Kapitel 4, Du (Teil 1)

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Am nächsten Tag kam White als erste in die Klasse, sie war nämlich etwas früher aufgestanden um noch mal bei Frau Maris vorbeizuschauen, seit es ihr nun Morgens immer schlechter geht. Ins Klassenzimmer kamen nach und nach die Leute. Die einen wunderten sich darüber, dass White schon da war, den Anderen war es vollkommen egal. Nach einiger Zeit kam der Lehrer ins Klassenzimmer, Herr Walter. Er wartete, bis sich alle auf ihre Plätze setzten, begrüßte die Schüler, stellte mit einem überraschtem Ton fest, dass White pünktlich ist, machte einen schlechten Witz darüber, und hörte auf zu lachen, als er feststellte, dass "er" ihn nicht mal beachtete. Darauf hüstelte der Lehrer und fing an in einem ernsten Ton zu sprechen: "So, meine Damen und Herren, heute habe ich die Ehre euch Blutsaugern einen neuen Schüler vorzustellen.", er wendete sich zur Tür und rief: "Du kannst reinkommen!". Clara hörte wie die Tür aufging. Dann schritte. Das geflüster der Klasse: "Hmmm... ganz hübsch..."- "Ganz hübsch? Der Typ ist Bombe! Der würde uns nicht mal mit dem Arsch anschauen, so hübsch ist er.", und dann die tieferen Jungsstimmen: "Sieht ganz nett aus. Macht bestimmt Sport und so."- "Maaan guck ma, der hat jetzt schon die ganzen Mädels für sich. So krieg ich nie ne Freundin!", so ein klassischer Beliebter also... "Hallo, ich bin Kalodius Blue, freut mich euch alle kennenzulernen!", erklang seine Stimme. Whites Augen weiteten sich. ER?! Wie? Warum? Nicht bewegen. Er bemerkt dich nicht. Er hat dich schon längst vergessen. "Ah ja, da, neben White ist noch ein Platz frei, setz' dich da mal hin. ", meinte Herr Walter. Nein. Warum? Warum?! Clara hörte wie sich jemand auf den Stuhl neben ihr setzte. Sie spürte seinen Blick auf ihren Schultern. Er überlegte wohl, ob er etwas sagen sollte. Dann ließ er es aber, da der Lehrer wieder anfing zu sprechen: "Also, ich weiß, dass ihr gerne den Unterricht vorauszögert, also tue ich euch heute Ausnahmsweise mal den Gefallen und lasse eine Vorstellungsrunde zu. Lee, du kannst anfangen."- "Mhh, also ich bin Lee, ich bin 17, und mache gern Volleyball...", sie wickelte eine Haarsträhne auf ihren Finger und man konnte klar und deutlich diesen möchtegern-Verführer-Ton aus ihren Worten raushören. Die Anderen Mädchen waren entweder total schüchtern, oder versuchten einfach normal zu wirken. Bei den Jungs gab es Arroganz, Freude, aber auch uninteressierte Töne. Dann was White an der Reihe. Sie war still. Sie wusste dass alle auf ihre Stimme warteten, aber sie rührte sich nicht und sagte nichts. "White, mein Junge, du bist dran!", bemerkte der Lehrer und lachte. Wieder herrschte Stille. "Naja, das ist White, White ist sein Nachname, er heißt eigentlich Claire White. Und ja, er ist immer so. Also äh... Martin, mach weiter.", dann ließen alle Clara in Ruhe, aber sie spürte, dass Kay sie die ganze Zeit über anstarrte. Könnte es sein...? Nein, das ist vollkommen unmöglich, in diesem Aufzug würde er mich niemals wiedererkennen... Oder? Nein, nein, bestimmt nicht. Mehr als das hat er mich eh bestimmt vergessen...

Als sich White in der Pause allein an einen Tisch setzte, setzte sich nach einiger Zeit plötzlich jemand ihr gegenüber. "Hi, schlimm wenn ich mit dir sitze?", es war wieder ER. Clara sagte nichts. Er kicherte. "Haha, sorry, erinnerst mich halt an jemanden..."- "Sag bloß du hängst mit diesem Schandfleck ab!", kam plötzlich eine Männliche Stimme von hinten, worauf höhnisches Gelächter folgte. White zuckte zusammen. Nicht wieder die... "Ich sagte doch, dass der so'n Opfer ist...", kam ein Anderer dazu. "Was habt ihr gegen White?", fragte Kalodius ruhig, aber etwas genervt. "Schau dir dieses Opfer an und du weißt es.", lachte der dritte Mobber. "Nur weil jemand anders ist als ihr, könnt ihr ihn nicht so behandeln.", erwiderte Kay etwas lauter. "Oh, du willst jetzt den Beschützer spielen?!", der Typ fing an zu schreien und schubste Kalodius um. Er wollte aufstehen wurde aber wieder zu Boden getreten. Clara sah sich um. Die Cafeteria war nicht so voll wie in der zweiten Pause, aber es waren so einige Leute da. Einige schauten in ihre Richtung, andere versuchten wegzuschauen. NIEMAND dachte auch nur daran, einzugreifen. In White stiegen alle möglichen Gefühle auf: Frust, Trauer, Mitleid, Ekel, Verantwortung, Angst und vor allem: Zorn. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Kay versuchte, sich zu wehren, wurde aber zertreten und zerschlagen von den drei Monstern. White fing an zu zittern. Nein, nein, nein... "ES REICHT!", sie schrie. Sprang auf. Die Kapuze flog ab. Sie haute den Tisch um, sodass er auf einen der Agressoren fiel. Alles wurde still. In Claras Augen sammelten sich tränen. Sie sah zu Kay. Sein Gesicht leuchtete auf.


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