28. Kapitel

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Also was, wenn der freundliche Kyle in Wirklichkeit Mickey Mouse Maske war?

"Ich wünsch dir viel Glück, komm ja wieder zurück", verlangte Jess und zog mich an sich. Grinsend ließ ich es geschehen und vergaß sogar für einen kurzen Moment die vielen Blicke, die mir die anderen zuwarfen. Schließlich stand ich zwischen all den anderen in den Armen von Jess. Provokant hob ich den Kopf und drückte Jess einen sachten Kuss auf die Lippen. Jess erwiderte natürlich sofort und ich hörte Mila zu meiner Linken empört aufstöhnen.

"Lia, wir müssen los", verkündete Lea und ich löste mich von meinem Freund. Kurz bevor ich um die nächste Kurve bog, drehte ich mich noch einmal um und warf ihm einen Luftkuss zu. In Wirklichkeit versuchte ich mich damit aber nur von dem bevorstehenden Einsatz abzulenken. Ich wusste nicht, ob Ryan kommen würde oder nicht. Doch irgendetwas sagte mir, dass er da sein würde.

"Bist du nervös?", erkundigte sich Lea bei mir und ich zuckte mit den Schultern. Wenn ich ehrlich war, dann war ich aufgeregt, denn es raubte mir fast den Verstand nicht zu wissen, was Ryan machen würde. Ob er überhaupt da sein würde. Oder ob er gegen uns kämpfen würde. Ob er gegen mich kämpfen würde. Ich schluckte. Könnte ich gegen ihn kämpfen?

Schweigend trottete ich neben Lea zum Hauptquartier der Einsätze, wo uns bereits alle anderen erwarteten. Es herrschte eine angespannte Stimmung und nur wenige unterhielten sich leise. Ich biss mir auf die Unterlippe. Wenn irgendjemand hier erfahren würde, dass ich sie verraten hatte, würde ich echt Probleme bekommen.

"Hat jeder seine Sachen?", erkundigte sich Olli von vorne und ich schüttelte den Kopf. Nervös drängte ich mich durch die Menge und griff nach einer der kleinen Pistolen. "Kein Maschinengewehr?", erkundigte sich Olli überrascht, "Das richtete viel mehr Schaden an." Schnell schüttelte ich den Kopf. "Mit der Pistole bin ich besser." Ich spürte seinen misstrauischen Blick auf mir, doch er sagte nichts mehr.

Keine zehn Minuten später machten wir uns auf den Weg. Lea begann über irgendetwas zu reden, doch ich konnte ihr nicht zuhören. Mir wurde bei jedem Schritt flauer im Magen und auch eine Hände begannen bereits unkontrolliert zu zittern. Ich musste mich zusammenreißen, doch das war leichter gesagt als getan.

Als sich die Truppe an der nächsten Kreuzung teilte, konnte ich nicht mehr aufhören voller Angst auf meiner Unterlippe herum zu beißen. Außerdem hatte ich das dringende Bedürfnis aufs Klo zu gehen. Ich schluckte. Alles würde gut gehen, dabei wusste ich nicht einmal, was in meinen Augen gut war. Wenn der Anschlag erfolgreich durchgeführt werden konnte? Wenn Ryan nicht da war? Oder doch eher, wenn die Bomben nicht zündeten?

Olli blieb stehen und ich wäre das in den Mann vor mir gestolpert. Mein Herz pumpte immer schneller und mir wurde ganz heiß. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich so noch eine Waffe halten konnte. Geschweige denn zielen. Würde ich überhaupt schießen? Kyle hatte behauptet, ich müsste Menschen töten. Konnte ich das, beziehungsweise wollte ich das überhaupt?

"Masken auf", befahlt Olli mit gedämpfter Stimme und alle verschwanden unter ihrer Verkleidung. Alle außer mir. Langsam fragte ich mich, wieso sie überhaupt ein Gesicht für die UK benötigten. Ich wusste nicht, ob man wirklich nach mir suchte oder ob man mich damit identifizierte. Und selbst wenn, was hatte das für einen Nutzen?

Gespannt sah ich mich um, auf der Suche nach jemand mit einer Mickey Mouse Maske, doch ich sah niemanden. Lea trug die gleiche Maske wie letztes Mal, genau wie die meisten anderen auch. Mit Mühe erkannte ich, dass Kyle eine Maske von Mario trug, die tatsächlich sehr neu wirkte, und die Hasenmaske von Jess an eine mir unbekannte Frau gewandert war. Oder sie einfach die gleiche besaß. Doch eine Mickey Mouse Maske war nicht zu sehen.

DefeatedWhere stories live. Discover now