27. Kapitel

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Verzweifelt starrte ich ihm hinterher. "Bitte, Ryan, versprich mir, dass du Freitag nicht kommst." Doch er drehte sich kein Mal mehr um. Verzweifelt schrie ich ihm hinterher: "Bitte, versprich es mir!" Doch Ryan verschwand ohne ein Wort um die nächste Ecke.

Keuchend holte ich aus, doch Jess fing meine Hand erneut mit Leichtigkeit ab. "Es macht einfach keinen Spaß gegen dich zu kämpfen", stellte ich beleidigt fest, nachdem ich nach fast zwei Stunden Training kaum einen Treffer gelandet hatte. "Aber du wirst besser", versuchte Jess mich aufzubauen. Genervt sah ich ihn an. "Das sagst du jedes Mal."

Schmunzelnd schüttelte der Blonde den Kopf, bevor er vorschlug: "Wir können ja für heute Schluss machen und ich zeig dir noch was schönes." Ich nickte langsam. "Aber das ist nicht anstrengend, oder?" Lachend schüttelte mein Gegenüber den Kopf, bevor er meine Hand nahm und mich sanft mitzog. Zwar hatte Kriegstheorie keine sportlichen Ansprüche gehabt, aber das Training mit Jess laugte mich jedes Mal aufs Neue vollkommen aus.

"Wohin wollen wir denn eigentlich gehen?", erkundigte ich mich neugierig. Jess zuckte nur mit den Schultern. "Überraschung." Unzufrieden sah ich ihn an, doch Jess schwieg wie ein Grab und meine Neugierde wuchs und wuchs.

Eine halbe Ewigkeit liefen wir Hand in Hand durch den Untergrund. Ich hatte schon lange die Orientierung verloren, doch Jess wirkte zielsicher. "Sag mal, woher kennst du eigentlich all die Wege hier unten?", erkundigte ich mich neugierig und ein breites Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Ich lebe hier seit zehn Jahren. So wie du alles über der Erde kennst, kenne ich es hier." Ich nickte, obwohl das definitiv nicht das gleiche war. Oben gab es verschiedene Häuser und andere Merkmal, hier sah alles nur gleich aus.

Nach ein paar weiteren Kurven, standen wir vor einer eisernen Tür mit der Aufschrift "Kein Eintritt". "Sicher, dass das richtig ist?", fragte ich und sah den Blonden neben mir misstrauisch an. Lächelnd drückte er mir einen Kuss auf den Scheitel und nickte. Amüsiert beobachtete ich, wie er vortrat und versuchte die klemmende Tür aufzustemmen. Fast hätte ich laut losgeprustet, als plötzlich ein lautes Quietschen ertönte. Gespannt beobachtete ich wie die alte Tür aufschwang.

"Na komm, Ladies first", verkündete Jess grinsend und hielt mir die Tür auf. Geschmeichelt trat ich vor ihm durch den Tür in einen modrigen, alten Raum. Die Luft war abgestanden und Dämmerlicht schimmerte durch eine hölzerne Klappe in der Decke. Jess schloss die Tür und trat neben mich.

Sanft lotste er mich in Richtung einer Treppe, die mir zuvor gar nicht aufgefallen war. "Wir gehen an die Erdoberfläche?", fragte ich überrascht und er nickte stolz. "Zu meinem Lieblingsplatz." Das war schon süß von ihm. Lächelnd folgte ich Jess die knarzende Treppe nach oben, doch statt im ersten Stock das Gebäude zu verlassen, stieg der Blonde weiter nach oben. Ohne es zu Hinterfragen lief ich ihm nach.

Als wir im fünften Stock angelangt waren, mündete die Treppe wieder in einer Tür. Staunend verfolgte ich, wie Jess sie mit Kraft aufdrückte, wobei ich die Muskeln an seinen Oberarmen spielen sehen konnten. Hinter der Tür erstreckte sich das Dach, welches in den bunten Farben des Sonnenuntergangs leuchtet. "Wow", staunte ich und nahm die Hand des Blonden, um mit ihm gemeinsam das Dach zu betreten. "Das ist abgefahren."

Wir stellten uns an die Dachkante des verlassenen Gebäudes und starrten in den Sonnenuntergang. Die roten Farben mischten sich mit orange und gelb sowie blau. Es sah atemberaubend aus. Staunend betrachtete ich die Stadt, die total winzig in der Ferne wirkte. Wir waren weit gegangen, aber es hatte sich gelohnt.

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