Willkommen im Puppenhaus

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Willkommen im Puppenhaus



,,Als -A Mona getötet hat, war das das schlimmste" setzte Hanna beklommen an. Der kleine Gefängnistransporter, in dem wir eingepfercht saßen, rüttelte ein wenig. ,,Aber das wir alle fünf für den Mord an ihr verhaftet werden, ist eine noch viel krassere Nummer." ,,Es handelt sich um Beihilfe, nicht um Mord" korrigierte Spencer sie matt, als würde das einen Unterschied machen. Eingesperrt und hinter Gittern waren wir trotzdem. ,,Wir sollten Goldkettchen anhaben, anstatt in Ketten gelegt zu werden" sagte Aria niedergeschlagen und deutete auf die Handschellen, die uns für die Fahrt in das nächste Staatsgefängnis angelegt wurden waren. ,,Wie auch immer" schnaubte ich. ,,Wir wandern ins Gefängnis. -A gewinnt." Ich ließ mich gegen die harte Wand des Transporters fallen. ,,Wieso wollen sie uns von Ali getrennt halten" fragte Emily grübelnd. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. ,,In der Wäscherei ist so eine Frau. Wenn du ihre Arbeit machst, gibt sie dir Infos" antwortete Hanna. ,,Gestern hat sie mir gesagt, dass der Gefängnisdirektor einen anonymen Tipp bekommen hat. Sie glauben, dass wir sechs irgendwas Großes planen." ,,Was? Und sie denken, Ali sei der große böse Wolf" entgegnete Spencer abwertend. ,,Sind wir Rotkäppchen oder die Schweinchen" hakte Aria verunsichert nach. ,,Ist egal, ein Wolf kann ohne sein Rudel nicht führen" antwortete Spence, ehe sie sich ebenfalls zurück an die Wand lehnte. ,,Wir werden wahrscheinlich auch getrennt, wenn wir da ankommen" erklärte ich beklommen und vermied es dabei meine Freundinnen anzusehen. Zwischen uns trat ein Moment des betretenen Schweigens. Die Luft fühlte sich auf einmal erdrückend schwer an.

,,Wie ist es da, Belle" fragte Em schließlich vorsichtig, während sie mich von der Seite aus ansah. ,,Soll ich es beschönigen oder dir die Wahrheit sagen" sagte ich und sah ihr in die Augen. ,,Wenn ich das durchstehen soll, muss ich wissen was mich erwartet." Ich holte tief Luft, ehe ich wieder meine Stimme fand. ,,Du fühlst dich schuldig, sobald die Türhinter dir zugesperrt wird." ,,Das ist Irrsinn" unterbrach mich Aria aufgebracht. ,,Wir haben nichts getan." ,,Das ist denen egal" erwiderte ich barsch. ,,Sie behandeln dich, wie eine Kriminelle und irgendwann glaubst du es selber." Ich tauschte einen entschuldigenden Blick mit Aria, welche sich verunsichert auf die Lippe biss. Langsam beugte ich mich zu den Anderen vor. ,,Die erste Nacht ist die Schlimmste" machte ich dann weiter. ,,Weggeschlossen von Allem, was dir je was bedeutet hat. Und wenn dann das Licht ausgeht, bist du so schrecklich einsam, wie niemals zuvor." Emily atmete schwerfällig aus. ,,Im Nachhinein wäre mir die geschönte Version lieber gewesen" meinte sie kraftlos. ,,Man kann sich auf dieses Gefühl nicht vorbereiten" erklärte Hanna. ,,Es ist schwer die Hoffnung nicht aufzugeben." ,,Leute" setzte Spencer völlig ruhig an. ,,Sie können uns alles wegnehmen, aber sie können uns nicht trennen. Versteht ihr?" Sie sah uns nacheinander eindringlich an. ,,Egal wie weit entfernt ich bin, ich werde immer bei euch sein." Aria lächelte schwach, während sie unter dem Klirren ihrer Handschellen nach Spencers Hand griff. ,,Geht mir auch so" erwiderte Emily, die den Tränen nah zu sein schien. Einfühlsam nahmen Hanna und ich ihre Hände in unsere und rückten ein Stück näher zusammen. ,,Ich hab euch lieb" flüsterte Han. ,,Ich euch auch" sagte ich beklommen und lehnte meinen Kopf an Ems Schulter.

Schlagartig schleuderte der Gefängnistransporter auf der Straße umher, sodass wir auf den Bänken haltlos hin und her wirbelten. Die Reifen quietschten laut. Der Transporter schien von der Straße abgekommen zu sein. Erschrocken rangen wir nach Luft. Unseren bleichen Gesichtern war der Schreck deutlich anzusehen. ,,Was zur Hölle war das" rief Hanna panisch und schaute uns an. ,,Wir hatten gerade einen Unfall" antwortete Emily außer sich. Meine Rippen versetzen mir ein schmerzhaftes Stechen. ,,Ja, dass hatte ich auch, aber in meine Hose" meinte Aria hysterisch. Auf einmal ertönte ein dumpfer Aufprall über uns. Mit geweiteten Augen sahen wir nach oben zum Dach des Transportes. Das Licht flackerte. Mehrere Geräusche drangen von Draußen zu uns. Es hörte sich an, als wäre gerade jemand K.O. geschlagen wurden. In mir zog sich alles zusammen. Ich atmete hektisch ein und aus. Meine Haut wurde von Gänsehaut und Panik überzogen. Ein weiterer dumpfer Schlag erklang. ,,Oh mein Gott" murmelte Spencer ergriffen. ,,Oh mein Gott" wiederholte ich ihre Worte, während sich vor der Tür etwas regte. ,,Geht weg da, geht weg" rief ich den Anderen zu. Eng aneinander gedrängt flüchteten wir in den Rückraum. Mein Herz raste wie wild. Unter lautem Rütteln und Klappern wurde die Tür schließlich aufgerissen. Vor uns baute sich eine vermummte Gestalt auf, ganz in schwarz. Die Angst kroch mir bis ins Mark. ,,Oh mein Gott" hauchte Aria atemlos. Die schwarze Gestalt legte eine Waffe oder etwas ähnliches an und zielte auf unsere ängstlich aneinandergestellten Körper. ,,Oh, bitte nicht" flehte Em nach Luft schnappend. Verzweifelt duckten wir uns nach unten. Da ertönte auch schon ein einziger Schuss. Unsere Schreie erfüllten den Transporter. Bis sich plötzlich zischend dichte, weiße Nebelschwaden vor uns ausbreiteten. Wir verstummten. Der Nebel schien sich in mir auszubreiten. Ich spürte wie eine Welle der Müdigkeit und Schwere durch meinen Körper flutete. Die schwarze Gestalt kam langsamen Schrittes auf uns zu. Mein Körper verlor an Gefühl, ehe ich willenlos zu Boden fiel und das Bewusstsein verlor.

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Where stories live. Discover now