Deal oder kein Deal

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Deal oder kein Deal, das ist hier die Frage



Vorsichtig setzte ich Schritt für Schritt mit meinen nackten Füßen über den mit Laub bedeckten Rasen. Mein Körper zitterte in dem hauchdünnen, weißen Kleid, dass an allen Enden verschlissen war. Meine Haare, die glatt meine Schultern hinunter fielen, bewegten sich leicht in der kalten Brise, die um mich herum wehte. Suchend blickte ich mich um, doch nichts an diesem Ort kam mir bekannt vor. Das Knacken eines Astes ließ mich zusammenfahren und auf der Stelle wie angewurzelt stehen bleiben. Ängstlich sah ich mich in der dunklen Umgebung um. Der Boden war von dichten Nebelschwaden überzogen. Mein Atem beschlug in der kühlen Luft und verschwand im Nebel. ,,Hab dich" rief plötzlich eine gehässige Stimme neben mir und ließ mich zur Seite springen. Ein spitzer Schrei verließ meine Lippen, ehe ich mir vor Schreck die Hände vor den Mund schlug. Atemlos starrte ich die Gestalt neben mir an. Das schaurige Krächzen eines Raben erfüllte die pechschwarze Nacht. ,,M-mona" stammelte ich ängstlich. ,,Hast du mich vermisst" fragte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. ,,Oh, geht es dir nicht gut, Süße? Du bist ja ganz blass, als hättest du einen Geist gesehen." Mit geweiteten Augen schaute ich an mir herunter. Das eigentlich weiße Kleid war jetzt an sämtlichen Stellen mit feuchter Erde bedeckt, die langsam in den dünnen Stoff einsickerte. ,,W-wo, wo bin ich" fragte ich, während ich verzweifelt versuchte einen Blick durch die Nebelschwaden zu werfen. ,,Erkennst du es denn nicht" entgegnete Mona verächtlich.

Um mich herum klarte der Nebel langsam auf. Meine Umgebung nahm an Formen an. Mir zu Füßen ragte ein großer Haufen mit modriger Erde, dem zu Grunde ein ausgehobenes Loch lag. Ein Schauer rauschte meinen Rücken hinunter. ,,Was hat das zu bedeuten" fragte ich atemlos und blickte verwirrt neben mich. Doch von Mona war weit und breit keine Spur mehr. Plötzlich spürte ich wie sich etwas kraftvoll um meine Knöchel schlang. Erschrocken blickte ich nach unten auf den Rasen. Mona völlig mit Erde bedeckt, kroch aus dem offenen Grab. Alles an ihr erinnerte an verrottendes Fleisch, ihre flauen Haare, die mageren Knochen, das ausgezehrte Gesicht und die gammligen Zähne. Angewidert wich ich zurück, während Mona sich vor mir aufrichtete. ,,Das kann nicht sein" rief ich panisch. ,,Du bist Tod." Mona schenkte mir ein strahlendes Lachen, sodass mich ihre braunen Zähne anblitzten. ,,Bist du dir da sicher, Süße?" Ihre Stimme kroch mir bis ins Mark. Auf einmal spürte ich einen schmerzvollen Schlag auf meinen Hinterkopf. Benommen fiel ich völlig desorientiert nach unten. Monas Silhouette baute sich riesig groß über dem Grab auf. In ihrer Hand hielt sie einen Blut verschmierten Stein. Ich dämmerte weg, das grausige Bild in Angesicht. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, fühlte ich kalte Erde um mich herum, die immer höher zu steigen schien und mich zu verschlucken drohte. Ein modriger Geschmack erfüllte meinen Mund. Meine Lungen verlangten panisch nach Luft. Doch ich röchelte nur verzweifelt in dem immer tiefer werdenden Grab. Ich würde ersticken. Mit letzter Kraft versuchte ich mich aufzusetzen und gegen die Erde anzukämpfen, vergeblich. ,,Denn in Rosewood werden Schlampen begraben" erklang Monas bösartig kichernde Stimme ein letztes Mal, ehe ich in dem Erdloch verschluckt wurde.


Keuchend wachte ich auf. Meine Stirn war von Angstschweiß bedeckt. In meiner Brust raste mein Herz. Meine Lunge brannte und schrie förmlich nach Luft. Kraftlos legte ich mir meine Hände übers Gesicht, während ich verzweifelt versuchte meine Atmung zu beruhigen. ,,Das war nur ein Traum" flüsterte ich mir selbst zu, ehe ich meine Augen wieder aufschlug. Monas verrottetes Gesicht tänzelte immer noch vor mir. Doch ich war auf keinem Friedhof, ich trug kein mit Erde bedecktes Kleid, noch blutete ich am Kopf. Alles war nur ein Albtraum gewesen, der sich so fürchterlich real angefühlt hatte. Ich atmete schweraus, bevor ich mich vorsichtig aufsetzte. Meine Verbrennungen schmerzten wie Nadelstiche. Mit dem Ärmel meines Overalls wischte ich mir den verbliebenen Schweiß von der Stirn. Noch immer pochte die pure Angst in mir. Der Schauer auf meinem Rücken. Monas letzte Worte hallten in meinem Kopf nach. ,,Denn in Rosewood werden Schlampen begraben." Ich wusste nicht, was mir mehr Angst machte, die Ungewissheit hier drin oder die schaurige Gewissheit in meinen Träumen. Aber eines war sicher, beides würde mich irgendwann zu Grunde tragen.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Där berättelser lever. Upptäck nu