Kapitel 31

2.1K 188 75
                                    

Als Manu am nächsten Morgen aufwachte waren die Cowboys schon wach. Er gähnte ausgiebig, bevor er aufstand und sich anzog. Dann gesellte er sich zu den Cowboys und bekam etwas zu essen und etwas zu trinken. Patrick war nicht mehr da, doch die Decke lag noch an seinem Schlaf Platz. Besorgt lies Manu seinen Blick schweifen, konnte Patrick allerdings nirgendwo entdecken. Nur die Pferde waren da und grasten immer noch.
,,Suchst du was?" Überrascht sah Manu auf zu Guss.
,,Ähm.." Sein stark! Patrick bedeutet dir nichts!
,,Nein. Ich ähm dachte nur, ich hätte was gesehen." Guss sah ihn ungläubig an, lies dann aber wieder von ihm ab und setzte sich wieder zu Frank und Hank.
Manu konnte schon nach einem Tag in ihrer Gesellschaft kleine Gruppen und Verbindungen feststellen.
Sascha und Alec waren definitiv ein Team, oft in der Nähe des anderen. Hank und Guss ritten gerne zusammen, Frank schloss sich ihnen gerne an. Auch Russ gehörte irgendwie mit dazu, obwohl er meistens etwas Abstand bewahrte und für sich alleine blieb. Er redete nicht viel, schien aber alles mitzukriegen.
Und Patrick hielt sich vermutlich gerne bei Hank auf.
Patrick... er seufzte. Er konnte nicht mal stark sein, wenn Patrick nicht da war.

Die Cowboys und Manu waren weiter geritten, auch Patrick, der nach kurzer Zeit wieder auftauchte und hinter ihnen her trottete. Es zerriss Manu das Herz ihn so zu sehen, wie er in dem Sattel hing, den Kopf und die Schultern hängen lassend. Es war, als wäre alle Kraft und Energie aus ihm gewichen. Und Manu wusste, dass er schuld daran war. Er probierte sich auf Russ zu konzentrieren, der neben ihm ritt.
,,Geh zu ihm." Verwundert sah Manu zu Russ, der ihn immer noch nicht ansah.
,,Ähm was?" Manu war verwirrt. Zu wem sollte er gehen?
,,Geh zu Patrick und hör dir an, was er zu sagen hat. Du zerstörst euch beide damit." Seine Stimme war rau und kratzig, kein Wunder, er redete ja kaum.
,,Ich? Ich zerstöre uns beide? Wer hat hier wen fast vergewaltigt? Er mich, oder ich ihn?" Manu konnte seine plötzliche Wut nicht erklären.
,,Er hat dich nicht vergewaltigt! Weißt du, was ne Vergewaltigung ist? Er ist dir höchstens ein bisschen zu nahe gekommen, aber er hat dich auf keinen Fall vergewaltigt! Er hat dich ja nicht mal angefasst! Du übertreibst! Lass deine Wut nicht an ihm aus, wenn du mit ihm schlafen willst, frag ihn! Er wird dir schon sagen, ob er dich will oder nicht! Du machst ihn kaputt, er zerbricht wegen dir! Und ich lasse nicht noch mal zu, dass er sich umbringen will!" Seine Stimme zitterte vor Wut.
,,Ich! Ich..." Manu wusste in seiner Wut nicht, was er sagen sollte. Er wollte an Russ vorbei ziehen, ihn stehen lassen, doch dieser macht ihm einen Strich durch die Rechnung, in dem er einfach an Manu vorbei preschte.
Manu blieb verdutzt und vor Wut zitternd zurück. Er hoffte, dass Patrick jetzt zu ihm aufschließen würde, doch dieser hatte Manus Entscheidung wohl akzeptiert und blieb auf Abstand. Manus Augen füllten sich wieder mit Tränen. Russ hatte ja Recht, Patrick hatte nichts gemacht. Er hatte ihm unrecht getan, aber sein Stolz lies nicht zu, dass er jetzt zu ihm ritt und sich entschuldigte. Und er hatte viel zu viel Angst vor einer Abweisung. Er wusste, dass er es nicht ertragen würde, wenn Patrick ihn erneut anschrie, und ihm fiel wieder ein, wie stark Patrick im Vergleich zu ihm war. Er würde stärker werden müssen, aber er musste jetzt an dieser Stelle den Schmerz überwinden, dass Patrick mit Cheri geschlafen hatte, und sich bei ihm entschuldigen, oder ihn sich zumindest erklären lassen.

Sie hatten dieses mal Mittags keine Pause gemacht. Die Cowboys hatten Manu in Ruhe gelassen, nur Frank war einmal zu ihm geritten und hatte gefragt, ob alles ok sei, hatte sich aber damit abspeisen lassen, dass Manu grade einfach einmal Zeit für sich brachte.
Auch am Lagerfeuer hatte er nicht reden müssen, und als er in seinen Schlafsack gekrochen war, hatte niemand einen blöden Spruch gebracht.
Nach und nach hatten sich auch die Cowboys hingelegt-diese Nacht war wieder erstaunlich warm- doch Patrick war wieder abseits der Gruppe geblieben. Wieder hatte Manu gehört, wie er sich in den Schlaf geweint hatte, und er wusste, dass auch die Cowboys es gehört hatten, aber niemand hatte etwas gesagt. Manu wartete, bis sie alle schliefen, bevor er wieder aufstand, um Patrick wieder die Decke zu bringen.

