Kapitel 11, Models und Schmetterlinge (Teil 1)

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Die Schulglocke läutete. Schulschluss. Dieser Tag war besonders: Claras erster Tag auf der Arbeit! Einige Tage zuvor hatte sie mit Sarah die Unterlagen ausgefüllt und Sarah hatte dafür gesorgt dass diese in die richtigen Hände gelangen. Und schon war White auf dem weg zum ersten Shooting! So nervös war sie noch nie. Was sie aber noch nervöser machte war, dass außer ihrer Partnerin, Sarah, nicht nur Alexandra und Naga sondern auch rate wer... Kalodius da war! Es bestand an sich schon eine 70% Chance dass sie sich blamieren würde, aber auch noch vor ihm... Moment, darüber sollte sie sich keine Gedanken machen. Der Weg zum Studio war spaßig. Sie redeten und lachten. Dort angekommen wurden sie warm empfangen vom Manager, seiner Assistentin, einem Haufen Technik-Leuten, noch einem Haufen Stylisten und zwei Fotografen. White fühlte sich etwas sehr unwohl bei der Anzahl der Augen die auf sie gerichtet waren. Plötzlich spürte sie eine warme, große Hand auf ihrer Schulter. Kurz war sie erschreckt, aber schon nach einem Moment wusste sie dass es -wer hätte es gedacht- Kay war. 'Der Typ weiß zu viel...' dachte White, drehte sich zu ihm und lächelte leicht. Er stand nur da und lächelte zurück bis Clara von Alexandra in einen Raum mit ein paar Stylisten mit gierigen Blicken gezogen wurde. Claire bekam schon fast Angst dass sich die Leute wie wilde Tiere auf sie schmeißen würden bis... sie es wirklich taten. Nur anstatt das Mädchen zu zerfetzen fingen sie an immense Kräfte in Make-up, Haare, Nägel und Kleidung zu stecken. White saß nur da ohne sich zu bewegen, voll geschockt von der Energie die von diesen Leuten ausging, und hörte sich Alexandras Lachen an. Als sie fertig war stand sie auf und sah in den Spiegel. Sie schloss ihre Augen, dann machte sie sie wieder auf. Zu, auf, zu, auf. Dann drehte sie sich langsam zu ihren Freunden und mit großen Augen zeigte sie in den Spiegel: "Was... habt ihr damit gemacht?"- "Clara, das bist du.", sagte Naga schmunzelnd. Clara schüttelte ihren Kopf. Der Rest der anwesenden nickte. Clara schaute noch mal in den Spiegel. Dann lächelte sie zart. Ihre Augen strahlten. Sie lachte laut und herzhaft los. Nach ein paar Momenten lachten alle mit. Claire White war die einzige, die wusste warum. Aber das war auch egal.

Das Shooting verlief glatt und nahezu ideal. Obwohl Clara vollkommen neu war im Geschäft waren alle am Set begeistert von ihr. Der Manager umarmte sie stark,  sah sie mit glühenden Augen an und sagte laut: "DU! Du hast ein Talent, liebste!" Später erklärte Sarah dass der Typ so etwas sonst nie sagt, und das das erste Mal war wo sie ihn so Gefühlvoll gesehen hat. Es machte Spaß. Sie waren alle voll bei der Sache. Es gab noch keinen Tag in Claras Leben an dem sie so viel gelacht hat wie an dem.

Nach dem Shooting ging Kay nach Hause und die Mädels versammelten sich bei Sarah mit einem bestimmten Plan: heute brachten sie White bei, was ein Mädchen wissen muss. Alle Geheimnisse und Tricks der Schminke, der Mode, der Psyche... Als erstes war Schminke. Clara hielt den Pinsel zitternd in der Hand, vor einem Spiegel sitzend. "Komm schon, einfach ganz leicht an deinem Lid lang gehen!", quietschte Alexandra euphorisch. "Einfach...", Clara hob den Pinsel ans Gesicht, "ganz leicht..." sie setzte am Lid ihres rechten Auges an. Plötzlich riss sie mit Hyperkraft im Bruchteil einer Sekunde eine dicke, gerade Linie bis unter ihr Ohr. Sie starrte gebannt ins Glas. Es herrschte vollkommene Stille bis sie leise, fasziniert rausbrachte: "Ultimativ." Die drei anderen Mädchen lachten so viel dass ihnen Tränen kamen, sie rollten sich über den Boden und hielten sich am Bauch fest. Clara hatte ein brennendes Feuer in den Augen Und Riss eine Gerade nach der Anderen von den Augen bis zum Rand des Gesichts. Sie hatte diesen unbezahlbaren Ausdruck von Euphorie, Kampfgier, Feuer im Gesicht. Sie drehte ihr Gesicht ruckartig zum Publikum. Das Gelächter wurde noch stärker, sie waren schon am ersticken, außer Atem brachte Naga raus: "Der ultimative Indianer!". Clara sah in den Spiegel. Es sah tatsächlich aus wie ein feierlicher Indianerkrieger! Plötzlich ging die Tür auf. Alle waren still. Im Türrahmen stand Sarahs Mutter und sah die Vier mit geschockten Augen an. Dann machte sie die Tür zu. In der Stille konnte man sie aber hinter der geschlossenen Tür kichern hören.

Es war ein wundervoller Tag, und als Clara zu Hause ankam, umarmte sie Frau Hermann und fiel totmüde ins Bett.

Im HimmelWhere stories live. Discover now