Kapitel 5

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Ich schreckte hoch. Mein Atem war schwer und ich war schweißgebadet. Was war das für ein merkwürdiger Traum? Diese jungen Männer... Sie waren allesamt angsteinflösend. Mit weichen Beinen schleppte ich mich zum Schrank und ging mit frischen Klamotten ins Bad, wo ich erstmal eine Dusche nahm.

Als ich fertig war, zog ich mich an, setzte ein Lächeln auf und ging mit frischer Energie nach unten. Als ich unten ankam, sah ich noch niemanden. Ich betrat die Eingangshalle und auch dort war niemand. Dachte ich...

,,Hallo, Kleines." Erschrocken drehte ich mich um und mein Atem blieb stehen.

Es war kein Traum gewesen... Hinter mir stand Rubin, der Mann mit den roten Haaren und blauen Augen, der mich gestern Abend bedrängt hatte, lässig an die Wand gelehnt und zwinkerte mir zu.

,,Gut geschlafen?" Fragte er grinsend und kam einen Schritt auf mich zu.

Also, eins war klar: der Kerl wusste, wie ich auf ihn reagierte und das nutzte er geschickt aus. Er nahm meine linke Hand in seine und machte eine leichte Verbeugung, wie man sie aus Filmen mit Prinzen kannte.

,,Verzeih mein Verhalten gestern Abend. Aber es stimmt nun Mal. Du riechst wirklich gut." Ich zog meine Hand weg und ging einen Schritt zurück als ich Cristel hörte.

,,Rubin!" Rief sie und rannte auf ihren großen Bruder (ich vermutete zumindest, dass er ihr Bruder war. Ganz sicher war ich mir nicht) zu.

,,Hallo, Prinzessin." Er hob sie vorsichtig hoch und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

,,Tolles Kindermädchen hast du da."

,,Ja, sie hat mir gestern was vorgelesen." Erzählte sie und lächelte mich niedlich an.

Ich lächelte zurück und ging dann in die Küche, um schonmal den Tisch zu decken. Für zwölf Leute decken war aber fiel schwerer, als ich es mir erhofft hatten. Ich versuchte die zwölf Teller irgendwie hochzuheben, aber sie waren eindeutig zu schwer für mich.

,,Jetzt hab dich nicht so." Beryll, der Junge von gestern schob mich zur Seite und nahm die zwölf Teller mit einer Hand hoch.

Verdutzt schaute ich ihm hinterher. Ganz schön stark, dafür, dass er so mager und schwach aussah. Ich kam mit dem Besteck nach und verteilte es auf dem Tisch. Als der Tisch fertig gedeckt war, kamen die Zwillinge gerade runter und auch Mr Bennett betrat den Raum.

,,Guten Morgen."

,,Guten Morgen, Vater." Sagten alle anwesenden Söhne sofort und Mr Bennett nickte, dann kam er zu mir.

,,Guten Morgen, Katie."

,,Guten Morgen, Mr Bennett." Als wir zu frühstücken begannen waren alle da.

Der junge Mann mit den langen Haaren saß neben einem freien Platz neben seinem Vater, an der Spitze des Tisches, neben ihm Rubin und Beryll. Die zwei, deren Namen ich noch immer nicht wusste, saßen links und rechts neben den Zwillingen, aber zwei fehlten. Alexandrit und Obsidian waren noch nicht da?

Ich saß wie gestern zwischen den Zwillingen und mir gegenüber saß die kleine Cristel, die sich strickt weigerte etwas zu essen.

,,Ich will nicht ohne Obsidian frühstücken!" Zickte sie und verschränkte die Arme. Mr Bennett verdrehte die Augen.

,,Würde jemand Obsidian und Alexandrit holen?" Fragte er und ich meldete mich direkt.

,,Ich kann das machen." Sagte ich und Mr Bennett schaute mich an.

Ich konnte mir gut vorstellen, dass die beiden sich schlecht fühlten wegen gestern, also sollte ich das vielleicht gerade biegen.

,,Wenn du magst, Katie. Ruf aber, wenn etwas ist." Ich nickte nur und stand dann auf, ging die Treppe hoch und fing an zu suchen.

Alexandrit's Zimmer fand ich als erstes. Es war nicht weit von meinem entfernt und die Tür war verschlossen. Vorsichtig klopfte ich an die Tür, aber niemand öffnete sie. Ich klopfte nochmal, aber diesmal öffnete sie sich sofort und ein sichtlich schlecht gelaunter Alexandrit stand vor mir und schaute auf mich herab.

,,Aha, die kleine Maus. Was willst du denn?" Fragte er und lehnte sich an den Türrahmen.

Nicht so wie gestern hingen ihm seine Haare leicht ins Gesicht, weshalb er sie sich hinters Ohr klemmte und dabei echt gut aussah.

,,Ähm... Mr Bennett hat mich geschickt. I-ich soll dich zum Essen holen."

,,Mir geht's nicht so gut."

,,Aber Mr Bennett-"

,,Ich sagte: Es geht mir nicht gut!" Damit knallte er die Tür vor meiner Nase zu und ich stand völlig verdutzt da.

Dann nicht. Ich machte mich auf den Weg, nach Obsidian's Zimmer zu suchen. Es dauerte etwas länger als das von Alexandrit zu finden. Sein Zimmer war im zweiten Stock, ganz hinten in einem dunklen Gang. An seiner Tür hing ein Schild auf dem stand: verpiss dich! Wie einladend.

Ich atmete kurz durch. Obsidian hatte mich gestern besonders erschreckt. Erst nannte er mich 'Beute', dann sein gieriger Blick und wie er dann versuchte mich vor seinen Brüdern für sich zu beanspruchen.

Ich klopfte leise, wobei die Tür sich einen Spalt öffnete. Vorsichtig setzte ich einen Fuß in das dunkle Zimmer und schaute hinein.

,,Obsidian?" Fragte ich leise und trat ein.

Sein Zimmer war wirklich anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es war klein, zumindest viel kleiner als meins, ein großes Himmelbett stand in der Ecke und auf dem Bett lag Obsidian. Ein wenig sah es aus, als wäre er ein männliches Dornröschen, so wie er dort völlig gerade auf dem Bett lag.

,,Ähm...du sollst zum Frühstück runter kommen." Sagte ich, aber er reagierte nicht.

Langsam näherte ich mich dem Bett und schaute Obsidian leicht besorgt an.

,,Obsidian?...geht es dir gut?" Ich legte vorsichtig meine Hand an seine Schulter, er öffnete die Augen und plötzlich lag ich auf dem Bett und er beugte sich über mich.

,,Was machst du hier?!" Fragte er wütend und ich fing an zu zittern.

,,M-mr Bennett...du sollst runter zum Essen kommen hat er gesagt..." Stammelte ich und sah ihn an. So wie er mich anschaute, sah er aus wie ein wildes Tier, das seine Beute jagte.

,,B-bitte lass mich los.." bat ich ihn und er schmunzelte.

,,Jetzt, wo ich dich schon so schön im Griff habe, soll ich dich los lassen?" Fragte er und senkte den Kopf zu meinem Hals.

Ich kniff meine Augen zu, als er langsam über meine Kehle leckte und ein erregten Ton ausstieß.

,,Köstlich..." Hauchte er.

Ein leichtes Fauchen, welches kaum zu hören war, verließ seine Kehle, als Alexandrit die Tür öffnete.

,,Obsidian, lass es lieber, oder willst wieder von Vater bestraft werden?" Fragte er und Obsidian setzte sich genervt auf.

,,Hast Recht. Dabei schmeckt sie so gut und das weiß ich, obwohl ich noch nichtmal ihren Saft gekostet habe." Damit ging er von mir runter und war in unfassbarer Geschwindigkeit bei seinem Bruder.

Sie verließen zusammen das Zimmer und ich sah ihnen ängstlich hinterher. Was zur Hölle ist los mit den Männern in diesem Haus?!

Bloodmoon | Liebe wie frisches BlutWhere stories live. Discover now