Passage 19

1.9K 116 9
                                    

Es ist schon Mittag als wir aufstehen, also entschließen wir erst einmal etwas essen zu gehen und obwohl Hardin kein Freund von Brunch ist, gibt er sich relativ schnell geschlagen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Es ist schon Mittag als wir aufstehen, also entschließen wir erst einmal etwas essen zu gehen und obwohl Hardin kein Freund von Brunch ist, gibt er sich relativ schnell geschlagen. Viel Zeit füreinander bleibt uns heute nicht. Hardin hatte geäußert, dass er sich besser noch einmal hinlegt, um für heute Abend fit zu sein und ich habe ohnehin noch einige Erledigungen zu machen.
Kaum dass er mich zu Hause abgesetzt hat, ruft Jessica an.

  „Ich werde noch verrückt! Ich habe immer noch kein Geschenk für Marlon. Es ist zwar noch Zeit aber du weißt ja wie ich bin. Ich wäre viel entspannter, wenn ich das Geschenk für ihn schon hätte. Ich will nicht kurz vor knapp dann irgendetwas kaufen.“

  „Weißt du was? Ich gehe schnell ein paar Kleinigkeiten einkaufen und wir treffen uns um fünf Uhr in der Stadt. Zusammen finden wir bestimmt etwas Passendes für ihn.“

Man hört Jess die Erleichterung geradezu an.

  „Das wäre super. Ich freue mich.“

Also treffe ich mich zwei Stunden später mit ihr zum Shoppen. Es ist wirklich schwer etwas für Marlon zu finden aber schließlich hat sich Jess doch für eine sportliche Armbanduhr entschieden, die sie auch gleich im Geschäft verpacken lässt. Da wir beide nichts mehr vorhaben, setzen wir uns noch in ein Café.

  „Sag mal, triffst du dich heute Abend denn nicht mit Hardin?“, fragt sie und ich erkläre, dass er leider für Chris einspringen muss.

  „Hey, ich habe heute Abend auch nichts geplant. Lass uns irgendwas schönes zum Anziehen kaufen und deinen Loverboy im Unique überraschen!“, Jess klatscht vor Begeisterung in die Hände und ehe ich mich versehe, ziehen wir durch die Läden, auf der Suche nach einem neuen, partytauglichen Outfit.

Ich war Samstag noch nie im Unique, habe aber um ehrlich zu sein auch keine besonders große Lust auf dem Sofa zu versauern, also ist die Idee genau richtig. Ich kann es kaum erwarten Hardins überraschten Gesichtsausdruck zu sehen.
Nach unserer spontanen Einkaufstour, bringt Jess die Uhr für Marlon nach Hause, während ich uns eine Kleinigkeit koche. Dann machen wir uns gemeinsam fertig. Die Musik aus meiner kleinen Anlage ist laut und die Laune fantastisch. Wir freuen uns alle beide auf noch eine Partynacht. Außerdem fände ich es sehr schön, wenn sich Hardin und Jess endlich besser kennenlernen, weil ich überzeugt bin, dass Jessica ihre Zweifel dann endgültig über Bord wirft. Schon auf der Treppe nach unten wummert uns die Musik entgegen. Sie ist etwas härter und basslastiger als gewohnt. Zudem ist es sehr voll und die Luft ist zum Schneiden. Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass samstags um einiges weniger los sei. Wir schieben uns durch den Gang in Richtung Bar. Gleich erkenne ich Anthony an seinen schwarzen Haaren und dem gebräunten Teint. Doch erst als wir am Tresen stehen, stelle ich fest, dass außer ihm nur ein junger Blonder hinter der Bar steht. Von Hardin keine Spur.
  Verunsicherung macht sich in mir breit aber ich möchte Anthony auch nicht nach ihm fragen, als er unseren Wodka bringt. Auch Jess wirft mir einen fragenden Blick zu: „Hast du nicht gesagt, er arbeitet heute?“ „Ja, das hat er mir erzählt.“ Ich zucke mit den Achseln um meine Unsicherheit zu überspielen.

  „Such‘ du uns schon mal einen Platz. Ich gehe kurz zur Toilette“, sage ich und gehe ohne auf eine Antwort zu warten.

