13. Kapitel

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"Haben wir nicht. Er hat uns als Beweis deinen Anhänger gezeigt."

Mir fiel der Kinnladen hinunter, denn mir war klar, dass das Ryan gewesen seien musste. "Hat es geschmeckt?", fragte ich Nico mit einem falschen Lächeln. Meine Gedanken kreisten dabei nur um Ryan. Wieso hatte er das getan? Meine Miene verfinsterte sich. Er war ein Russe, man konnte ihm nicht vertrauen. "Gut. Es ist noch was übrig, wenn du willst", berichtete Nico, doch ich verneinte. "Ich bin total erschöpft, ich gehe in mein Zimmer."

Auf dem Weg nach oben grüßte ich noch Timo, der mit Rica auf dem Arm im Kinderzimmer stand und griff nach einem länglichen Metallrohr, dass unter den Trümmern auf dem Boden lag. Wenn Ryan tatsächlich noch in meinem Zimmer war, dann würde ich ihm einen schmerzhaften Empfang bereiten. Leise öffnete ich meine Zimmertür und tatsächlich starrten mich die hellblauen Augen des Braunhaarigen fröhlich an.

Wut machte sich in mir breit. Er war ein Russe, er war mein Feind. Was machte er in meinem Haus? Schnell schlug ich die Tür hinter mir zu und hob die Metallstange mit beiden Händen in die Luft. "Hallo?", sagte Ryan verwundert. "Alles in Ordnung?" Wieso war er hier? Was wollte er von mir? Hatte er vor Informationen über mich zu sammeln oder über die UK? Wütend machte ich einen Schritt nach vorne und holte aus, bereit ihm das Metallrohr gegen den Kopf zu schlagen.

"Was geht denn bei dir ab?", keuchte Ryan erschrocken und sprang auf. "Dritte Regel, Vertrauen", zischte ich wutentbrannt und holte erneut aus. Geschickt fing er die metallene Röhre ab. "Was für eine Regel, was redest du da? Du kannst mir vertrauen!", redete er auf mich ein. Für einen kurzen Moment überlegte ich auf meinen Bauch zu hören und ihm zu glauben, doch mein Gehirn sagte mir etwas anderes. Er war ein Lügner! Ein Verräter! Er war ein Russe! Voller Wut holte ich wieder aus und zielte auf seinen Kopf. "Vertraue niemals einem Russen", schrie ich und verfehlte seinen Kopf nur knapp.

Ryan wirkte vollkommen verwirrt, als wüsste er nicht, von was ich sprach. Er war ein guter Schauspieler. Ein guter Lügner. "Hör auf", forderte er mich auf. "Ihr seid unsere Feinde!", brüllte ich ihn an. Sie wollten uns umbringen. Er wollte uns umbringen. Er war ein Monster, denn er war ein Russe.

"Spinnst du jetzt vollkommen?", brüllte Ryan zurück und packte die Metallröhre. Fassungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben und ich begann kurz an den Worten zu zweifeln. Ich wusste nicht, woher diese Wut in mir kam, doch sie war da. Außerdem war da noch diese Überzeugung, die aus meinem tiefsten Innerem zu kommen schien. Mit einem starken Ruck entriss mir der junge Mann die Eisenstange und schmiss sie achtlos hinter sich.

"Ich will dir nur helfen! Ich hab mich gestern mit dir über Jack unterhalten und deinen Geschwistern Essen gebracht, ich will dir nichts Böses!" Sofort schüttelte ich den Kopf. Er log. Ich durfte ihm nicht glauben. Emanuel und die anderen hatten mich gewarnt. Die Russen waren unsere Feinde. "Ihr seid unsere Feinde", hörte ich mich selbst mit vor Hass triefender Stimme sagen. Es kam mir so richtig vor, als wäre es das einzig richtige auf der Welt.

"Warum sagst du das?" Ryan klang enttäuscht und schon fast verletzt, doch ich wusste, dass er das nur spielte. "Wir sind für das Gute." Irritiert schüttelte Ryan den Kopf und machte ein paar Schritte auf mich zu. Gleich würde er mich angreifen. Bereit für einen Zweikampf stellte ich mich in Abwehrhaltung, wie Jess es mir gezeigt hatte, doch Ryan drückte mich einfach nur auf die Bettkante. "Überleg doch mal, wann habe ich dir etwas getan?"

Ich überlegte wirklich, doch in meinen Kopf hörte ich die Stimme von Emanuel, der mich ermahnte. Er manipuliert dich nur, warnte die Stimme in meinem Kopf. Entschlossen knurrte ich: "Ihr seid unsere..." Ryan unterbrach mich: "Überleg dir eine andere Antwort." Ich verstummte. Mein Kopf war wie leer gefegt, nur die Grundregeln der UK und die zwei Sätze von Emanuel darüber, dass wir die Guten waren, spukten durch die endlose Leere. Ansonsten war da nichts.

DefeatedWhere stories live. Discover now