Kapitel 24, Totenstille

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Als Clara aufwachte schien die ganzeл Welt still zu sein. Nichts rührte sich. Es war so ein Kontrast zu dem Lärm den sie die vorige Nacht um sich hatte dass es fast gruselig schien. Das Mädchen versuchte aufzustehen. Höllisch schwer. Ihr Kopf war am zerbrechen. Sie versuchte alle Gedanken zu verdrängen und einfach zu handeln. Steh auf. Geh. Geh weiter. Und es funktionierte, nach einer Stunde war sie zu Hause. Alton schlief noch. Clara wollte sich nicht ausziehen. Sie legte sich auf ihr Bett und starrte die Decke an. In ihrem Kopf flitzten Bilder, von dieser Nacht, diesem Lärm. Dieser brüllenden Musik. Diesem brüllenden Mann von dem sie dachte er wäre... Anders. Was ist passiert? Clara wusste es nicht. Sie wollte es nicht wissen. Aber ihr inneres sagte ihr wieder und wieder: du bist ein Opfer. Du wurdest angetastet. Dir wurde etwas genommen. Du wurdest vergewaltigt.

"Clara!" das Mädchen schreckte auf. Alton stand neben ihrem Bett. "Schön dass du zu Hause bist." sie nickte. "Kein Alkohol also, hm?", sagte er besorgt aber dennoch kichernd. "Es tut mir leid...", flüsterte sie. "dir braucht doch nichts leid tun. Oder hast du etwas angestellt?"- "ich... Ich...", Tränen kamen aus ihren roten Augen, "ich weiß es nicht..."- "Hey, kleines, nicht weinen.", der Lehrer setzte sich auf die Bettkante und umarmte sie, "ist etwas passiert? Oder hast du einfach Angst? Das ist normal bei einem Kater."- "ich weiß es nicht...", wiederholte sie. "komm, ich bringe dir etwas zu trinken."- "Nein!", sagte Claire plötzlich hellwach, "bitte geh nicht.", fügte sie leise hinzu. "Gut...", sagte der Mann verblüfft, "möchtest du reden?" Als Antwort schüttelte Clara nur den Kopf. "Gut... Möchtest du- Oh!", er wurde unterbrochen davon dass sie ihn zu sich zog. Sie sah schüchtern weg und fragte leise: "Kannst du mich wieder umarmen?"
Die beiden saßen noch lange so auf dem Bett. Sie hatte ihren Kopf auf seine Brust gelegt und seine Arme lagen ruhig um sie. Nach einiger Zeit merkte Clara aber: es half nicht. Sie stand auf und ging ins Bad. White blickte in den Spiegel. Wer ist das? Dieses Mädchen das ihr entgegenblickte kannte sie nicht. Dieses Mädchen war hässlich. Mit kaltem Wasser wusch Clara ihr Gesicht. Danach ging sie in die Küche, machte sich einen Kaffee, und setzte sich an den Tisch. Das heiße Getränk stand noch lange vor ihr bevor sie wagte es anzufassen. Es schmeckte grässlich, aber es tat gut. Schließlich trank sie noch zwei Gläser Wasser und ging wieder ins Bett. Sie wollte nur Ruhe. Nur Stille. Sie wollte schlafen und nicht wieder aufwachen.

Alton konnte nicht verstehen was los war. Als er sicher war dass sein Mädchen eingeschlafen ist stand er auf und rief seinen Bruder an.
"Ich denke ich brauche dich wieder."- "Ich will nicht wieder kleine Mädchen stalken."- "Sie war gestern Feiern und etwas ist passiert, ich weiß nicht was."- "Dir ist klar dass ich dafür hinter Gitter kommen kann?" Alton seufzte. "Ich weiß. Aber niemand macht diesen Job so gut wie du."- "dass du dich in eine Schülerin verknallt hast hab ich gehen lassen. Sie wurde fertig gemacht und dass du wolltest dass ich sie deshalb verfolge konnte ich noch verstehen. Aber ich kann ihr nicht dauernd hinterherlaufen, verstehst du das nicht? Was wenn sie es rausfindet?"- "Das wird sie nicht, vertrau mir. Ich könnte dich nicht dazu anheuern sie zu stalken wenn ich nicht wüsste dass es sicher ist."- "... Wann brauchst du mich?"- "ich werde dir bescheid geben wenn sie wieder ausgehen will. Bis dahin werde ich sie überallhin kutschieren.", Alton legte auf, seufzte, und drehte sich um. Hinter ihm stand Clara und sah ihn mit einem leeren Blick an. Niemand sagte etwas. Eine Träne kam aus ihren müden, verheulten Augen. Sie sah so kaputt, so zerbrechlich und machtlos aus. In letzter Zeit hatte sie krankhaft schnell und viel abgenommen. Ihre Lippen waren trocken und bleich. Ihre Haut schien Matt und tot und unter den einst wunderschönen Augen waren nun riesige blaue Säcke. "Clara ich... Ich denke du wirst verstehen wenn-"- "Sei still.", wurde der Mann von ihrer leisen, trockenen Stimme unterbrochen, "ich dachte echt für einen Moment ich wäre endlich sicher. Bei dir. Kannst dir gar nicht vorstellen wie es ist zu erfahren dass diese Sicherheit die man so lange gesucht hat einfach eine Lüge ist."- "Clara bitte, hör mir zu!", wurde der Lehrer lauter, "ich liebe dich! Ich wollte dich beschützen, verstehst du das nicht?!"- "du hast mich nicht beschützt. Du könntest es nicht. Du wolltest mich einfach besitzen.", konterte das Mädchen genauso emotionslos wie vorher, "ich ziehe aus."- "WOHIN?"- "Das sage ich dir nicht. Ich will nicht dass dein Bruder mich verfolgt.", daraufhin drehte sie sich um, machte den nötigen Anruf und war schon bald auf dem Weg in ihr neues altes Zuhause.

Im HimmelWhere stories live. Discover now