Kapitel 2, Allein aber nicht einsam (Teil 2)

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Sie war so schön, dass er sich nicht einmal mehr sicher war, ob sie überhaupt ein Mensch sein konnte...


Sie stand auf und ging. Ohne irgendetwas zu sagen. Ruhig und gelassen. Und er, gefroren von ihrer Magie, rührte sich nicht vom Fleck. Wer... ist sie? Ihr Name? Ihr Wohnort? Verdammt, er wusste nicht mal ihren Namen! Er schüttelte seinen Kopf und sprang auf. Aber als er sich umschaute, war sie bereits verschwunden. Wie konnte er sie nur gehen lassen? Wohin war sein Verstand verschwunden als sie ihm ihren kalten Rücken zudrehte? Er ging in hastigen Schritten, schon fast laufend in die Richtung, wohin die Fee verschwunden ist. Er ging schneller, schneller und schneller und drehte seinen Kopf in alle Richtungen. "Hey.", er gab einen verzweifelten Laut von sich. "EY!" er schrie. Hoffnungslos. Sie hatte sich aufgelöst, wie die kleine Meerjungfrau in Meeresschaum. Sie ist verschwunden wie ein flüchtiger Traum kurz vor dem Aufwachen. Der Engel lief ins Nichts so wie der Nebel verweht wenn der Tag kommt. Moment mal, Stop! Warum war er so wild nach ihr? Er kannte doch nicht einmal ihren Namen. Sie hat nicht einmal richtig mit ihm gesprochen. Nein, allein wegen der Schönheit wollte er nicht einem Wildfremden Mädchen hinterherjagen. Er drehte sich um und ging nach Hause.

"Kalodius also... Kay... was für ein komischer Name." Clara White saß auf dem selbstgezimmerten Holzstuhl vor dem kleinen Fenster in ihrer Hütte. "aber irgendwie schön..." von ihrem Vater, einem totalen Sprachenfan, hatte sie gelernt, dass alle Namen eine Bedeutung haben, die man rausfinden kann, wenn man den Namen in die Sprache, aus der er stammt, zurücksetzt. Aus welcher Sprache 'Kalodius' wohl stammt... Im Russischen gibt es den Begriff 'Kalodez', also Brunnen. Brunnius... Clara kicherte. Aber klingen tut er eher Englisch, von der aussprache her. Obwohl 'Kalodius' auch was römisches oder griechisches sein könnte... White schnappte sich Stift und Papier und schrieb den Namen mehrmals auf verschiedene Weisen auf. 'Calodius', 'Kalodyus', 'Chalodius' und noch ein Paar andere Versionen. "Schade, dass ich dich nie wiedersehen werde, Brunnius..." ihre Augen sunken zu Boden und sie flüsterte: "Aber vielleicht ist es besser so."

Den Rest vom Wochenende verbrachte sie in der Hütte. Montag nach der Schule ging sie dann nach Hause. Niemand war da. Wie immer. Clara setzte sich an ihren Schreibtisch, lernte für die Schle, wonach sie die Geige in die Hände nahm und eine halbe Stunde lang irgenetwas Klassisches das sie vom Papier ablas spielte. Sie hatte weder inspiration noch Interesse an dem Tag. Dann machte sie sich Bettfertig, las Tschechovs 'Krankenstation Nr. 6', und legte sich ins Bett. Nach einer weiteren halben Stunde stellte sie fest, dass sie doch nicht schlafen konnte und zog ein weißes Blatt und einen Bleistift hervor. Nach dem ersten strich vergaß sie die Zeit. Die Welt. Die Menschen. Sie verschwand im Bild. Das leise kratzen der Mine auf dem Papier war Musik für White. kratzkratz, schhhh, katzkratz... Clara lehnte sich zurück. Auf dem einst blanken Papier war nun ein kuscheliges graues Kätzchen mit weißen Pfötchen und blauen Kulleraugen, die auf sie gerichtet waren. Danach wandte sich ihr Blick auf die Uhr. 21:00. Sie gähnte, denn das ganze Wochenende über hat sie nur wenig geschlafen. Als sie sich ins Bett legte, schlief sie sofort ein. 



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