KürbistumorWhere stories live. Discover now