Schatten hinter dunklem Glas

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Schatten hinter dunklem Glas



- 3 Monate später -


Das gelle Läuten der Kirchglocken erhellte die stillen Straßen Rosewoods, während die vier Sargträger den weißen Sarg aus der Kirche trugen. Die Atmosphäre in der Kirche und bei den Trauergästen war bedrückend. Ich atmete erleichtert die laue Frühlingsluft ein, als Aria, Emily, Hanna, Spencer und ich die Kirche verließen. ,,Sie wissen doch, das dort niemand drin liegt, oder" fragte Em mit gedämpfter Stimme, als wir die erste Treppenstufe passierten. ,,Ja, klar" erwiderte ich beklommen. ,,Aber der Sarg ist trotzdem tonnenschwer." ,,Monas Mum hat Erinnerungsstücke reingelegt" fuhr Hanna mit trauriger Miene fort. ,,Stofftiere, ein Fotoalbum, ihre alte Zahnspange, ..." ,,So etwas nennt man Kenotaph" erklärte Spencer in üblicher Manier. ,,Die haben sie auch für Soldaten, deren Leichen nie gefunden werden." ,,Sag niemals nie, Spence" meinte Han und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Es ist über drei Monate her, Hanna" warf Emily zweifelnd ein. ,,Keine Leiche, keine Mordwaffe, ..." ,,Und keine Verhaftung" entgegnete Aria ein wenig verbittert. ,,Na, ja" unterbrach sie Spencer. ,,Anwesende ausgeschlossen. Vergesst nicht, ich bin immer noch eine mutmaßliche Mörderin." ,,Gib die Hoffnung nicht auf, okay" erklang Tobys sanfte Stimme. ,,Der Brief den Bethany Ali geschickt hat, kann das Blatt wenden." Ich sah unsicher zu Boden, während mein Herz schwer wie Stein zu werden schien. ,,Nicht wenn Holbrook seinen Senf dazugeben darf" antwortete Spencer verzweifelt. ,,Wir hätten Tanner vor Monaten von Ali und ihm erzählen sollen." ,,Sie würde es nicht glauben, wenn es von dir oder einem von uns kommt. Sie muss es selbst herausfinden" erwiderte Toby entschieden. ,,Ich hole mal das Auto." ,,Okay" murmelte Spence niedergeschlagen, ehe Toby uns den Rücken zukehrte.

,,Was hat die denn hier zu suchen" stammelte Aria fassungslos, als sie auf den Weg vor uns starrte. ,,Zur Beerdigung deines Opfers auftauchen, reizend" sagte ich entgeistert. ,,Leute" rief Hanna entschlossen. ,,Wir müssen sie hier weg kriegen." Zustimmend nickten wir, doch da war es schon zu spät, denn Alison ging unbekümmert auf Mrs Vanderwaal zu. ,,Mrs Vanderwaal." Alis Stimme zitterte bei ihren Worten. Wir hielten schlagartig in unserer Bewegung inne, während Monas Mum sich langsam umdrehte und sie mit entsetztem Gesicht musterte. ,,Ich will ihnen mein Beileid aussprechen. Wirklich, ich habe mit dem Tod ihrer Tochter nicht das ..." Weiter kam Alison nicht, denn Mrs Vanderwaal holte aus dem Nichts aus und ohrfeigte sie schwungvoll. Das Knallen des Aufpralls ließ rundherum alle erstarren, uns eingeschlossen. Wir wichen automatisch ein Stück zurück. ,,Wo ist meine Tochter" schrie Mr sVanderwaal voller Verzweiflung und Wut. ,,Wo ist ihre Leiche?" Hanna ergriff sofort die Initiative und lief auf die Beiden zu, dabei bedachte sie Ali mit einem funkelnden Blick. ,,Ist schon okay" meinte sie beherrscht. ,,Kommen sie mit." Mein Blick ruhte wütend auf Alison, die sich verletzt ihre Wange hielt. Für einen kurzen Augenblick schaute sie zu uns verbliebenen vier. In ihrem Blick lag etwas unergründliches.


Immer noch aufgewühlt von Alisons einprägendem Auftritt, stand ich in Jasons Küche. Mein Kopf fühlte sich schwer an. Jason schien meinen gedankenverlorenen Ausdruck zu bemerken und zog mich auf seinen Schoss. ,,Wie war es" fragte er nuschelnd in meine Haare. ,,Fantastisch" antwortete ich mit deutlich zynischem Unterton. Ich holte tief Luft, ehe ich fort fuhr. ,,Alison war da. Sie hat einen dramatischen Auftritt hingelegt." Jason wurde hellhörig und hob seinen Kopf von meiner Schulter an. ,,Ali war auf der Beerdigung" hakte er verdutzt nach. ,,Ja, mehr oder weniger. Sie ist vor der Kirche aufgetaucht, als sie den Sarg eingeladen haben." Bei dem Gedanken an diese Situation wurde mir schlecht und Wut brodelte in mir auf. ,,Was ist dann passiert" fragte Jason neugierig, während seine Muskeln sich sichtlich anspannten. ,,Sie hat versucht mit Mrs Vanderwaal zu reden und ist gescheitert. Monas Mum hat ihr eine Ohrfeige verpasst, die sie mehr als verdient hat. Ich meine, was hat sie sich denn gedacht? Es war eine Trauerfeier für Mona und sie musste mal wieder sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen." Zornig stand ich von Jasons Schoß auf und lief auf und ab. Erst nach einigen Minuten bemerkte ich seinen gedankenverlorenen Ausdruck. ,,Es tut mir leid" setzte ich sanfter an. ,,Ich weiß, dass ich versprochen hatte nicht so über sie zu reden." ,,Ist schon gut" winkte er matt ab. ,,Du musst nicht versuchen mich davon fernzuhalten. Schließlich wollte ich die Wahrheit wissen, also muss ich damit leben." Haarsträubend verließ ihr die geräumige Küche. Ich wusste, dass ich gerade einen wunden Punkt getroffen hatte. Die letzten Monate waren alles andere als einfach gewesen, aber es schien als wären mittlerweile so was wie auf dem Berg.

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