Das falsche Spiel

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Das falsche Spiel



Auf der Küchentheke vor uns stand eine riesige Auswahl an Törtchen, Biskuits und anderer Leckereien. Mrs Hastings hatte sich mit dieser kleinen Teeparty zu Spencers Rückkehr wirklich selbst übertroffen. Angespannt saßen Emily, Aria, Hanna und ich in der Küche und warten auf Spencer. Keine von uns hatte sie bisher gesehen, weswegen auch keine von uns wusste, wie ihr aktueller Gemütszustand war. ,,Sie weiß, dass wir hier sind, oder" fragte Hanna schließlich ungeduldig in die Runde. ,,Vielleicht macht sie dieses Aufeinandertreffen genauso nervös, wie uns" erwiderte Emily ohne aufzusehen. ,,Leute, sie ist noch genau die selbe Spencer, wie letzte Woche" erklärte ich ausgeglichen. ,,Die Spencer in Radley war aber nicht die Spencer, die ich kenne" entgegnete Hanna. ,,Und das war bevor ..." stammelte Em, bevor sie abrupt inne hielt. ,,Em, wir sind nicht nur für sie da, sondern auch für dich" sagte ich mitfühlend. ,,Sollen wir über ihn reden? Wollen wir das Thema ansprechen" fragte Aria ratlos. ,,Ich will nichts sagen, das sie wieder dort hinbringen könnte" meinte Emily betroffen. Ich atmete schwer aus. ,,Die Polizei sagt, sie hätte Toby gefunden, aber sie haben die zweite Leiche doch nicht ohne Grund in die Gerichtsmedizin geschickt, also vielleicht gibt es ja noch Hoffnung" warf Hanna ein.

,,Du weißt, was ich von Hoffnung halte" ertönte Spencers Stimme in unseren Rücken. ,,Von ihr bleibt am Ende nur Leid übrig." Sie lief die Treppe herunter auf uns zu. ,,Wir haben Toby schon viel früher verloren, nur ohne es zu wissen." Einen Augenblick sahen wir uns nur an, dann wechselte Spencer fröhlich das Thema. ,,Sind wir Hastings nicht wunderbar? Ich werde aus der Nervenheilanstalt entlassen und sie schmeißen eine Teeparty für mich." ,,Was ist der Unterschied zwischen einem Scone und einem englischen Muffin" fragte Hanna unbedarft. ,,Ist das jetzt wichtig" entgegnete ich mit angehobener Augenbraue. ,,Ich mach nur etwas Smalltalk." ,,Englische Muffins sind eine Art Brot und aus Hefeteig. Und Scones ist wie kleines Gebäck mit viel Butter" antwortete Spencer in alter Manier. ,,Wie geht es dir Spencer" kam es von Emily, nachdem Spencer eine Pause eingelegt hatte. ,,Es geht mir gut" sagte sie schlicht. ,,Du weißt, du brauchst uns nichts vorzuspielen" erwiderte Aria mit musterndem Blick. ,,Das war sicher hilfreich für den Entlassung aus Radley, aber ..." machte Hanna weiter. ,,Erinnerst du dich noch an die Nacht in dem Leuchtturm" unterbrach sie Spencer und wandte sich an Emily. ,,Du musstest dich entscheiden, Emily. Er oder du. Ich war aber nicht so stark, wie du. Ich habe Toby da in diesem Wald liegen sehen und einfach aufgegeben" endete sie. ,,Und was hat sich geändert" fragte ich mit unwissender Miene, während ich die Antwort bereits wusste. ,,Du wirkst wieder, als wärst du, du selbst." Bei meinen letzten Worten lächelte ich leicht. ,,Ich habe entschieden, dass ich kein Opfer mehr sein will, das passt nicht zu mir." Zufrieden strahlend griff sie auf die Arbeitsplatte neben sich und reichte jeder von uns einen schneeweißen Umschlag, auf dem unsere Namen standen. ,,Was ist das" fragte Aria neugierig. ,,Meine Eltern haben allen erzählt, dass ich Aufgrund von Erschöpfung nach Radley musste. Also schmeißen sie jetzt eine Party, um allen zu zeigen, dass es mir wieder besser geht" erklärte sie überzeugend. ,,Ich brauche etwas Unterstützung. Könntet ihr kommen?" ,,Natürlich" antwortete Hanna. ,,Klar" stimmte Emily zu und auch Aria wirkte angetan. ,,Wir würden alles für dich tun." ,,Darauf zähle ich" entgegnete Spencer mit einem Blick aus dem Fenster. ,,Keine Sorge, Spence. Wir sind an deiner Seite" sagte ich mit einem geheimnisvollen Unterton und einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen.


Mit starr gerichteten Blick sah ich auf den Display meines Handys. Ich sah mir die aktuellsten Fotos an, die Mona in den letzten Tagen gemacht hatte. Just in diesem Moment trat Mona durch die knarrende Wohnmobiltür. Sie nahm drei Tassen vor, fühlte sie mit Kaffee und reichte sowohl mir, als auch der Gestalt mir gegenüber jeweils eine. Ich nickte dankend und schob ihr eine der Einladungskarte zu der falschen Party zu. ,,Dein Plan gefällt uns" sagte Mona kaltherzig zu der schwarzen Kapuze. ,,Am Freitag bekommst du deine Belohnung." ,,Diese Schlampen werden endlich bekommen, was sie verdient haben" sagte ich fies grinsend, bevor ich einen Schluck aus meiner Tasse nahm. Durch einen eingehenden Anruf und ein Treffen mit dem Zehnkampfteam verließ Mona umgehend den Wohnwagen, sodass ich mit der anderen Person allein war. ,,Die Nummer wird dir nicht helfen ihn zu finden oder ihn gar zu treffen" erklärte ich abschätzig, als ich hinter die Person trat und ihr die Kapuze vom Kopf zog. Erschrocken blickten mir Spencers rehbraune Augen entgegen. ,,Woher weißt du" stammelte sie unbeholfen, während ich sie belustigt ansah. ,,Denkst du wirklich, ich wüsste nicht weswegen du wirklich hier bist? Ich bitte dich, Spencer. Du redest hier mit mir, der einzig waren Queen B. Die über Jahre hinweg das Lügen zum Atmen umfunktioniert hat." Ich machte ein kleine Pause, in der ich einen Zettel hervor nahm und eine Adresse aufschrieb. ,,Wenn du Toby finden willst, suchst du dort nach ihm. Mona weiß nicht das er sich dort aufhält. Ich bin morgen Abend eigentlich mit ihm verabredet, aber ich denke, du solltest dich da mit ihm treffen." ,,Wieso tust du das?" ,,Weil du, auch wenn es für dich schwer zu glauben ist, meine Freundin bist. Und ich alles dafür tun würde, dass es dir gut geht." Meine Stimme klang klar und war frei von jedem Zweifel. ,,Danke." Ich nickte nur schwach ehe ich mich wieder meiner Aufgabe zuwandte.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Where stories live. Discover now