Passage 22

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Als Alex am Mittag anruft, bin ich immernoch müde, will ihm aber nicht absagen

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Als Alex am Mittag anruft, bin ich immernoch müde, will ihm aber nicht absagen.

  „Hey, ich hoffe du hast nach dem Film gut schlafen können“, scherzt er und ich schwindle ihn an, während ich mir zuallererst einen Kaffee koche, „Sag mal, hast du Lust was essen zu gehen? Ich könnte dich mit dem Motorrad abholen, das Wetter ist spitze.“

  „Ja gerne“, willigt ich ein.

  „Perfekt, ich hole dich in einer Stunde ab, ja?“

Ich stimme zu, obwohl ich nicht gerade Appetit habe.
Alex sieht richtig gut auf seinem Motorrad aus. Er fährt nicht allzu schnell, trotzdem klammere ich mich an ihm fest, weil ich befürchte sonst herunterfallen zu können.
Nachdem ich an der ersten roten Ampel beim Bremsen mit meinem Helm gegen Seinen gestoßen bin, habe ich unbeholfen meinen Kopf seitlich an seinen Rücken gelehnt, damit es keinen weiteren Zusammenstoß gibt und obwohl es Spaß macht, bin ich froh, wieder absteigen zu können.
Alex hat uns zu einem kleinen Lokal an einem See gebracht.
  Die Einrichtung ist schlicht aber altmodisch elegant.
Ich hoffe, dass die Preise nicht zu deftig sind.
Wir bestellen beide Pasta, die wirklich fantastisch schmeckt, so dass ich fast die ganze Portion leer esse, während mir Alex von seiner Jugend und seiner Familie erzählt.
Der Ausblick auf den See ist herrlich. Also schlage ich nach dem Essen vor noch spazieren zu gehen.
  Das Wasser ist trüb aber es schwimmen ein paar Enten herum, der Duft von nassem Holz liegt in der Luft. Nur der Weg ist so holprig, dass ich mich besser bei Alex einhake. Wir reden über alles Mögliche, werfen Steine ins Wasser wie Kinder und ich habe so viel Spaß, dass mich das Bild von Hardins dunklen Augen in meinem Innern nur in seltenen Moment versucht einzuholen.

Der Ausflug an den See war eine so schöne Idee, dass ich mir selbst und Alex den Tag nicht verderben will. Es beginnt schon leicht zu dämmern, als wir uns auf den Rückweg machen.
Wir stehen noch ein paar Minuten unten vor meiner Tür und reden. Mittlerweile ist es fast schon dunkel geworden und der wenige Schlaf rächt sich allmählich. Mein unterdrücktes Gähnen bleibt nicht unbemerkt.

  „Es war ein langer Tag. Ich hoffe, es hat dir gefallen. Du solltest dich besser jetzt ein wenig ausruhen", sagt Alex lachend.

Dann umarmt er mich und plötzlich spüre ich seine Finger an meinem Kinn, seine Lippen auf meinen. In diesem Moment wütet in mir einen Kampf. Ich will in wegdrücken, weil ich an Hardin denken muss und ich will ihn näher an mich drücken, da es eigentlich vollkommen egal ist, was mit Hardin und mir war. So wie ich Alex die Hand in den Nacken lege, ist klar welche Seite die Schlacht gewonnen hat. Ich erwidere seinen Kuss aber in meinem Inneren bleibt alles taub, es kribbelt einfach nicht. Ich spüre nichts und komme zur Besinnung. Mit sanftem Druck schiebe ich ihn von mir weg und schaue ihm entschuldigen in die Augen.
Sein Ausdruck wird hart.

  „Ich verstehe schon“, sagt er mit eiskalter Stimme.

  „Es tut mir leid, Alex“, flüstere ich, bevor ich die Haustüre aufschließe und er sich auf sein Motorrad schwingt.

Mein Hinterkopf schlägt leicht auf das Holz, als ich mich mit dem Rücken gegen meine Wohnungstür fallen lasse und an die Decke starren.
Wie so oft stehe ich mir wieder selbst im Weg. Alex ist toll und trotzdem hängt mein Herz an einem Mann, der mich belogen, ausgenutzt und betrogen hat.
In der Küche spiele ich mit dem Handy in der Hand, überlege, ob ich Alex schreiben soll.
Immer wieder tippe ich ein paar Worte, lösche sie dann aber wieder, da ich eigentlich gar nicht weiß, was ich ihm sagen will. Schließlich entscheide ich mich bis morgen zu warten.
Nach einem gemütlichen Essen bei meiner Mutter, habe ich bestimmt den Kopf wieder frei.

Bei meiner Mom ist es wie immer fantastisch. Schon alleine dieses absolut heimische Gefühl, der Duft der durch die Wohnung zieht und das überragend gute Essen, das einfach nur sie so kochen kann. Meine Mutter ist in meinen Augen die perfekte Hausfrau und Gastgeberin. Bei ihr muss man sich einfach wohlfühlen. Fröhlich erzählt sie von der Arbeit, ihren Hobbys und den Neuigkeiten aus der Familie und der Nachbarschaft.
Wir konnten schon immer über alles reden, trotzdem erwähne ich Hardin mit keinem Ton, da ich keine neugierigen Fragen beantworten möchte und mich nicht rechtfertigen will. Dafür ist es mir einfach noch zu früh. Ich bin einfach selbst noch zu verletzt und zu verwirrt. Zudem ist es mir, auch wenn sie niemals etwas sagen würde, durchaus bewusst, dass sie mehr an der bevorstehenden Hochzeit meines Vaters zu knabbern hat, als sie je zugeben würde.

Meine Eltern sind getrennt seit ich sieben Jahre alt war und während mein Dad wohl in Mona sein neues Glück gefunden hat, hatte meine Mutter es sich zur Aufgabe gemacht, sich für wohltätige Zwecke einzusetzen.

Als ich aus meinem Traum aufwache, brauche ich eine Weile um zu begreifen, dass Hardin nicht bei mir im Bett liegt.
Ich bin zu Hause, alleine.
Automatisch schaue ich auf mein Handy, ohne mir wirklich im Klaren darüber zu sein, ob ich mich über eine Nachricht von ihm freuen würde oder nicht.
Und tatsächlich, eine neue Nachricht. Allerdings nicht von Hardin sondern von Alex.
Er entschuldigt sich für den Kuss und fragt, ob ich heute Lust hätte, mit ihm auf ein Straßenfest zu gehen. Leider muss ich mir eingestehen, dass ich enttäuscht bin, dass Hardin nicht geschrieben hat, aber ich habe endlich Urlaub und den möchte ich genießen, also sage ich zu.

 Leider muss ich mir eingestehen, dass ich enttäuscht bin, dass Hardin nicht geschrieben hat, aber ich habe endlich Urlaub und den möchte ich genießen, also sage ich zu

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