Passage 33

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Hätten wir ein besseres Klebeband gekauft, wären wir mit dem Abkleben bestimmt um einiges schneller fertig geworden aber nun ist es endlich vollbracht

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Hätten wir ein besseres Klebeband gekauft, wären wir mit dem Abkleben bestimmt um einiges schneller fertig geworden aber nun ist es endlich vollbracht. Skeptisch schaut Alex in den Eimer, während er die Farbe immer wieder umrührt.

„Und du bist dir auch wirklich ganz sicher?", vergewissert er sich bestimmt zum dritten Mal, seit wir aus dem Baumarkt kommen.

Ich lache.

„Ja, ich liebe altrosa"

Schmunzelnd taucht er die Rolle ein und beginnt etwas Farbe an die Wand zu streichen. Dann stoppt er, geht einen Schritt zurück und wirft mir mit hochgezogener Augenbraue einen fragenden Blick zu.
Wieder kann ich nur über ihn lachen und knuffe ihn in die Seite:

„Es ist prima so! Also los!"

Ich schnappe mir den Pinsel und steige auf die Leiter, um an die Kante zwischen Wand und Decke zu gelangen.

„Alles klar, dann eben Mädchen- Ponyhof-Rosa", lacht Alex und rollt ebenfalls darauf los.

„Es ist keine Ponyhof Farbe. Der Ton ist sehr elegant", gebe ich zurück und wirbel demonstrativ mit dem Pinsel umher.

Da tropft ein dicker Klecks Farbe direkt auf Alex' Shirt. Einen Moment schaue ich erschrocken, doch dann kann ich mein herzhaftes, schadenfrohes Lachen nicht mehr unterdrücken. Gespielt sauer verzieht er das Gesicht.

„Na warte, das zahl ich dir Heim."

Ohne Vorwarnung pappt er mir die Rolle auf die Hose. Ich quieke laut und schon ist die Schlacht eröffnet.
Beim Waffenstillstand klebt mehr Altrosa an uns als an der Wand. Während wir uns endlich ans Werk machen, hören wir Musik und scherzen herum. Ich bestelle Pizza und wir versuchen uns die Arbeit mit einem Glas Wein zu versüßen. Es ist anstrengend aber auch richtig lustig.

Nur leider kommen wir nicht so schnell voran wie gedacht. Es ist schon richtig spät, als wir die Farbflecken vom Boden putzen und uns auf die Couch fallen lassen, um unser Werk zu begutachten.

„So schlimm ist die Farbe gar nicht", bemerkt Alex, während er selbstzufrieden die Arme auf der Rückenlehne ausbreitet und ich erschöpft den Kopf an seine Schulter lege.

„Wir sind ein gutes Team."

„Tessa, wach auf", flüstert eine Stimme an meinem Ohr aber ich bin so müde, dass ich mich nicht bewegen kann, „Tessa, wir sind eingeschlafen. Ich fahre jetzt nach Hause."

Ich höre wie Alex die Fenster kippt und mir eine Decke holt, bevor er sich zu mir nach unten beugt und mir einen Kuss auf die Schläfe haucht.

Ich schaue mich erstmal um, als ich aufwache. Ich bin alleine, eingekuschelt auf dem Sofa. Mein Wohnzimmer erstrahlt in kräftigen Altrosa.
Es ist bei Tageslicht fast schon zu kräftig aber es passt toll zu den dunklen Möbeln.
Nachdem ich einen Kaffee getrunken und geduscht habe, schicke ich Alex ein Foto vom Zimmer und bedanke mich nochmals für seine Hilfe.

„Nichts zu danken, Ponyhof Prinzessin. Heute Abend Lust Essen zu gehen?"

Ich antworte mit einem bösen Smiley, schicke aber direkt ein „Gerne" hinterher.

Das Licht ist gedimmt und die Einrichtung eher altmodisch und sporadisch aber sehr gemütlich. Die Folienkartoffel mit Creme fraiche und Salat schmeckt himmlisch.

