Kapitel 3

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Die Nacht war Ereignislos verlaufen. Manu hatte erstaunlich gut geschlafen und saß nun, für sechs Uhr morgens, relativ munter am Esstisch und Frühstückte mit den Cowboys. Manu war schon fertig und verdammt ungeduldig. Er wusste, dass die Cowboys bald aufbrechen würden und wollte vorher noch unbedingt ihre Pferde sehen.
Endlich war Johnny fertig. Manu sprang auf und lief nach draußen. Johnny folgte ihm belustigt. Die Cowboys hatten ihre Pferde gestern noch in ein Roundpen gebracht, wo diese nun etwas Hafer fraßen. Die sieben Pferde standen da ruhig und Manuel merkte, wie sie in ihm ein Kribbeln auslösten.
,,Möchtest du rein gehen?" Johnny lächelte, als Manu wie bekloppt anfing zu nicken.
,,Na dann. Was möchtest du wissen?"
,,Alles!" Manu begann zu strahlen.
,,Ok das ist ziemlich viel. Aber egal." Johnny zeigte auf ein graues Pferd.
,,Das ist Buster. Wie du siehst ist er ein Blue roan und dazu noch ein Quater horse. Wie alle hier außer Flaming Star. Auf jeden Fall gehört er Hank. Komm ruhig näher, du kannst ihn streicheln." Vorsichtig trat Manu näher an das große Tier heran und begann, ihm die Nase zu kraulen. Buster senkte den Kopf und schnaubte.
,,Er ist der älteste von den sieben hier. Die drahtige, weiße da vorne ist Star Light. Sie gehört Frank und an deiner Stelle würde ich in Franks Gegenwart nichts schlechtes über sie sagen. Frank hütet sie, wie seinen Augapfel."
Manus Blick glitt zu dem hübschen Schimmel.
,,Der Mausfalbe ist Moonlight Bay. Er gehört Russ. Ebenfalls ein klasse Tier."
,,Darf ich ihn streicheln?"
,,Klar.
Langsam bewegte Manu sich auf das muskulöse Pferd zu. Moonlight Bays Fell war weich und in der Morgensonne angenehm warm.
,,Wie heißt das da?" Johnnys Blick folgte Manus ausgestrecktem Finger.
,,Ach so. Das ist Beach Boy. Er gehört Guss."
Mit interessiertem Blick beobachtete Manu den Falben.
,,Wem gehört der?" Manu zeigte auf den anderen, deutlich matteren Falben.
,,Das ist Moonfire. Er gehört Sascha.
,,Dann gehört der Rappe Alec?"
,,Jap. Er heißt Black Arrow und ist eines der schnellsten Pferde, die ich kenne."
,,Ist das Flaming Star?"
Johnny nickte. Manus Blick haftete an dem Pferd.
,,Erzähl mir was über ihn."
,,Er gehört Patrick und ist ziemlich eigensinnig. Er lässt sich auch nur von Patrick anfassen oder reiten. Er ist momentan neben Chicago Fire der einzige Mustang, der von den Cowboys geritten wird."

Die Cowboys kamen raus und kamen zu ihnen. Das Gatter wurde geöffnet und die Cowboys pfiffen. Zielsicher liefen die Pferde zu den Cowboys, ließen sich die Halfter über die Köpfe ziehen und ließen sich anbinden. Ganz brav standen sie da, ließen sich striegeln und aufzäumen. Jeder Cowboy wuchtete einen der schweren Sättel auf sein Pferd und abging die Post. Im flotten Trab verschwanden sie.

Nur Flaming Star stand noch da, den Kopf gesenkt, die Augen nur halb geöffnet.
,,Er sieht überhaupt nicht gefährlich aus."
,,Mh"
Manu und Johnny schwiegen. Es war kein unangenehmes Schweigen, sondern ein schönes.
,,Du bist anderst, als andere. Deswegen möchte der Boss, dass du dich um Patrick kümmerst." Johnnys Stimme war ruhig und er sah Manu nicht an.
,,Inwiefern anderst?" Manu war ehrlich interessiert.
,,Die Meisten schreien zu erst rum, dass er das schönste Pferd ist, was sie je gesehen haben. Dann hören sie von seinem Ruf und sagen Dinge wie "dem muss man nur zeigen, wer der Boss ist" oder"ich wette, mich lässt er aufsteigen". Das macht dich so anderst. Vielleicht kommst du deswegen besser mit Patrick klar, als wir."
,,Wieso? Ich meine, klar. Er ist wunderschön und so. Und man sieht ihm sogar jetzt noch an, das er ein Wildpferd ist. Aber genau das macht ihn aus. Ich möchte ihn gar nicht reiten. Er gehört zu Patrick. Nicht zu mir."
,,Der Boss weiß das auch. Deswegen hat er das gesagt. Ihm war klar, dass du ihn nicht reiten wollen würdest. Soll ich dir jetzt alles zeigen?"
,,Klar. Können wir Patrick mitnehmen?"
,,Er wird nur stören, aber wenn du ihn dazu bringst mitzukommen, nehme ich ihn gerne mit."

