Kapitel 41

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Obsidian:

Es vergingen zwei Tage und ich brachte es nicht übers Herz von Katies Seite zu weichen. Ich saß den ganzen Tag und die ganze Nacht neben ihr, hielt ihre kalte leblose Hand und wartete darauf, dass sie endlich ihre Augen öffnete. Bisher war nicht groß weiter geschehen.

An dem Tag, an dem sie starb, stand der Blutmond am Himmel. Von Tyranus hatten wir nichts mehr gehört, aber das konnte sich auch ganz schnell ändern, trotzdem hatte ich zur Zeit nur Augen für meine tote Freundin.

Sie sah furchtbar aus. Ihr Haut war blass und eiskalt, sie war schlapp und lag einfach nur regungslos auf meinem Bett. Sie so zu sehen brach mir das Herz und vor allem auch zu wissen, dass sie, wenn sie aufwachte, mich hassen würde, weil ich ihr die Entscheidung kein Vampir zu werden genommen habe. Aber ich hatte keine andere Wahl.

Ich wollte sie auf keinen Fall einfach verlieren und dafür würde ich auch ihren Hass in Kauf nehmen und dass ich den Geruch ihrer Leiche ertragen musste, bis sie erwachte. Schon jetzt roch sie leicht nach Tod, was aber auch daran lag, dass sie nicht mehr nach ihrem frischen und süßem Blut roch, sondern nach zwei Tage Tage alter Leiche und kaltem Blut, was mir so den Appetit verdarb, dass ich nichts getrunken hatte, seit ihrem Tod. Seit ich sie getötet habe...

Es war schrecklich. Der Anblick ihrer verängstigten Augen und das Geräusch als ich ihr Genick brach, auch wie leicht es zu brechen war. Ich hatte mir ins Gedächtnis gerufen wie schnell ich sie beim Sex zum Beispiel hätte töten können. Ein falscher Griff oder zu viel Kraft und ich hätte sie schon viel früher getötet. Oder wenn ich wütend war, was dann passieren konnte, haben wir ja neulich schonmal gesehen.

Ich hatte ihr fast den Schädel zertrümmert, hatte Vater mir vertraulich gesagt, nachdem er sie genäht hatte. Seitdem hatte ich Angst in ihrer Nähe wütend zu werden, aber dann kam der Tag, wo ich sie gefragt habe, ob sie mich heiraten wollte. Ich wusste, dass sie es hasste und dennoch war ich zu schnell gefahren und hätte einen Unfall bauen und sie dadurch töten können und dann habe ich angetrunken einen Dartpfeil auf sie abgeschossen.

Und das nur weil ich wütend war. Es gab so viele Momente in denen ich vermutlich kurz davor war sie zu töten, egal ob es ein Versehen oder tatsächlich, weil ich so wütend gewesen wäre, dass ich sie tötete, ihr Blut hätte an meinen Händen geklebt und das würde ich mir nie verzeihen, nicht nach Laurie.

Eigentlich hatte ich mir geschworen nie wieder über sie zu reden oder mich in einen Menschen zu verlieben und trotzdem konnte ich Katies Lächeln, ihren braunen Augen und ihrem Geruch nicht widerstehen. Sie bedeutete mir mehr als alles andere auf dieser Welt und sollte sie nicht wieder aufwachen, dann wusste ich nicht, ob ich dann einfach weiterleben wollte.

Zwei weitere Tage vergingen und Katie hatte sich noch immer nicht bewegt. Ihr Körper bekam Totenflecken und der Geruch nach Tod wuchs, aber ich wollte nicht wahrhaben, dass ich sie womöglich verloren hatte. Auch als Katie bereits neun Tage lag tot war, saß ich noch immer an ihrer Seite und ließ niemanden auch nur in ihre Nähe.

Meine Familie hatte schon längst die Hoffnung aufgegeben und sie wollten Katie beerdigen, damit sie in Frieden ruhen konnte, aber ich sagte ihnen, sie sollen es nicht wagen Katie auch nur zu bewegen. Ich hörte wie sie unten täglich darüber sprachen, wie sie mich von Katie los bekamen, aber bisher hatten sie mich einfach mit meiner Trauer alleine gelassen und darüber war ich froh.

Ich hatte keine Lust mir ihre hoffnungslosen reden anzuhören, denn ich hatte noch Hoffnung. Ich glaube daran, dass mein Kätzchen ihre Augen öffnete und mich wieder anlächelte. Oder ich wusste, dass sie endgültig Tod war, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Wir hatten bereits Januar und ich lief vor Katies Leiche auf und ab und versuchte nicht an den Geruch zu denken, der mich quälte, als es klopfte. Ich sah zur Tür und vermutete, dass jemand eintrat, aber es kam niemand. Erneut klopfte es.

Klopf, klopf...klopf, klopf.

Ich ging zur Tür und öffnete sie mit Schwung aber es war niemand da.

Klopf, klopf...klopf,klopf.

,,Was zur Hölle?" Ich schaute den Flur entlang, aber da war auch niemand, der vielleicht woanders klopfte. Bildete ich es mir ein?

Ich schloss total durcheinander die Tür, das Klopfen war weiter zu hören und entwickelte einen Rhythmus. Ich setzte mich erschöpft auf den Stuhl neben Katie und wollte ihre Hand nehmen, doch als ich sie berührte, schreckte ich zurück. Sie...war so warm...

Ich sah Katie an und bemerkte, dass sie wieder Farbe im Gesicht hatte, die Flecken waren weg und sie war wieder so schön wie zuvor, wenn nicht sogar noch schöner.

Klopf, klopf...klopf, klopf.

Ihr Herz... Es war ihr Herz?!

,,Vater?!" Rief ich und nur Sekunden später standen Vater und meine Brüder im Zimmer.

,,Was ist-"

,,Sscht!" Zischte ich und Vater verstummte.

Klopf, klopf...klopf, klopf.

,,Das ist unmöglich." Sagte Achat leise und sah Vater an.

,,Selbst wenn sie ein Vampir ist, dürfte ihr Herz nicht schlagen." Meinte mein Vater und sah Katie mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

Ich setzte mich an den Bettrand, nahm ihre endlich wieder warme Hand in meine und sah sie hoffnungsvoll an, als sie abrupt einatmete und die Augen öffnete.

Bloodmoon | Liebe wie frisches BlutWhere stories live. Discover now