Hardin

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Ihre fröhliche Art ist mitreißend und ich bewundere die Leichtigkeit, mit der Tess durchs Leben zu gehen scheint. Sie sieht in allem das Schöne, selbst da, wo man es nicht erwartet, sei es im Duft irgendwelcher Blumen, im getrockneten Gras oder in mir.
Sie freut sich über Kleinigkeiten, wird bei jedem Scheiß rot wie ein kleines Mädchen und ist gleichzeitig eine so bodenständige, unwahrscheinlich sinnliche Frau.

Sogar der langweilige Spaziergang mit dem alten Köter, Rosko, hat Spaß gemacht.
  Sie fängt nicht an mich zu langweilen wie alle anderen. Außerdem sind ihre optischen Reize natürlich auch nicht zu übersehen. Sie hat diese wahnsinnig langen Beine, kurvige Hüften und einen echt sexy Hintern. Ihre Lippen sind perfekt geformt und ihre Augen sind so groß, dass sie regelrecht aus ihrem zarten Gesicht herausstechen. Und trotzdem sind es nicht die Äußerlichkeiten, die mich so an ihr faszinieren. Tess hat irgendetwas ganz Besonderes an sich, dass mich von Anfang an gefesselt hat. Aber genau das macht mir zu schaffen, denn ich glaube, dass so viele Bettgeschichten wie ich sie hatte, einen innerlich kalt werden lassen.
Man wird immer abgebrühter und fühlt nach einer durchfickten Nacht gar nichts mehr, nein, man fühlt nicht mal sonderlich viel bei Sex an sich, weil einem die Frauen alle rein gar nichts bedeuten. Manchmal weiß ich um ehrlich zu sein nicht einmal ihren Namen, er interessiert mich auch nicht.

Ich dachte, ich bin überhaupt nicht mehr in der Lage etwas zu empfinden. Nachdem meine Mutter starb, wollte ich das eh nicht. Es war besser einfach kalt zu werden. Erstrecht nach allem was wir durchgemacht haben.
  Da ist es wirklich klüger niemanden näher an sich heran zu lassen.
  Es ist das Beste, wenn keiner deine Geschichte kennt. Du bist einfach abgestumpft und stark, damit niemals hinter die Fassade geschaut werden kann. Und dann sitzt dieses Mädchen mit ihrem blonden Haar und den kurzen Shorts neben mir auf der Couch und schaut mich an, als würde sie mir nicht nur in die Augen schauen, sondern direkt in meine scheiß verkorkste Seele.

Ich kann es nicht glauben, dass sie noch hier ist, bei mir. Ich hätte ihr den ganzen Scheiß gar nicht erzählen müssen aber irgendetwas in mir wollte es unbedingt loswerden. Sie weiß jetzt, dass meine Mutter eine verdammte Säuferin war, die mich fast jede Nacht alleine in meinem Kinderbett hat liegen lassen, um sich in der Kneipe an der Ecke volllaufen zu lassen, um dann mit irgendwelchen heruntergekommenen Typen wieder aufzukreuzen.  Irgendwann war sie schon mittags kaum mehr ansprechbar und ich musste mir nach der Schule selbst etwas zu essen kochen und Einkaufen. Das Geld war meist schon Mitte des Monats knapp, sodass ich später hin mit allen möglichen Mitteln versucht habe Geld herbeizuschaffen, damit der Kühlschrank nicht über Tage leer blieb. Als sie starb, habe ich mir geschworen, mich nie wieder auf jemanden zu verlassen und damit angefangen, keinen Menschen an mich heran zu lassen, und obwohl ich alles so verabscheute, wurde ich immer mehr wie sie. Ich war ständig betrunken, rauchte Gras und vögelte durch die Gegend.
Jedes Wochenende ein anderes Mädchen aber außer einem Fick konnten sie mir alle nichts geben. So gesehen war Hershall, der trockene Alkoholiker, der ausgerechnet Barbesitzer ist, mein einziger Vertrauter und dann kam sie.
Und jetzt weiß sie den ganzen Dreck und liegt immer noch hier in meinem Arm. Natürlich war sie geschockt, ich will aber kein Mitleid, schließlich geht es mir wirklich gut. Ich wollte nur nicht, dass sie von irgendwem etwas erfährt. Dann wäre sie mit Sicherheit davongelaufen und genau das kann ich nicht riskieren.

Tess ist einer der wenigen Menschen, der noch an so etwas wie die wahre Liebe glaubt und ich rede mir nur zu gerne ein, dass sie tatsächlich bei mir bleiben will. Vielleicht könnte das mit uns sogar gut gehen, wenn ich es nicht versaue. Ich darf es nicht versauen.

Es ist verrückt, wie anders ich mich fühle, wenn sie bei mir ist. Nachdem ich mich ständig um meine Mutter kümmern musste, waren mir andere einfach egal. Nie wieder wollte ich mich um jemanden kümmern müssen, sie waren mir wirklich alle egal. Aber bei dieser Frau ist es anders.

Ich will das hier hinbekommen oder zumindest absolut alles versuchen. Und irgendwann werde ich ihr den Rest auch noch gestehen.

 Und irgendwann werde ich ihr den Rest auch noch gestehen

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