„Hat er sich eigentlich noch mal bei dir gemeldet?", erkundigt sich Alex.

Ich kaue weiter und schüttele den Kopf.

„Das ist gut", bemerkt er ruhig.

„Sag mal, Jess hatte mir gegenüber ihren Verdacht geäußert, dass Hard... also er, irgendwie in die Sache im Unique verwickelt sein könnte. Was hältst du davon?"

Eigentlich weiß ich nicht, warum ich das Thema jetzt anspreche aber Jessicas Worte geisterten mir schon so oft durch den Kopf, dass mich seine Meinung dazu interessiert.
Sein Blick schweift durch den Raum, sein Mund ist leicht verkniffen. Er scheint über seine nächsten Worte gründlich nachzudenken und ich bekomme das Gefühl, sie vielleicht besser nicht hören zu wollen:

„Ja, um ehrlich zu dir zu sein, ja, ich kann es mir gut vorstellen. Er ist irgendwie eine tickende Zeitbombe. Ich meine, du hast selbst erlebt, wie er ausrasten kann. Und er hätte alle Möglichkeiten dazu gehabt."

Obwohl ich nichts mehr mit Hardin zu tun haben möchte, treffen mich diese Worte. Kann er denn wirklich so abgebrüht sein, dass er dazu fähig wäre, einer Frau etwas in ihr Glas zu werfen, nur damit ein anderer Kerl sich an ihr vergehen kann? Als Gefälligkeit für einen Freund? Vielleicht habe ich deshalb nie jemanden aus seinem Freundeskreis kennengelernt. Alex legt seine Hand auf Meine.

„Schlussendlich ist es das Beste, dass du dieses Kapitel zugeschlagen hast", fügt Alex noch hinzu.

Ich kämpfe damit, ein kleines Lächeln hervor zu bringen und entziehe ihm meine Hand um mir schnell die Gabel in den Mund zu schieben, damit ich nichts mehr dazu sagen muss. Alex bekommt natürlich galant die Kurve und lenkt unser Gespräch wieder in sanftere Bahnen.

Das Kopfsteinpflaster ist vom leichten Sommerschauer, während unseres Essen, noch recht feucht und man kann den Regen sogar noch riechen, als wir das Lokal verlassen. Vorsichtig stöckle ich mit meinen Absätzen hinter Alex her, der sich belustigt nach mir umschaut. Plötzlich rutscht mein Schuh über den glatten Stein und ich falle ungeschickt in Alex' Arm.

„Alles okay?", fragt er und ich sehe, wie er ein Lachen herunterschlucken muss.

„Ja. Ich denke schon", lache ich beschämt.

Er schaut mir erst in die Augen, dann auf meine Lippen. Er will mich doch jetzt nicht küssen? Ich befreie mich schnell aus dieser Position und zupfe ein bisschen beschämt über die Situation an meinem Blazer herum. Ich hätte wetten können, dass Alex seine Lippen kurz aufeinander presst. Vielleicht war er enttäuscht, aber da er auf der Heimfahrt witzig und entspannt wie immer ist, schenke ich dem weiter keine Beachtung.

Da ich eh noch Urlaub habe, verbringen wir in dieser Woche sehr viel Zeit miteinander. Und obwohl ich immer wieder auch an Hardin denken muss, genieße ich seine Gesellschaft.

„Komm doch am Samstag mit!", schlägt er plötzlich vor.

Verwundert blicke ich ihn an.
„Wohin?"

„Na zur Geburtstagsparty von Marlon."

Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.

„Marlon würde sich freuen und es wäre doch eine super Gelegenheit, sich mit Jess auszusprechen", versucht mich Alex weiter zu überzeugen.

„Ach, ich weiß nicht", murmele ich unsicher.

„Tessa, sie ist deine beste Freundin. Es würde ihr viel bedeuten. Ihr macht euer Streit ganz schön zu schaffen."

Ich denke kurz darüber nach, bevor ich schließlich Zusage.
Er hat Recht, ich muss mit Jessica sprechen. Mir liegt schließlich auch so viel an ihr.

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