Im Mondlicht glänzten die Tränen auf Patricks Wangen und Manu fiel wieder auf, wie wunderschön er selbst so zerstört war. Sanft breitete er die Decke über ihm aus, bevor er sich wieder an ihn lehnte. Sanft begann er wieder, durch die weichen Haare zu kraulen, als er merkte, dass Patrick schon wieder weinte.
,,Wie geht's dir?" Das war vermutlich das dümmste, was er hätte fragen können, und Patrick schien das genau so zusehen.
,,Wie soll's mir schon gehen? Beschissen natürlich. Mein bester Freund ist sauer auf mich, und ich verstehe nicht warum! Jetzt denkt er, ich hätte ihn vergewaltigen wollen und er schreit mich ständig an, um sich jetzt an mich zu kuscheln. Ich fühle mich ausgenutzt!" Sein Körper wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt.
,,Patrick...es tut mir so unfassbar Leid. Ich wollte das nicht. Wirklich!" Manu rutschte noch näher zu Patrick, wollte ihm so nahe wie möglich sein.
,,Mir doch auch Manu. Ich konnte Frank beim Frühstück endlich entwischen. Ich wollte nur wissen, was los war. Wirklich, ich habe mir nichts dabei gedacht, einfach so bei dir ins Bad zu platzen. Und ich wollte dich nicht vergewaltigen! Ehrlich, dass musst du mir glauben. Ich weiß selber nicht, was da in mich gefahren ist. Aber ich hätte dich nicht angefasst! Ich würde dich nie anfassen, wenn du das nicht wollen würdest!" Patrick hätte wohl ewig weiter geredet, doch Manu unterbrach ihn sanft.
,,Shhht, alles gut. Ich habe wohl etwas über reagiert. Ich weiß, dass du nie was machen würdest, was ich nicht will. Ich war nur kurz überfordert, und du hast nicht reagiert. Es tut mir auch Leid. Und es tut mir Leid, wie ich dich gehandelt habe. Ich hätte dich nicht anschreien sollen. Und ich hätte dir zuhören sollen. Es tut mir Leid Patrick. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich mich wie das größte Arschloch dieser Welt verhalten habe." Manu war schon wieder den Tränen nahe.
,,Ist schon ok, denke ich. Du warst gerechtfertigt sauer und ich muss das akzeptieren. Und wenn du wieder in dein Zimmer willst, dann ist das für mich auch ok. Ich werde schon irgendwie mit Cheri fertig." Er lächelte verzweifelt. Die Erinnerungen stiegen in Manu hoch und er musste ein Schluchzen unterdrücken.
,,Hey, was ist denn los? Manulein, rede doch bitte mit mir. Kann ich dir helfen?" Patrick setzte sich auf und zog Manu unbeholfen in eine Umarmung.
,,Du bist einfach zu perfekt für diese Welt! Du solltest sauer und traurig sein und von mir um Verzeihung an gebettelt werden, weil ich dumm war und mein Stolz nicht zulassen wollte, dass ich mir nen Fehler eingestehe! Aber stattdessen entschuldigst du dich und tröstest mich auch noch! Du bist einfach nur perfekt!" Brachte er schluchzend hervor.
,,Ähm... Danke? Ich bin bei weitem nicht perfekt, Manulein. Wirklich nicht." Patrick lächelte unsicher.
,,In meinen Augen bist du perfekt, merk dir das! Auch wenn ich dich mal anschreie oder so!" Manu kuschelte sich an Patricks Oberkörper.
,,Apropos perfekt... darf ich wissen, warum du sauer warst?" Patrick begann, sich mit Manu in seinen Armen sanft hin und her zu wiegen.
,,Natürlich. Du hast immer gesagt, du wärst froh, dass ich bei dir pennen würde, und nicht sie, damit du nicht mit ihr schlafen musst! Und kaum bin ich weg, vögelst du sie! Anklagend sah Manu zu ihm.
,,Aber Manu! Ich habe... ich war! Manu, ich lag die halbe Nacht lang wach, als ich gemerkt habe, dass du weg bist! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" Manu fiel der Unterkiefer runter.
,,Aber?! Aber... warum wart ihr dann nackt nebeneinander im Bett? Und warum ist dein Oberkörper voller Knutschflecken gewesen?"
,,Och Manu! Du weist doch, was für nen tiefen Schlaf ich habe! Sie ist zu mir gekommen, als sie gesehen hat, dass du weg bist und als ich wieder am pennen war. Dann hat sie uns ausgezogen und mir gefühlt 100 von diesen Scheiße Dingern gemacht! Sie wollte dir damit eins auswischen, weil sie eifersüchtig ist. Aber an dich kommt die doch niemals an." Manus Wangen wurden rot vor Scham und er befreite sich schnell aus Palles Armen.
,,Manulein, was ist denn jetzt los? Habe ich was falsch gemacht? Was falsches gesagt?" Manu schüttelte den Kopf.
,,Ich schäme mich nur so Patrick! Es ist mir so unfassbar peinlich. Das alles wäre nicht passiert, wenn ich nicht so furchtbar dumm wäre! Und wenn ich dich mal ausreden lassen hätte." Er schlug sich die Hände vors Gesicht.
,,Ach Manu. Jeder macht mal Fehler. Und jetzt ist doch alles wieder gut." Sanft schloss er Manu wieder in seine Arme.
,,Kuschelst du mit mir?" Flehend sah er Patrick an.
,,Klar!" Dieser wollte sich schon wieder auf dem Boden nieder lassen, doch Manu zog ihn zu seinem Schlafsack.
,,Ich glaube nicht, dass sie mich hier haben wollen." Unsicher probierte Patrick sich vorsichtig von Manu zu lösen.
,,Quatsch! Ich will dich hier haben, dass ist alles, was zählt!"

Das Leben ist kein Ponyhof ~ KürbistumorDonde viven las historias. Descúbrelo ahora