20. Kapitel

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Leise setzte Ryan zur Erklärung an: "Die Mickey Mouse Maske, von der du gestern erzählt hast, er steht wieder unten und observiert das Haus."

"Es geht los", verkündete Jassi neben mir aufgeregt und deutete nach vorne, wo sich Ali vor den Reihen aufstellte. Aufmerksam verfolgte ich seine Bewegungen, wie er ruhig pfiff und die einzelnen Gespräche verstummen ließ. "Ich hoffe, ihr habt diese Woche gut trainiert und seid jetzt bereit für die Punktekämpfe", eröffnete Ali das heutige Event und Jubel brach aus.

Die hatten alle leicht reden, besser als meine Woche war vermutlich jede. Zwar hatte ich viel dazu gelernt, während des Trainings oder Abends mit Ryan, und auch mein Punktestand war in die Höhe geschnellt, weshalb ich bereits auf Platz zwölf stand, doch dafür hatte ich kaum geschlafen. Mickey Mouse Maske tauchte immer noch vor meinem Fenster auf und auch wenn Ryan versuchte ihn zu vertreiben, kam er immer wieder. Außerdem quälten mich Albträume im Schlaf und raubten mir so das letzte bisschen Ruhe. Gähnend hielt ich mir die Hand vor den Mund. Ich musste endlich wieder ausschlafen, ansonsten würde ich zusammenbrechen.

Alis Stimme riss mich wieder aus den Gedanken: "Die heutigen Punktekämpfe dürfen Maik und Lia eröffnen." Irritiert starrte ich den großen Mann auf der Bühne an. Ich war noch nicht bereit zu kämpfen. Ich hatte viel wenig Training und ich hatte schon wieder die Hälfte von dem Vergessen, was mir Jess über die Punktekämpfe erzählt hatte. "Komm schon, Lia. Du schaffst das", ermutigte mich Jassi und ich stand zweifelnd auf. Mir war ganz flau im Magen. Mit Jess kämpfen war das eine, da war klar, dass ich verlieren würde und es schaute auch niemand zu, aber hier, vor allen anderen. Ich biss die Zähne zusammen. Es ist das gleiche, wie gegen Jess zu kämpfen, versuchte ich mir einzureden und mir die Angst zu nehmen. Zögernd trat ich nach vorne.

Der Junge, der sich als Maik entpuppt, war sogar ein paar Zentimeter kleiner als ich und ziemlich unsportlich gebaut. Doch ich hatte Mischa auch unterschätzt und der stand auf der Punkteliste auf Platz vier. Ich schluckte, doch Maik wirkte auch irgendwie unsicher. Mein Blick wanderte über die übrigen Rekruten und Arne zeigte beide Daumen nach oben, während Jassi mir bestätigend zunickte. Ich holte tief Luft und sah wieder zu Maik. Ali trat bei Seite und der kleine, braunhaarige Junge hielt mir seine Hand hin. Zögernd ergriff ich sie und schüttelte sie. Ein Zeichen für Fairness, macht man so im Ring, hatte Jess gesagt.

Unsicher stellte ich mich gegenüber von dem Kleineren auf und wartete. Doch er schien nicht gewillt den ersten Schritt zu tun. Irritiert wanderte mein Blick zu Jess, der entspannt an einer Wand lehnte und das Geschehen aufmerksam beobachtete. Leicht nickte er und ich schluckte, weil ich verstand, was er sagen wollte. Ich sollte anfangen. Ein letztes Mal holte ich tief Luft, bevor ich auf Maik zulief, zögerlich und zu langsam.

Doch kaum hatte ich mich in Bewegung gesetzt, begann auch Maik zu laufen. Panik machte sich in mir breit. Was hatte er denn vor? Geschockt blieb ich stehen und sah, wie er zum Schlag ausholte. In letzter Sekunde blockte ich die Faust und verhindert so, dass ich seine Faust ins Gesicht bekam. Vorsichtig holte auch ich aus, darum bedacht ihm nicht wehzutun, doch Maik wich aus, ohne dass meine Hand ihn auch nur berührte. Bevor ich es überhaupt realisierte, nahm er erneut Schwung und schlug mir in den Bauch. Ich stieß einen erstickter Schrie aus und rang verzweifelt nach Luft, doch Maik gab keine Ruhe und seine Fäuste trommelten immer wilder auf mich ein.

Wut machte sich in mir breit und benebelte meine Sinne. Wenn Maik so aggressiv sein wollte, dann sollte er sehen, was er davon hatte. Entschlossne richtete ich mich auf und fing die nächste seiner Fäuste ab. Verzweifelt versuchte er mir seine Hand zu entziehen, doch ich dachte gar nicht erst daran und bearbeitete ihn währenddessen mit meinen Füßen. Maik schlug um sich, doch er erwischte mich nicht mehr. Ich hörte ein lautes Aufkeuchen, als ich ihm gegen die Seite trat. Jess hatte mir anscheinend allerhand beigebracht, obwohl ich bis jetzt der Meinung gewesen war, ewig weit hinterherzuhinken.

DefeatedWhere stories live. Discover now