Im Vorraum zur Damentoilette nehme ich mein Handy und versuche Hardin zu erreichen. Sein Handy ist aus. Hat er mich wirklich angelogen? Aber warum? Wenn er etwas anderes vorhatte oder einfach einen Abend allein sein wollte, hätte er es mir doch einfach sagen können. Heute Mittag beim Essen war alles in bester Ordnung gewesen.
  Niedergeschlagen lasse ich mein Handy zurück in die Tasche gleiten und nehme mein Glas vom Waschtresen. Ich mache einen Schritt aus der Tür und kann nicht glauben was ich sehe. Ohne einen Ton herauszubringen stehe ich wie versteinert da, gezwungen dieses Szenario zu beobachten.
  Hardin steht mit dem Rücken zu mir an der Tür zum Lager, seine Hand gegen die Tür gestemmt. Vor ihm steht eine Rothaarige in einem Minikleid und schaut zu ihm hoch. Ihre Gesichter sind nahe beieinander, zu nah. Sie werden sich jeden Moment küssen. Meine Beine werden schwach und meine Hände zittrig. Ich höre das Geräusch von klirrendem Glas und erst als die beiden sich zu mir umdrehen, wird mir bewusst, dass mir der Wodka aus der Hand gerutscht ist und meine Füße nass sind. Hardin sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Überrascht. Erschrocken.
Die Rothaarige hingegen verzieht keine Miene. Ich höre nur noch meinen eigenen Herzschlag.
Als Hardin einen Schritt auf mich zukommt, hebe ich abwehrend die Hände. Unweigerlich merke ich wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Er ist also wegen ihr hier. Ich kann die Tränen kaum zurückhalten und laufe schnell in die Menge, um von ihnen weg zu kommen und um Jess zu finden, die zum Glück direkt an der Tanzfläche steht. So wie sie mir ins Gesicht sieht, rollen mir die Tränen auch schon über die Wangen.

  „Du hattest recht, er ist ein verdammtes Arschloch“, schluchze ich.

Mehr muss ich auch nicht sagen, dass Jess zu verstehen scheint, was los ist:

  „Ist er hier?“

Ich nicke und Jess fordert voller Rache.

  „Komm Süße, raus hier!“

Sie legt mir eine Hand auf die Schulter und schiebt mich an den Leuten vorbei Richtung Ausgang. Als plötzlich Hardin vor uns im Getümmel auftaucht, reagiert Jess sofort, stellt sich zwischen ihn und mich und hält ihn von mir fern. Dann bleibt sie einen Moment stehen und zischt ihn laut an:

„Lass sie bloß in Ruhe. Sie ist zu gut für dich und vergiss nicht: Während du mit deinen Weibern beschäftigt bist, gibt es jemanden anderen der um ihre Aufmerksamkeit kämpft. Sie braucht dich nicht!“

Hardins Reaktion bekomme ich gar nicht mehr mit. Jess legt ihren Arm um mich und führt mich weiter zur Treppe. Wie in Trance stapfe ich nach oben und nehme eigentlich um mich herum nichts mehr wirklich war. Schon als Jess ein Taxi ruft, bin ich ruhiger, stumpf. Ich habe noch nicht einmal richtig realisiert, was ich eben von meinen Augen abgespielt hat. Ich weine auch nicht mehr, ich bin nur leer.
Obwohl Jess darauf bestand mit mir zu kommen, möchte ich lieber alleine sein. Abwesend räume ich die Kleider von meinem Bett zurück in den Schrank, schlüpfe in meine Jogginghose und kauere mich unter die Bettdecke. In Dauerschleife sehe ich immer und immer wieder das Bild von Hardin und der Anderen vor mir. Ohne dabei überhaupt einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können, starre ich auf meine angezogenen Beine. Plötzlich werde ich aufgeschreckt. Mein Handy klingelt. Es ist Hardin. Einen Moment überlege ich ranzugehen, bevor ich mein Telefon ausschalte. Warum passiert mir so etwas immer, wenn ich denke alles läuft perfekt? Habe ich denn wirklich geglaubt, dass sich jemand wie er für mich ändern würde? Ich habe mir wieder nur etwas vorgemacht, weil ich es mir einfach so gewünscht habe, schließlich hat er selbst zugegeben, dass er für all diese Frauen vor mir nie etwas empfunden hat. Warum sollte es ausgerechnet bei mir nun anders sein? Ich hätte ihm niemals vertrauen dürfen. Das war ein schrecklicher Fehler?

 Das war ein schrecklicher Fehler?

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
Shards of Desire Where stories live. Discover now