Passage 13

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So schön und aufregend dieses Wochenende auch war, so schnell zog es auch an uns vorbei und ich bin irgendwie wehmütig, als mich Hardin montagmorgens am Versicherungsgebäude absetzt

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So schön und aufregend dieses Wochenende auch war, so schnell zog es auch an uns vorbei und ich bin irgendwie wehmütig, als mich Hardin montagmorgens am Versicherungsgebäude absetzt. Die meisten meiner Kollegen sind schon da, als ich die Abteilung betrete.

  „Guten Morgen alle zusammen“, rufe ich, fahre meinen Computer hoch und hole mir einen Kaffee.

Wie ich zurück an meinen Platz komme, sitzt Deborah schon mit ihrem Kaffee in der Hand auf der Schreibtischkante.

  „Tessa Liebes, hast du das denn schon gehört mit dem Zwischenfall in einer Diskothek hier?“, ruft sie aufgeregt. Stirnrunzelnd setze ich mich auf den Stuhl vor sie.

  „Was denn für ein Vorfall?“, frage ich.

  „Es steht wohl in der Zeitung, ich weiß es allerdings von Michelle aus der Buchhaltung. In irgendeinem Club, United oder Unicorn oder so, wurde einem Mädchen wieder eine Droge in ihr Getränk gemischt. Das arme Ding wurde vergewaltigt.“

Mir steht vor Schreck der Mund offen. Sie meint ganz bestimmt das Unique. Ich habe überhaupt nichts mitbekommen.

  „Es muss wohl Freitagnacht passiert sein“, erzählt Deborah weiter und ich erkundige mich schnell:
„Weiß man denn schon wer dieser Kerl war?“

  „Ich glaube nicht. Die Polizei ermittelt wohl noch gegen Unbekannt“, vermutet sie.

Sofort habe ich das Bedürfnis, Hardin davon zu erzählen. Da erst fällt mir auf, dass wir wieder keine Telefonnummern ausgetauscht haben. Meine Laune sinkt noch mehr. Das bedeutet zwangsläufig, ihn erst am Freitagabend wiederzusehen. Kurzerhand nehme ich mein Handy und schreibe Jess, die auch sehr geschockt auf diese Neuigkeit reagiert. Man hört immer wieder von solchen Dingen aber allein die Vorstellung, dass es ihm Unique passiert ist, in dem Club, in dem wir jeden Freitag selbst sind, lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
  Um mich abzulenken stürze ich mich in die Arbeit und ehe ich mich versehe ist es 17 Uhr.
  Also steche ich aus und fahre mit dem Fahrstuhl zum Ausgang. Mein Herz macht einen Freudensprung, denn am Empfang sehe ich Jess.

  „Was machst du denn hier?“, frage ich freudig, während ich sie umarme.

  „Heute war im Geschäft überhaupt nichts los, da konnte ich früher Feierabend machen und dachte wir gehen noch einen Kaffee trinken. Außerdem möchte ich hören, wie das Wochenende mit deinem Barkeeper war“, zwinkert sie mir zu.

Die nächsten zwei Tage zehre ich regelrecht von meinem Treffen mit Jess. Es hat gut getan, ihr alles zu erzählen und sie hat sich wirklich für mich gefreut. Auch zwischen ihr und Marlon scheint es ernster zu werden als ich dachte, was sich auch irgendwie seltsam anfühlt, da ich Jess seit Jahren nicht mehr in einer festen Beziehung erlebt habe.

Mittwochabend bin ich alleine zu Hause und habe mir vorgenommen meinen Haushalt ein wenig auf Vordermann zu bringen, als mein Handy klingelt. Ich starre einen Moment auf das Display, auf dem der Name „Hardin“ aufleuchtet. Wie kann das sein? Tatsächlich höre ich seine tiefe Stimme:

  „Hey Süße, ich bin gerade in der Nähe und würde dich gerne sehen.“

  „Äh, ja klar, gerne“, sage ich etwas verwirrt, „Wie kommst du an meine Nummer? Oder besser gesagt, wie kommt denn deine in mein Handy?“

Er lacht.

  „Bevor wir es wieder vergessen hätten, habe ich sie dir eingespeichert, während du noch geschlafen hast.“

Ich frage mich, ob er in meinem Handy herumgeschnüffelt hat, verwerfe den Gedanken aber auch direkt wieder, weil ich die Idee süß finde.

  „Wenn du noch nichts gegessen hast, könnten wir eine Pizza essen gehen.“

Der Einfall ist super, da ich wirklich Hunger habe und zwanzig Minuten später sitzen wir beim Italiener.

  „Hast du das von der Vergewaltigung im Unique gehört?“, platzt es aus mir heraus.

  „Ja, der Chef hat mich angerufen. Alle vom Service sollen wohl befragt werden“, antwortet er recht kühl.

  „Ich finde, da geht man jetzt als Frau mit einem ganz seltsamen Gefühl wieder hin.“

Hardin zieht die Stirn in Falten.

  „Tess, über das Unique wollte ich eh noch einmal mit dir sprechen“, ich nicke und er redet weiter, „Ich finde das ist kein Ort für dich. Ich weiß aber auch, dass du dich nicht abhalten lässt weiter hinzugehen. Ich halte es allerdings für besser, wenn wir das mit uns im Unique nicht an die große Glocke hängen.“

  „Du willst also, dass dort niemand von uns weiß? Ist es dir etwa peinlich?“

Ich bin nicht nur verwirrt sondern auch wütend, irgendwie in meinem Stolz getroffen. Er scheint es zu bemerken und versucht sich zu erklären:

  „Nein Tess, natürlich nicht. Am liebsten hätte ich dich die ganze Zeit bei mir. Ich habe aber keine Lust auf das Gerede.“

Hardin greift meine Hand und streicht mir zärtlich über den Handrücken. Obwohl mich seine Aussage immer noch etwas verletzt, stimme ich zu.
Die Heimfahrt verläuft recht schweigsam. Als wir ankommen, öffnet mir Hardin die Autotür. Er nimmt meine Hand und begleitet mich die wenigen Meter zur Tür des Wohnblocks. Ich will gerade aufschließen, da legt Hardin seine Hand auf die Türklinke um mich aufzuhalten. Ich stehe zwischen ihm und der Tür, fühle mich gefangen. Er neigt von hinten den Kopf an mein Ohr, ich spüre seinen Atem:

  „Sei nicht sauer, Süße. Es ist wirklich besser so."

Ich schließe die Augen.

  „Und ich hätte dir vorhin schon sagen sollen, wie gut du heute wieder aussiehst.“, raunt er.

Dann knabbert er zärtlich an meinem Ohrläppchen.
Ich hole tief Luft und neige unwillkürlich den Kopf zur Seite, als er meinen Hals entlang küsst. In diesem Moment fühle ich mich, als würde ich nur ihm gehören. Er küsst mich noch ein letztes Mal leidenschaftlich zum Abschied und ich entscheide mich, mir keine Gedanken oder Sorgen zu machen, sondern einfach nur dieses Gefühl zu genießen.

 Er küsst mich noch ein letztes Mal leidenschaftlich zum Abschied und ich entscheide mich, mir keine Gedanken oder Sorgen zu machen, sondern einfach nur dieses Gefühl zu genießen

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