Passage 25

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Hershall deutet mit einer Kopfbewegung in ein hinteres Eck der Kneipe

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Hershall deutet mit einer Kopfbewegung in ein hinteres Eck der Kneipe. Hardin sitzt mit dem Rücken zu uns am Tisch, vor ihm eine Flasche Whisky. Unter meinen Schuhen knirscht Glas, als ich mich seinem Tisch nähere, der Boden liegt voller Scherben.
Da er abwesend wirkt, bleibe ich mit einem Schritt Sicherheitsabstand stehen, bevor ich ihn anspreche.

  „Hardin, ist alles okay?“

Er dreht sich zu mir. Seine Augen sind rot und haben dunkle Ringe, die Haare zerzaust und sein Ausdruck ist hart und wütend.

  „Was willst du hier?“, fährt er mich an, „Hershall hat dich also angerufen.“

  „Ja“, gestehe ich und er flucht:
„Der alte Penner.“

Mit leiser Stimme versuche ich ihn zu beruhigen.

  „Er hat sich nur Sorgen gemacht.“

Aber es sieht so aus, als würde er nur noch wütender werden.

  „Und dann kommst du her, um mir ins Gewissen zu reden? Verdammt Tess, wir sollten es beide einsehen: Ich kann nicht dein scheiß Märchenprinz sein!“

Der Kloß in meinem Hals lässt mich kaum einen Ton herausbringen.

  „Ja, das ist mir klar geworden.“

Er steht auf, wobei er sein Glas mit einer barschen Handbewegung zu Boden schmettert.

  „Und weißt du was? Ich habe letzte Nacht sogar mit einer anderen gevögelt. Also geh einfach, okay?“

Es ist als würde mir jemand die Luft abschnüren. Der Schmerz in meiner Brust ist unaufhaltsam.
Darauf war ich nicht vorbereitet. Mit diesem einen Satz hat es Hardin geschafft, mich so tief zu verletzen, wie ich es schon lange nicht mehr ertragen musste.
  Ohne dass ich sie stoppen könnte, rollen die Tränen über mein Gesicht. Ich kann nichts mehr sagen, ich will nur noch weg hier.
Hershall ruft mir noch irgendetwas nach aber ich kann nicht stehenbleiben.
  Ich möchte nicht mitten in dieser Kneipe stehen und vor allen heulen, obwohl alle meine Demütigung mitbekommen haben. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, als ich im Flur zu den Toiletten verschwinde. Die Tür schlägt hinter mir zu und ich kann mein Schluchzen nicht mehr unterdrücken.
Mit den Händen vorm Gesicht lasse ich mich einfach zu Boden sacken.
Draußen geht ein Glas zu Bruch und ich kann eine Männerstimme deutlich grölen hören:

  „Hey Jungchen, was ist denn los mit dir? So ein Prachtweib lässt du gehen?“

Es rumpelt und etwas Schweres fällt zu Boden. So wie es sich anhört, ein Stuhl. Dann erkenne ich das Stampfen von Hardins Schuhen und Hershall ruft:

  „Wo willst du hin? Bleib hier!“

Jetzt ist es seit einer Weile still. Nur ganz leise dringt die Musik zu mir durch. Doch plötzlich klopft es an der Toilettentür.

Shards of Desire Where stories live. Discover now