Kapitel 21 (Teil 2), Wenn die Vergangenheit einholt...

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"Wo möchtest du hin?", fragte Herr Cohlen sanft. Clara schaute leicht überrascht und müde nach vorne um ihn durch den Spiegel sehen zu können. Sie lag auf den Rücksitzen unter einer dünnen Decke, in dem befleckten Kleid, und fühlte sich ekelhaft. Ihr war übel. "Ich kann dich hinbringen wohin du willst, Clara. Wir könnten wieder auf den Hügel von dem man die ganze Stadt sehen kann. Oder wir holen uns was leckeres zu essen und fahren nach Hause. Wenn du wo Anders hin willst, musst du es nur sagen. Wenn du möchtest kann ich dich auch irgendwo absetzen wenn du alleine sein möchtest, oder dich zur Wohnung bringen und selbst irgendwohin damit du Raum für dich hast...", er klang sehr besorgt. Kein wunder, so herzzerreißend hilflos wie Clara da war und ihn ansah. Eigentlich hatte er keine Ahnung was er tun sollte um es ihr besser gehen zu lassen. Würde er sich nicht für das Mädchen zusammenreißen hätte er längst angefangen zu weinen und zu zittern, so sehr fühlte er ihren Schmerz. Meine arme kleine Clara, meine Prinzessin, mein Engel... Er konnte einfach nicht verstehen wieso jemand ihr so etwas antun wollen würde, wie konnte man so herzlos sein, wie konnte sie das alles durchhalten... "Alton", erklang ihre sanfte, leise Stimme und riss ihn aus seinen Gedanken. "J-Ja, Clara?", antwortete der Mann mit einer rauen Stimme. "Lass uns etwas richtig ungesundes bei McDonalds mitnehmen und zu Hause essen...", sie legte ihren Kopf runter und seufzte verbittert. "Ich bin so müde, ich möchte mich ausruhen Alton... Und duschen... Ich möchte sauber sein... Alton... Ich mag es so sehr wenn du meinen Namen sagst...", eine Träne floss über ihr Gesicht und sie nickte ein. Der Mann am Lenkrad lächelte traurig. "Ich liebe es wenn du meinen sagst, Clara."

"Hey... Hey Clara...", Clara wurde vorsichtig wachgerüttelt von Herrn Cohlen. "Komm steh auf. Ich habe jede Menge ungesundes Essen gekauft, komm in die Wohnung Schatz."- "Mhhh... Ja... Hast du mich Schatz genannt?"- "Oh, ähm, tut mir leid..."- "Ist schon okay.", sie lächelte den Lehrer an. Er verharrte einen Augenblick vor ihr. Dann beugte er sich zu ihr runter. Kam ihr immer näher als wollte er sie küssen. Hielt dann aber an. Und gab ihr einen sanften Kuss auf die Hand. Jetzt ist nicht der Moment sie weiter zu bedrücken. Sie hatte genug Stress heute. Ich bin nur überflüssig... "G-gut jetzt komm, sonst wird das ganze Fett kalt." Wurde er rot? "Oh, ja!", das Mädchen sprang auf, nahm dem Lehrer einiges ab und eilte zur Tür um sie ihrer Begleitung offen zu halten. Bald saßen sie schon zuhause, beide frisch geduscht und ließen sich im Kerzenlicht die Burger, Nuggets und Pommes schmecken. "Das ist das romantischste Dinner das ich je hatte.", schmunzelte Alton. Clara nickte. "Hör mal, ich will nichts kaputt machen aber... Es tut mir sehr weh wenn du nie mit mir redest über deine Probleme und allgemein Sachen die dich belasten. Letztendlich wohnen wir unter einem Dach und ich hatte eigentlich das Gefühl dass wir uns relativ gut verstehen..."-"Ich will mit dir reden Alton.", flüsterte White und sah ihm in die Augen. Das blau-grau in ihrer strahlenden Iris glänzte im goldenen Kerzenlicht. Ihre hellen Haare sahen aus wie ein perlenweißer Wasserfall und die matte Haut wirkte wie Marmor. Wie eine Puppe, wie ein kleiner gefangener Engel, so saß sie vor ihm. "Ich möchte dir alles erzählen, aber...", eine klare Träne, wie Glas, floss an ihrem perfekten Gesicht entlang. "...aber es ist so schwer...", sie seufzte und wusch sich das Salz von der Wange. Er nahm ihre Hand. "Du musst nicht. Zumindest nicht alles auf einmal. Nimm dir Zeit um alles so langsam zu erzählen wie du brauchst um alles durchzukauen und zu verstehen. Ich habe das Gefühl dass du bisher keine Möglichkeit dazu hattest...", in seinen tiefen grünen Augen konnte man sich verlieren. Und sie schauten genau in Claras Seele. Doch anstatt sich, wie sie es sonst von sich erwartet hätte, bedroht zu fühlen, floss ein erfrischendes und wohlig-weiches Gefühl der Ruhe durch sie. Clara atmete tief ein, dann langsam wieder aus. "Wo soll ich denn anfangen?", fragte sie leise und unsicher. "So früh wie die Geschichte angefangen hat. Du kannst mir alles sagen. Selbst das was jemand Anders nicht für relevant halten würde." es fühlte sich an als würde der Rest der Welt nicht existieren. Und nun saß sie hier, kramte in ihrem Kopf, ging ganz weit zurück, ganz ganz weit... Bis an den Anfang. Die verschwommenen Bilder ihrer Kindheit... All das würde jetzt ans Licht kommen. Claire White stand sich selbst gegenüber. Sie hatte Angst vor dem was sie jetzt sagen würde, aber sie fühlte sich sicher in der Hand ihres ehemaligen Lehrers. So war es richtig...


Im HimmelTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon