Kapitel 4, Du (Teil 2)

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Alles wurde still. In Claras Augen sammelten sich tränen. Sie sah zu Kay. Sein Gesicht leuchtete auf.

"Was?", fragte der unterm Tisch liegende Typ. "Das is'n Mädel?", flüsterte einer dem Anderem zu. "Sieht so aus... aber mann ist die hübsch...!", kam die Antwort zurückgeflüstert. Die ganze Kantine fing an vom geflüster und gemurmel zu beben. Eine Träne rollte über Claras bleiche Wange. Sie rannte weg und warf sich beim laufen die Kapuze über. Erst im gang merkte sie, dass ihr jemand hinterherlief. Es war nur eine Person. Konnte es sein...? Nein! White nahm an Geschwindigkeit zu. "Claire! White! Stopp! Warteeee!" es war er. Sie blieb stehen. er holte sie ein. Sie drehte sich um. "Nenne mich nicht Claire.", sie schaute unter ihrer Kapuze hervor. Ihre geröteten vom weinen Augen hatten einen reinen Mordsblick auf sich. "Du! Es bist wirklich du!", ignorierte er ihre Aussage, "Erinnerst du dich nicht an mich?". Sie überlegte kurz. Dann entschied sie sich für das Schweigen, drehte sich um und ging. "H-hey warte!" er griff sie leicht an der Schulter, "Du kannst mich doch nicht vergessen haben! Sonntag, im Wald, du auf dem Boden, Kalodius...!" nach einer Pause sagte sie leise und kalt: "Habe ich aber." Sie ging weiter, er blieb geschockt stehen. "Warum lügst du?!", rief er. Sie blieb stehen. Wieder kamen ihr tränen. Aber sie ging weiter in schnellem Schritt.

Sie ging aufs Schuldach. Da, wo sie wenigstens ein kleines bisschen näher am Himmel war. Sie musste erstmal mit ihren Gedanken fertigwerden...


"...Was macht er hier? Verfolgt er mich? Oder ist das Zufall? Seiner Reaktion nach muss es wohl so sein. Komisch, dass er sich an mich erinnert. Vielleicht sieht man nicht jeden Tag ein Mädchen im Wald. Was wird jetzt werden? Diese Monster werden alles sofort über mich erzählen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Heute bleibe ich in der Kapuze. Was mache ich mit Kalodius? Nein, ich lasse es einfach. Freunde brauche ich nicht, auch nicht wenn sie mein Geschlecht kennen. An mir hat sich durch ihre Entdeckung genau so wenig geändert wie an ihnen. Und wenn sie ihr Verhalten gegenüber mir ändern, will ich immer noch nichts mit ihnen zu tun haben.Es ist banal einen Menschen nur dann annehmen zu wollen, wenn man sein Geschlecht und Aussehen kennt. Es ist einfach nur banal sich an diesen Materiellen Außenwerten festzuhalten."


White zog ihre Kapuze an und ging ruhig zum Klassenraum. Geflüster, Getuschel, das Kommentar des Lehrers, die Starrenden Augen, die auf sie gerichtet waren. Clara war ruhig. Ihre Gedanken klar. Sie setzte sich auf ihren Platz und passte beim Unterricht auf. Ob die Klasse wohl schon weiß, wer sie wirklich ist...? Aber das hatte keine Bedeutung mehr...

Es ist banal einen Menschen nur dann annehmen zu wollen, wenn man sein Geschlecht und Aussehen kennt. Es ist einfach nur banal sich an diesen Materiellen Außenwerten festzuhalten.

Im HimmelWhere stories live. Discover now