Perpetuum Mobile

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Perpetuum Mobile



Zerknirscht saß ich am nächsten Morgen draußen auf der Terrasse am Frühstückstisch. Die warmen Sonnenstrahlen ließen den Garten in voller Pracht erstrahlen. Hoffnungsvoll schaute ich auf den Display meines Handys. Doch diese Hoffnung wurde schnell getrübt, denn keines der Mädchen hatte auf meine zahlreichen Anrufe und Nachrichten reagiert. Doch was hatte ich erwartet? Offene Arme und Verständnis? Nein. Aber ich hatte gehofft, dass ich ihnen wenigstens alles erklären könnte. Stattdessen musste ich ab jetzt damit leben,dass ich schier alles verloren hatte. Von der Fassade des perfekten Mädchens, das ich früher einmal gewesen war, war nichts mehr übrig. Meine Mum musterte mich sorgenvoll. ,,Ist alles in Ordnung, Schatz? Du siehst so blass aus." Ich sah betreten von meinem Teller auf. ,,Ja, nur die Abschlussprüfungen" erwiderte ich geknickt. ,,Kopf hoch, Belle" meinte mein Dad aufbauend. ,,Du hast die Zusagen der Unis schon in der Tasche. Mach dir keine Sorgen, du wirst sehr gut abschneiden." Ich zwang mich zu einem überzeugenden Lächeln. ,,Du hast recht." Dann ruhten meine Augen wieder auf dem Display. Der Knoten in meinem Bauch schien immer größer zu werden.


- Flashback -

,,I-ich. Ich habe Bethany in dieser Nacht niedergeschlagen." Für einen Moment war es im unserem Wohnzimmer totenstill. Keine meiner Freundinnen gab eine Regung von sich, stattdessen wich ihnen sämtliche Farbe aus den Gesichtern. Ihre Mienen spiegelten Fassungslosigkeit und Unglauben wieder. ,,Was" fragten sie plötzlich, wie aus einem Mund. Betroffen wich ich ihren Blicken aus. ,,Ich habe Bethany niedergeschlagen" wiederholte ich meine Worte, dabei klang meine Stimme überraschend fest. Mein Herz wurde schwer wie Stein. ,,Ist das ein Scherz" fragte Spencer hysterisch. ,,Was? Wie" stammelte Hanna verwirrt. Emilys Körper bebte. ,,Woher weißt du das?" ,,Und wie lange weißt du das" fuhr Spence ungehalten fort. ,,Ich habe mich daran erinnert. Erst nur stückchenweise und dann hat sich das Puzzle zusammengesetzt." Meine Stimme zitterte. ,,Wie lange" hakte Spencer eindringlich nach. ,,Es hat in meinem Entzug angefangen" antwortete ich langsam. ,,Und als Ali uns von dieser Nacht erzählt hat, wusste ich alles." ,,Warte, Moment" unterbrach mich Aria harsch. ,,Dein Entzug ist Monate her und du hast uns nichts gesagt?" Spencer schnappte aufgebracht nach Luft. ,,Ich wurde deswegen verhaftet und beinahe verurteilt und du hast seelenruhig zu gesehen?" Erste Tränen liefen meine Wangen entlang. ,,Nein, Spence, so ist das nicht. Ich wollte es euch sagen und ich wollte mich stellen, aber ..." ,,Kein aber" rief Hanna dazwischen. ,,Du hättest weiter geschwiegen. Du bist nicht viel anders als Alison, Belle. Du wärst raus gewesen und Spencer hätte dafür bezahlt." Mit fassungslosen und wütenden Gesichtern stürmten die Vier aus dem Haus. Ich blieb völlig verzweifelt zurück. Das Kartenhaus war zum Einsturz gekommen.

- Flashback Ende -


Vorsichtig setzte ich einen Fuß über die Schwelle des Brews. Ich war nicht sicher was mich erwarten würde, aber alles würde besser sein, als zu Hause weiter in Ungewissheit zu sitzen. Emily stand in Gedanken vertieft am Tresen, ansonsten war es relativ ruhig im Inneren. Die meisten Gäste saßen draußen und genossen die warmen Temperaturen. ,,Hi" sagte ich zurückhaltend, während ich mich vor Em aufbaute. Meine Stimme ließ sie verblüfft aufsehen. ,,Hey" entgegnete sie kalt. ,,Bevor du diese Kaffeekanne nach mir wirfst, gib mir fünf Minuten, um alles zu erklären, Em. Bitte, ich wollte euch nie deswegen anlügen. Es tut mir ehrlich leid." Es dauerte einige Minuten, ehe sie sich wieder fing. Innerlich bereitete ich mich schon auf ihre Abweisung vor, doch Emily nickte schließlich. ,,Ich kann eine halbe Stunde Pause machen." Ihre Züge entspannten sich etwas, als sie ihre Schürze unter dem Tresen deponierte und wir gemeinsam das Brew verließen.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Where stories live. Discover now