Vorsichtig klopfte Manu an Patricks Zimmer Tür.
,,Was?" Patrick klang aggressiv.
,,Ich bin's. Kann ich rein kommen?"
,,Nein!"
,,Guck mal Patrick. Du sollst doch eh mit. Es ist für alle Beteiligten doch angenehmer,wenn du einfach mit kommst. Von mir aus kannst du dich nachher auch absetzen und mit Flaming Star verschwinden."
Die Tür wurde aufgeschlossen und Patrick trat heraus. Nun konnte Manu auch zum ersten mal sein Gesicht sehen.
,,Kommst du mit?"
,,Wie soll ich mich mit Flaming Star absetzen, wenn du auf ihm Reitunterricht bekommst?"
,,Glaubst du wirklich, ich würde ihn reiten wollen oder können? Er gehört zu dir. Ich will ihn gar nicht."
,,Das sagst du nur, weil du Angst vor ihm hast." Patrick war unsicher. Manuel spürte dies und war sich sicher, dass es besser war, wenn er das jetzt erstmal so stehen ließ.
Manuel sprang die Treppe runter und lief zu Johnny, der immer noch an dem Roundpen lehnte. Patrick folgte ihm leise und pfiff durch die Zähne, als er Flaming Star erblickte. Dieser setzte zu einigen kurzen Galoppsprüngen an, bevor er über das Gatter sprang und zu Patrick kam. Dieser begrüßte sein Pferd leise, bevor er sich auf Flaming Stars blanken Rücken schwang.
,,Was ist? Wenn wir zu Fuß laufen sind wir morgen nicht fertig." blaffte Patrick.
,,Ich wollte ihm nicht alles zeigen, aber wenn du meinst." Johnny klang freundlich.
,,Komm. Dann holen wir uns auch noch Pferde."
Manu trottete neben Johnny her und lauschte seinen Erklärungen.
Schließlich blieben sie an einem weiteren Roundpen mit drei Pferden stehen.
,,Das sind meine. Die mit dem dicken Bauch, die dunkle, das war mein erstes Pferd. Halt dich fest. Sie heißt Kleines Abenteuer. Ich würde dir ja dir geben, aber momentan ist sie trächtig. Da neben, die ebenfalls dunkle ist Brooklyn, ihr erstes Fohlen. Und der da, der heißt Chicago Fire und ist mein Reitpferd."
,,Der zweite Mustang" erinnerte sich Manuel.
,,Wieso reitest du Kleines Abenteuer nicht mehr?"
,,Sie ist schon 23. Damit ist sie noch Älter als Buster. Der ist erst 17 und trotzdem guckt Hank schon nach einem neuen Jährling. Deswegen sollte ich sie ja auch suchen gehen. Sie sollen hergetrieben und eingeritten oder verkauft werden."
,,Woher hast du Chicago?"
,,Lange Geschichte, steig erst mal auf. Bist du schon mal ohne Sattel und Trense geritten?"
,,Nein." Es war Manuel peinlich. Seltsamer Weise machte Patrick keine dumme Bemerkung.
,,Macht nichts." Johnny lächelte.
,,Mit Brooklyn kannst du nichts falsch machen."
Vorsichtig öffnete Johnny das Gatter und lief auf Brooklyn zu.
,,Komm. Du kannst sie streicheln."
Langsam strich Manu über die weichen Nüstern der Stute.
,,Kommst du alleine hoch oder Brauchst du Hilfe?"
Kurz musste Manu überlegen. Sich für Hilfe zu entscheiden würde ihn wieder in die Opferrolle drängen, sich gegen Hilfe zu entscheiden würde dann peinlich werden, wenn er es nicht schaffen würde.
,,Wenn du mir zeigst, was ich machen muss, möchte ich es so probieren."
,,Ok."

Das Leben ist kein Ponyhof ~ KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt