Gefangen in Freiheit

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Gefangen in Freiheit



,,Wo ist Mona" fragte Aria. Ihre Stimme klang dabei völlig ausgelaugt. Trotz des schummrigen Lichts in Spencers Krankenhauszimmer konnte man unseren Gesichtern die Spuren der letzten Tage und Wochen deutlich ansehen, ähnlich wie unseren geschundenen Körpern. ,,Sie liegt am anderen Ende des Flurs" antwortete Hanna niedergeschlagen. Sie saß am Ende von Spencers Bett, während Aria, Emily und ich auf drei breiten Stühlen Platz genommen hatten. ,,Und das andere Mädchen, SaraHarvey, auch." ,,Was ist mit Andrew" wechselte Emily angespannt das Thema, welches wir bisher vermieden hatten. ,,Was meinst du" entgegnete Aria unsicher. ,,Sie haben im Krankenwagen über ihn geredet" setzte ich beklommen an und zog automatisch meine Beine näher an meinen Körper. ,,Die Polizei hat Pläne und Tagebücher in Andrews Haus gefunden. Auf der Farm, wo der Transporter stand." ,,Andrew Campbell und Charles Dilaurentis sind dieselbe Person" murmelte Em nachdenklich. ,,Das denken wir doch, oder?" Fragend schaute sie zu uns auf. ,,Das denken wir nicht nur, es ist die Wahrheit" erwiderte Aria aufgebracht. ,,Es ist so viel passiert, Leute" warf Spencer ermattet ein. ,,Wir sind echt durch." ,,Ja, aber das ergibt doch alles einen Sinn" fuhr Aria erbittert fort. ,,Andrew ist immer irgendwie dabei gewesen und hat seine Hilfe angeboten. Es macht mich krank, wenn ich nur dran denke." Erschöpft sank sie zurück in ihren Stuhl. ,,Wann erzählen wir der Polizei von Charles" fragte Em zurückhaltend und fuhr sich mit der Hand den Hals entlang. ,,Gar nicht" antwortete Spencer entschieden, doch in ihrer Stimme lag noch immer etwas beschwertes. ,,Gar nicht" wiederholte Hanna ungläubig ihre Worte. ,,Wenn es stimmt, finden sie es raus." ,,Es stimmt, Spencer" entgegnete Aria scharf. ,,Wenn sie Andrew finden, werden sie selbst dahinter kommen" erklärte ich und beendete damit die Diskussion. Ich hatte genug von all dem und wollte einfach nur noch zurück in mein eigenes Zimmer, weit weg von Andrew und den grausigen Erlebnissen, die sich in meinem Kopf eingenistet hatten.


Mit zaghaften Schritten machte ich mich einige Minuten später auf den Weg zu meinem Zimmer, das nur wenige Meter weiter auf dem Flur lag. Mittlerweile war auf der Station, auf der wir untergebracht wurden waren, wieder Ruhe eingekehrt. Ich kniff angestrengt die Augen zusammen, denn das grelle Licht blendete mich. ,,Jason" meinte ich überrascht, als ich vor meiner Zimmertür ankam, neben der ein Polizist positioniert war. ,,Du bist noch hier?" Das letzte Mal als wir uns gesehen hatten, war ich in allein in den Krankenwagen gestiegen, sehr zu seinem Missfallen. ,,Ja, ich habe auf dich gewartet und er hat mich nicht in dein Zimmer gelassen." Mit einem Kopfschwenk deutete er auf den Polizisten, der ihn misstrauisch beäugte. ,,Oh, das ist schon okay" sagte ich schnell, ehe ich die Tür öffnete und mit Jason im Schlepptau den Raum betrat. Eine kleine Lampe brannte, sodass die Umgebung zumindest einigermaßen erleuchtet wurde. Müde setzte ich mich auf die Bettkante, während Jason sich einen Stuhl heran zog. ,,Und wieso bist du noch hier" fragte ich und betrachtete sein wunderschönes Gesicht näher. ,,Na ja, ich wollte dich erst einmal mit deinen Eltern allein lassen. Sie waren sicher heilfroh dich wieder in den Armen halten zu können." Ich schluckte schwer und schaute zu Boden. Das Wiedersehen mit meinen Eltern hatte sich so unwirklich angefühlt. Mich hatte eine Welle der Freude überrollt, als ich endlich die Wärme meiner Mum gespürt und die endlose Erleichterung in den Augen meines Dads gesehen hatte. Gleichzeitig jedoch hatte sich in mir ein tiefes Loch gebildet und alles hatte sich fremd angefühlt. ,,Jedenfalls wollte ich sichergehen das du alles hast, was du brauchst, bevor ich gehe" holte Jasons Stimme mich zurück aus meinen Gedanken. ,,Das ist lieb von dir" erwiderte ich ehrlich berührt. ,,Aber ich habe alles. Außerdem bin ich ja auch nur für eine Nacht hier und morgen wieder zu Hause." Bei meinen letzten Worten bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich hatte noch nicht wirklich darüber nachgedacht, seitdem ich aus dem Bunker befreit war. ,,Gut, dann werde ich mal gehen, damit du ein bisschen schlafen kannst" sagte Jason unsicher und rappelte sich von dem Stuhl auf. Er war schon fast an der Tür, als ich meine Stimme wieder fand. ,,Warte, Jason?" Ich sah ihm direkt in die Augen. ,,Könntest du vielleicht noch bleiben? Ich meine nur für eine Weile. I-ich habe Angst allein einzuschlafen." ,,Natürlich" antwortete er nickend und eilte wieder zurück an meine Seite. ,,Was auch immer du willst. Ich bleibe gern." ,,Wirklich?" Vorsichtig umfasste er meine rechte Hand und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. ,,Wirklich." Ich lächelte, wenn auch kaum sichtbar. Dann ließ ich mich auf das Krankenhausbett sinken, währendJason denn Stuhl näher an mein Bett rückte und es sich bequem machte. ,,Danke" murmelte ich zermürbt, ehe meine Augenlider langsam zu fielen. Vielleicht lag es tatsächlich an Jason oder ander Tatsache, dass ich Beruhigungstabletten bekommen hatte, jedenfalls schlief ich in dieser Nacht ein paar Stunden durch, bis ich nach einem Albtraum panisch aufwachte.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Where stories live. Discover now