Kapitel 37

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Ich ging zögerlich zur Tür und schaute durch das Guckloch. Er war es tatsächlich... Er stand vor der Tür und klopfte ungeduldig ein zweites Mal, aber ich wollte nicht mit ihm reden...noch nicht.

Ich ging von der Tür weg und stellte mich ans Fenster, als die Tür plötzlich aufbrach und Obsidian mich ansah. Ich sah ihn traurig an, als er die Tür wieder schloss und langsam ein paar Schritte näher kam.

,,Wie hast du mich gefunden?" Fragte ich und er schmunzelte leicht.

,,Ich würde dich überall finden, Katie." Dann stand er direkt vor mir und schaute zu mir runter.

Ich hielt den Blick gesenkt. Ich wollte ihn nicht ansehen, als Obsidian plötzlich seine hand an mein Kinn legte und mich zwang ihn anzusehen.

,,Fass mich nicht an..." Hauchte ich und Obsidian sah mich traurig an.

,,Bin ich jetzt für dich gestorben?"

,,Nein, aber ich für dich, also lass mich!" Ich drückte ihn von mir weg und schaute zur Seite.

,,Woher willst du das wissen, Katie?"

,,Die Stripperin! Sie war heute die ganze Nacht bei dir!"

,,Ich habe nicht mit ihr geschlafen, Katie-"

,,Trotzdem hast du sie immerhin geküsst, vor meinen Augen, unmittelbar nachdem du mir gedroht hast und hättest umbringen können, weil du mit 330 Kmh durch die Stadt gefahren hast und das nur weil ich kein Vampir sein will!" Schrie ich ihn an und er war es nun, der den Blick senkte und nicht wusste, was er dazu sagen sollte.

"Der Kuss mit der Stripperin hat mich verletzt. Es war für mich eine andere Art zu erfahren, dass ich nicht mehr länger deine Freundin bin. Wenn du mich nicht mehr willst, dann ist es okay, ich sehe es ein, aber sag es mir bitte ins Gesicht." Er schwieg. Ich sah ihn wütend und traurig an, aber er sagte kein Wort.

,,Dann nicht..." Ich ging an ihm vorbei und wollte das Zimmer verlassen, als er plötzlich doch etwas sagte.

,,Ich war nicht wütend, weil du kein Vampir sein willst..." Sagte er, ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um.

,,Es gibt Tage, da verabscheue ich selbst, was ich bin." Er drehte sich zu mir um und sah mich verletzt an.

,,Ich war wütend, weil es bedeutete, dass du mich irgendwann sowieso verlassen wirst. Es wird entweder das Alter sein oder du stirbst durch eine Krankheit oder einen Unfall, aber irgendwann wirst du mich verlassen, wenn du ein Mensch bleibst...deshalb war ich wütend." Er senkte den Blick und kam ein paar Schritte auf mich zu.

,,Ich weiß, du wirst mich jetzt hassen. Ich habe gestern schlimme Dinge getan, habe dir Angst gemacht und dich verletzt und heute morgen habe ich ebenfalls schlimme Sachen gesagt, aber..." Er nahm einen kleinen Ring aus seiner Hosentasche und hielt ihn mir hin.

,,Er gehört dir, Katie." Sagte er sanft, nahm meine hand und steckte ihn mir an.

,,Du wirst mich nicht mehr wollen, dessen bin ich mir bewusst." Seine Augen füllten sich mit glitzernden Tränen, während er sprach.

,,Ich bitte dich nur, den Ring zu tragen und mich nicht zu vergessen, denn wir werden uns nicht wiedersehen."

,,Gehst du weg?" Fragte ich und er nickte.

,,Ich suche mir einen Ort wo mich niemand findet, wo ich allerdings auch nicht verdursten muss. Du wirst in Sicherheit sein und ich kann dich nicht mehr verletzen."

,,Aber dein Vater und deine Brüder-"

,,Sie hassen mich. Nachdem du weggelaufen bist hat mein Vater mich rausgeworfen und mir gesagt: ich sei es nicht würdig sein Sohn zu sein. Jetzt bin ich allein, aber vielleicht ist das auch gut so... Leb wohl, Katie." Er wollte an mir vorbei, aber ich stellte mich ihm in den Weg.

,,Du kannst sie doch nicht so einfach aufgeben.."

,,Sie wollen mich nicht mehr und du sollst mich auch nicht ertragen müssen." Wieder wollte er an mir vorbei, aber ich ging zur Tür und hielt sie zu.

,,Du darfst nicht einfach gehen, Obsidian! Nicht jetzt und vor allem nicht so!!" Schrie ich ihn traurig an und wieder liefen mir die Tränen über die Wange.

,,Du verlangst von mir, dass ich diesen Ring trage und dich gehen lasse?! Lieber sterbe ich, als das einfach so hinzunehmen!" Langsam verließ mich meine Kraft und ich sank schluchzend auf die Knie.

,,Du denkst vielleicht ich würde dich hassen und dass deine Familie dich hasst, aber das stimmt nicht und selbst wenn, bei mir ist es irrelevant, ich bin nur irgendein Mensch, der unbedeutend und ersetzbar ist, aber das ist deine Familie! Dein Vater, deine Brüder...und Cristel...willst du sie einfach verlassen?" Er kam ein paar Schritte näher und kniete besorgt vor mir nieder.

,,Wieso weinst du?" Fragte er und wischte sanft meine Tränen weg.

,,Du...du darfst nicht gehen, Obsidian..." Schluchzte ich verzweifelt und begann bitterlich zu weinen.

Sofort nahm Obsidian mich in seine Arme und streichelte behutsam über meinen Rücken. Ich klammerte mich schluchzend an ihn und dachte, dass jetzt nichts schlimmer wäre, als ihn auch nur eine Sekunde lang los zu lassen. Ich wollte ihn nie wieder los lassen, wollte für immer bei ihm bleiben, bis ich meinetwegen fünfzig bin und er mich nicht mehr will, aber solange er mich noch will, wollte ich bei ihm sein.

,,Bitte...geh nicht fort.." hauchte ich und er streichelte sanft meine Haare.

,,Sscht...hört auf zu weinen, Katie." Flüsterte er sanft.

,,Dann geh nicht..."

,,Ich werde nicht gehen, wenn du aufhörst zu weinen." Sofort versuchte ich mich beruhigen und schaute ihn dann noch immer traurig an.

,,Sei wieder fröhlich, Katie. Ich mag es nicht, wenn du traurig bist." Sagte er und nahm mein Gesicht in die Hände, dann drückte er sanft seine Lippen auf meine und ich war so überrascht und fröhlich über diesen Kuss, dass ich sofort erwiderte und mit ihm in den siebten Himmel verschwand.

Bloodmoon | Liebe wie frisches BlutWhere stories live. Discover now