Kapitel 53

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Manu verbrachte den gesamten restlichen Tag im Bett. Es dauert lange, bis er eingeschlafen war, er musste immer an Saschas Worte denken.
Am nächsten Morgen wachte er durch ein klopfen an der Tür auf. Müde grummelte Manu eine Antwort und die Türe öffnete sich. Es war keiner der Cowboys und auch nicht sein Vater, sondern Roxane, die sich mit einem vollen Tablet durch die Türe schob. Sanft stellte sie das Tablet auf dem Nachttisch ab.
,,Hier, ich habe dir Frühstück gebracht." Manu mochte ihren starken Akzent.
,,Kein Hunger." Brummte er in das Kissen.
,,Manu, du musst essen!" Manu mochte auch die Art, wie sie das "R" rollte und einige der Wörter anders betonte.
,,Will nicht." Es tat ihm fast schon leid, Roxane so vor den Kopf zu stoßen.
,,Ach ja, die Liebe..." seufzte sie.
,,Ich stehe nicht auf Patrick!" Fauchte Manu.
,,Natürlich nicht." Manu war sich nicht sicher, ob sie es ernst oder sarkastisch meinte.
,,Ich will nichts essen, ich habe keinen Hunger." Probierte er es nochmal.
,,Ach, papperlapapp. Natürlich hast du Hunger! Und du wirst jetzt essen! Sonst füttere ich dich!" Seufzend gab Manu seinen Widerstand auf. Das Essen schmeckte trocken und fad, aber er wollte die Köchin nicht enttäuschen und so aß er auf.
,,Geht doch. Ich würde gerne noch länger bleiben, aber ich habe zu tun. Ich rechne beim Abendessen fest mit dir!" Scherzhaft hob sie den Zeigefinger und verschwand.
Manu seufze und ging Zähne putzen. Am Spiegel hing nach wie vor der kleine Zettel, welcher in Patricks unleserlichen Handschrift geschrieben war. Der Zettel war Manu nie weiter aufgefallen, doch dieses mal weckte er sein Interesse. Er griff nach ihm und faltete ihn auf. Er braucht lange, bis er es entziffert hatte, doch sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er es las.

we all got wings just forgot how to use 'em

Eine Träne lief über seine Wange. Er wollte Patrick jetzt bei sich haben, umarmt werden, und wieder Patricks Lippen auf seinen spüren. Er spuckte aus, wischte sich den Mund ab und ging zurück in Patricks Zimmer. Unter dem Bett stand nach wie vor der Karton mit den Fotos.
Ganz oben lag das Foto vom Wonder und Patrick, als Patrick noch ein kleiner Junge war. Manu hob den Karton hoch auf das Bett und begann, sich die Fotos anzugucken. Es waren Fotos von Patrick und Wonder, die Beiden in jeder möglichen Position, manchmal mit einem der Cowboys, meistens aber alleine. Manu musste weinen. Ganz unten lag ein zusammengefalteter Zettel.

Es war eine Art Abschied Brief an das kleine Pony.
Manu stieß den Karton vom Bett und heulte hemmungslos los. Das Bett fühlte sich ohne Patrick kalt und falsch an.
Manu überhörte das Klopfen. Er bekam auch nicht mit, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Erst als sich das Bett neben ihm senkte, und jemand begann, ihm durch die Haare zu kraulen, bemerkte er die andere Person. Ungläubig hob er den Kopf und sah in die warmen, braunen Augen Johnnys. Schluchzend fiel er dem Cowboy um den Hals. Johnny tätschelte ihm den Rücken und störte sich nicht weiter an dem heulenden, der sich an ihn klammerte, wie ein ertrinkender.
,,Willst du mir erzählen, was passiert ist?" Fragte er dann sanft.
,,Patrick... Patrick!" Manu schnappte nach Luft.
,,Patrick ist in mich verliebt!" Würgte er dann hervor. ,,Und er hat mich geküsst!" Johnny lachte leise.
,,Na dann ist es ja nicht so schlimm." Fassungslos starrte Manu ihn an.
,,Er... er liebt mich?" Manu war fast sprachlos.
,,Na und? Ist das etwas schlimmes?" Fragte Johnny.
,,Nein, natürlich nicht!" Entrüstet schnaubte Manu.
,,Wo liegt dann das Problem?"
,,Wo das Problem liegt? Siehst du ihn hier irgendwo?"
,,Er ist durchgebrannt und du hattest nicht die Chance, ihm zu sagen, dass du auch auf ihn stehst?" Riet Johnny weiter.
,,Ich bin nicht Schwul!" Widersprach Manu sofort.
,,Könntest du dir vorstellen, mit Cheri was anzufangen?"
,,Was? Wie kommst du jetzt darauf?"
,,Ja oder nein?"
,,Nein! Natürlich nicht! Weißt du-"
,,Und mit Roxane?"
,,Ja, ne... eher nicht."
,,Mit Jule oder Malin?"
,,Nein, auch eher nicht."
,,Mit mir?"
,,Ja... ähm, was?! So war das nicht gemeint!" Probierte Manu die Situation zu erklären.
,,schon gut. Manu, bist du dir ganz sicher, dass du nicht vielleicht Schwul bist?" Fragte Johnny ruhig.
,,Ich... ich hatte noch nie was mit einem Jungen! Nur mit Mädchen!" Aufgebracht raufte Manu sich die Haare.
,,Nur weil du auf nen Jungen stehst, heißt das ja nicht, dass du Schwul sein musst. Vielleicht bist du ja auch bisexuell?" Beruhigte Johnny Manu.
,,Uns wäre es wirklich so schlimm, auf Patrick zu stehen?" Ergänzte er dann.
,,Nein..." murmelte Manu leise.
,,Siehst du?"
,,Aber wie soll ich ihn finden?! Und wie soll ich ihm das erklären? Und was ist, wenn ich doch nicht auf ihn stehe?" Unsicher sah Manu Johnny an.
,,Dann probier es aus." Schlug Johnny vor.
,,Und wie?"
,,Küss ihn." Johnny sagte es so, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Fassungslos sah Manu ihn an.
,,Und wie soll ich ihm das erklären?"
,,Genau so, wie du es mir erklärt hast."
,,Und was ist, wenn er mir nicht zu hören will? Oder-"
,,Schluss jetzt! Er wird dir zuhören. Und jetzt geht ihn suchen!"

Das Leben ist kein Ponyhof ~ KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt