Das Karussell dreht sich wieder

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Das Karussell dreht sich wieder



Mich durchströmte ein merkwürdiges Gefühl, als der Bus in dem wir saßen durch die bekannten Straßen Rosewoods fuhr. Einerseits war ich froh endlich wieder zu Hause zu sein, aber andererseits mussten wir jetzt mit allem aufräumen und die Wahrheit sagen. Beklommen von den Ereignissen verließen wir nacheinander den Bus und atmeten die kühle Brise ein, die an diesem Abend wehte. ,,Ali, ist alles okay" fragte ich, als Alison noch zögernd in der Tür des Busses stand. Sie schaute uns für einen Augenblick mit zweifelnder Miene an, ehe sie sich zurück zur Innenseite des Busses wandte. ,,Hey, stopp" hielt sie Em davon ab. Sie griff nach ihrem Arm. ,,Du musst nicht mehr davon laufen, -A ist weg. Komm schon." Immer noch zögerlich betrat Ali den Gehweg, sodass der Bus seine Route weiterfuhr. ,,Ali, wir haben darüber gesprochen" setzte Spencer an. ,,Es ist die richtige Entscheidung." ,,Vielleicht sollte ich zuerst nach Hause gehen" warf sie unsicher ein. ,,Und mit meiner Mum reden." ,,Ali, sie hat dich begraben" erwiderte Emily vorsichtig. ,,Ich denke, es ist wichtig, das die Polizei vor deiner Mutter erfährt, dass du noch lebst" fuhr ich fort. ,,Genau, du musst da reingehen und ihnen alles erzählen" pflichtete Em mir bei. ,,Das Mona -A war, das Shana dann übernommen hat. Einfach die ganze Geschichte. Fang mit der Nacht an, in der du weggelaufen bist." ,,Nein, früher" unterbrach sie Spencer. ,,Die Sache mit Jenna." ,,Warte, was? Wieso" fragte Hanna entgeistert. ,,Weil es wichtig ist. Shana wollte sich an uns dafür rächen, was mit Jenna passiert ist." ,,Ich kann das nicht tun" stammelte Ali verzweifelt. ,,Ich kann das nicht." ,,Doch du kannst. Du bist nicht allein, -A hat uns alle gequält" sagte Emily einfühlsam. ,,Was mit Shana passiert ist, ..." ,,Ist wegen mit passiert" erklärte Aria niedergeschlagen. ,,Den Teil kann ich erklären, denke ich. Aber der Rest muss von dir kommen." Unschlüssig sah Ali zu dem beleuchteten Polizeigebäude uns gegenüber. ,,Ali" hakte ich angespannt nach. ,,Sind wir uns einig?"

In einer Reihe hintereinander weg, überquerten wir die menschenleere Straße zum Revier. Mein Magen zog sich leicht zusammen, als wir die Schwelle überschritten und in den belebten Empfangsbereich traten. Das Licht der Neonröhren brannte in meinen Augen. Detectiv Holbrook kam zielstrebig auf uns zu, als er uns erblickte. Sein Gesicht sah aus, als er hätte er einen Geist ins Auge gefasst. Doch Alison war in dieser Stadt ja auch so etwas wie ein Geist, ein Mysterium. ,,Sind sie Detectiv Holbrook" fragte Ali mit zitternder Stimme. ,,Ja." ,,Ich glaube, sie haben nach mir gesucht. Ich bin ..." In einem sicheren Abstand beobachteten wir das Gespräch. ,,Ich weiß, wer sie sind" würgte Holbrook sie ab. ,,Ich bin froh, dass sie hier sind. Willkommen zu Hause. Sie haben mir sicher einiges zu erzählen. Vielleicht können wir mit der Nacht anfangen, in der sie verschwunden sind." ,,Ich bin nicht verschwunden" erklärte Ali plötzlich, was mich hellhörig werden ließ. ,,Ich wurde entführt. Ich wurde entführt und zwei Jahre lang gefangen gehalten." Mit reservierten Gesichtern schauten wir fünf einander an. Als ich gefragt hatte, ob wir uns einig seien, hatte ich damit keine Entführung gemeint. ,,Und wenn meine Freunde nicht gewesen wären, würde ich nicht hier stehen. Sie haben mich gerettet."

Fassungslos verfolgte ich Alis Gespräch mit Holbrook. Ich konnte nicht glauben, dass sie uns in diese Lügengeschichte auch noch mit reingezogen hatte. Schließlich war es schon schlimm genug, dass sie ohne ersichtlichen Grund gelogen hatte. ,,Wir wissen nicht, wer dieses Foto gemacht hat, aber es ist datiert" erklärte Holbrook, nachdem er Ali ein Foto gereicht hatte, auf dem wir in der Nacht zu sehen waren, in der wir herausgefunden hatten, das Ali noch lebte. ,,Also nehme ich an, dass das nicht ihr erster Besuch zu Hause war. Können sie sich an irgendwas aus dieser Nacht erinnern?" ,,Das war die Nacht, in der ich ihm entkommen bin." ,,Ihrem Entführer" hakte Holbrook nach. ,,Wie?" ,,Ich bin gesprungen aus dem Auto" erwiderte Ali matt. ,,Mit verbundenen Augen?" ,,Ich habe mir die Augenbinde abgerissen und bin in den Wald gerannt, um mich in Sicherheit zu bringen." ,,Aber in der Nacht, als auch dieses Foto entstanden ist, haben sie es zurück nach Rosewood geschafft. Und haben ihre Freunde getroffen." Sein Blick schweifte eindringlich zu uns. ,,Ich bat sie mich zu verstecken." ,,Sie dachten, die könnten ihnen mehr helfen, als die Polizei? Oder ihre Eltern?" In der Stimme von Holbrook schwamm ein Hauch der Ungläubigkeit. ,,Ich hatte Angst" antwortete Ali verzweifelt. ,,Ich hatte Angst, dass ich wenn ich zurückkomme wieder in die Schusslinie gerate und er mich finden würde." Holbrook wandte sich mit fragendem Gesicht uns zu. ,,Wie habt ihr sie beschützt?" ,,Sie versteckten mich im Wald" sagte Ali schnell. ,,In einem Schuppen, wo wir früher oft waren. Nach der Schule, an Wochenenden." ,,Sie haben doch vorhin gesagt, sie hätten sie in Philadelphia gerettet" warf Holbrook zweifelnd ein. Ich fuhr mir die Schläfen entlang, meine Nerven waren überstrapaziert. Da öffnete sich plötzlich die Tür zum Verhörraum und Mr Dilaurentis platzte herein. ,,Dad." ,,Oh mein Gott" sagte er überwältigt. ,,Dad." Ali fiel ihm in die Arme. ,,Habe ich im Bus gepennt" fragte Hanna flüsternd an mich gewandt. ,,Wann haben wir von Entführung gesprochen?" ,,Haben wir nicht" antwortete ich entnervt. ,,Wieso ist nur ihr Dad hier" fragte nun Emily. ,,Ich weiß es nicht" erwiderte Aria fertig. Eines war sicher und zwar das diese Lüge uns noch lange verfolgen würde.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Where stories live. Discover now