Kapitel 7, alles bricht zusammen (Teil 2)

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Sie schaute in den Himmel. Am nächsten Tag sollte es regnen. White lächelte. Sie war glücklich. Dachte an nichts. Ihr war alles egal. Es war an sich viel zu viel um es alles zu verarbeiten. Also versuchte sie es gar nicht erst. In diesem einen Moment war sie glücklich, und das war das wichtigste für sie: nach einer gefühlten Ewigkeit einfach nur ruhig und glücklich zu sein. Doch was sie nicht wusste war...

Eine schöne Nacht, nicht so kalt, eine ruhige Gegend, wirklich schön. Moment mal, ist das nicht... doch das ist sie. Claire White. Ich habe sie hier bisher noch nie gesehen... was macht sie hier? In den Himmel starren. Oh, sie zieht ihr Haargummi ab. Das ist... wunderschön! Sie ist einfach nur... wundervoll. Es ist schon lange her seit ich eine so wunderschöne Frau gesehen habe. Und die Sterne... sie lebt einfach. Das alles, hier, schön wie ein Engel, unter- nein, im Himmel! ... Moment was denke ich denn da, das hier ist eine Schülerin. Was! Ich- sie ist einfach nur schön! Ich muss weitergehen, bevor sie mich bemerkt. STOPP. Bin ich jetzt sowas wie ein Stalker? WEITERGEHEN.

Der nächste Tag war Samstag. White besuchte Frau Maris und ging dann zu ihrem Haus im Wald. Was sie Frau Hermann sagte war dass sie bei einer Freundin jedes Wochenende übernachtete. Die alte Frau wirkte zwar etwas besorgt, sagte aber dass sie es für richtig hielt und Clara wirklich mal die Seele baumeln zu lassen. Da saß sie also wieder, in der selbstgebauten Holzhütte, dem einzigen Zuhause das sie noch übrig hatte. Sie erinnerte sich, reflektierte das Geschehene. Also... Ich, ein sozial unbeteiligtes und unbeliebtes Mädchen, treffe auf einem Spaziergang einen Typen, werde beobachtet, kurz darauf wird in der Schule meine Identität bekannt, gleich danach wird mein Zuhause zerstört und meine Mutter ermordet, nun wohne ich an einem sicheren Ort, alle wollen was von mir, mein Leben ist vollkommen und ganz durcheinandergebracht, zusammengebrochen. Claras Kopf brummte. Der Sternhimmel wurde verwischt. Alles drehte sich. Sie fiel.

Brunnius... Ich brauche dich. Auch wenn ich es weder dir noch mir selbst zugeben kann oder will, werde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ohne dich überleben. Tja, so ein Mensch bin ich: ich muss mich immer an etwas binden um zu überleben. Schlechte Angewohnheit, ich weiß...

Liebes Tagebuch, ich bin ziemlich durcheinander gerade. Alles passiert auf einmal. Die Aufdeckung meiner Identität, der Mord meiner Mutter, der Vandalismus in meinem Haus, Brunnius, alles. Ich frage mich, ob Herr Cohlen schon wusste, dass er sich und den Anderen nur etwas vorspielte oder ob ich ihm das klar gemacht habe. Er macht nichts falsch. Will einfach nur ein guter Lehrer, ein guter Mensch sein. Aber das ist er nunmal nicht. Das ist keiner. Und wenn er nicht helfen will, sollte er das nicht tun. Das macht alles nur schlimmer, wenn er nicht interessiert ist und sich dazu zwingt etwas "gutes" zu tun. Er hat mich so... geschockt angesehen. Ich finde seine Augen schön. Ich finde alle Augen schön, sie sind ja das Fenster zu Seele... oder so. Sie sagen die Wahrheit, ganz egal wie der Mund und die Hände sprechen. Tut mir leid, ich kann nicht mehr schreiben. Ich bin sehr, sehr müde.__

Zum Ende des letzten Satzes wurde ihre Schrift schon unleserlich und nach dem Punkt rutschte der Stift aus und Whites Kopf fiel auf den Tisch. Danach stand sie auf und legte sich schlafen. Morgen... wird sie aufwachen, aufstehen, sehen, gehen. Sie wird morgen denken und reden. Aber nicht heute. Heute war sie schon fertig mit den Gedanken. Sehr, sehr müde...

Im HimmelWhere stories live. Discover now