11. Kapitel

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Und außerdem würde ich gleich Jess wiedersehen. Mein Herz machte einen Satz. Als ob es nicht reichen würde, dass mir jedes Körperteil wehtat.

Leise setzte ich mich auf den freien Platz neben Jassi. Lea und Arne saßen eine Reihe vor uns und schenkten mir beide ein grüßendes Lächeln. Ich hob leicht die Hand, um ein Winken anzudeuten. "Das da vorne", Jassi deutete auf einen Inder mit einer fetten, schwarzen Brille auf der Nase, "Ist Kumar. Er unterrichtet den Umgang mit Waffen. Wir üben es natürlich gleich, aber wir treffen uns immer erst hier." Ich nickte und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. An den Wänden hingen Welt- und Landkarten, sowie Porträts von bestimmten Menschen und Bilder mit Beschreibungen von Waffen.

Der kleine Mann, Kumar, erhob sich und räusperte sich hörbar. Es dauerte eine Weile, bis Ruhe einkehrte. "Heute werde ich euch etwas über den Umgang mit kleinen Waffen, die sich gut verstecken und mitnehmen lassen, beibringen. Dafür habe ich heute die Cavalier Scout mitgebracht." Er begann an seinem Rucksack herum zu fummeln und ich wechselte einen verheißungsvollen Blick mit Jassi. "Hat der immer so eine quietschte Stimme oder hat er nur heute Helium geatmet?" Jassi sah mich traurig an: "Er redet immer so hoch. Zum Glück unterrichtet er nur Waffenkunde."

Kumar hielt eine kleine, schwarze Pistole in die Luft, die ungefähr die Größe der Waffen hatte, die Ryan mir gestern in die Hand gedrückt hatte. Irgendein Junge pfiff laut auf und ein stolzes Lächeln schlich sich auf die Lippen von Kumar. "Wir werden jetzt in die Waffenräume gehen. Folgt mir bitte", quietschte er und hievte die Tasche mit den restlichen Pistolen hoch. Wenigstens war es hierbei nicht schlimm, dass ich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens hatte.

In dem Moment tippte mir jemand auf die Schulter und ich fuhr herum. Vor mir stand der afrikanische Trainer, seinen Namen hatte ich schon lange wieder vergessen. "Hallo Lia, würdest du kurz mitkommen, es gibt etwas zu besprechen." Ich nickte sofort, warf Jassi noch einen verwirrten Blick zu und folgte dem riesigen Mann in ein weiteres Zimmer. Zu meiner Überraschung saßen hier auch Lea und drei Jungen, die ich höchstens einmal flüchtig gesehen hatte. Lea winkte mich zu sich rüber und ich setzte mich neben sie auf den Tisch.

"Was ist das hier?", erkundigte ich mich bei ihr im Flüsterton. Leas Augen strahlten, als sie fröhlich antwortete: "Wir planen den nächsten Außeneinsatz." Die Überraschung stand mir definitiv ins Gesicht geschrieben. Warum sollte ich denn an einem Außeneinsatz teilnehme. Lea war klar, sie war eine der Besten, aber ich? Ich konnte weder kämpfen, noch hatte ich mir irgendeine der Notizen von Ali über Kriegstheorie oder ähnliches bisher angeschaut.

"So, vielleicht sollten wir uns alle einmal vorstellen, damit auch Lia weiß, wer wir alle sind", schlug der Trainer vor und alle nickten zustimmend. "Also, ich bin Olli", machte der Afrikaner den Anfang. "Leon", stellte sich ein hochgewachsener Junge mit einer langen Nase und nach oben gestylten dunkelbraunen Haaren vor. "Micha", murmelte der kleine, asiatische Junge, gegen den Jassi gestern verloren hatte. Er war extrem zierlich gebaut und machte einen schwachen Eindruck, doch ich hatte mich gestern schon von dem Gegenteil überzeugen können. "Lea", brummte das Mädchen neben mir. Ich beschloss mich einfach auch einzubringen: "Ich bin Lia." Der Junge, der noch nichts gesagt hatte, schenkte mir ein schiefes Grinsen. Er trug einen Undercut und hatte Tunnel in den Ohrläppchen. "Kyle."

Olli nickte zufrieden und widmete sich dem eigentlichen Thema: "Eigentlich wollte ich mit euch den morgigen Einsatz besprechen. Der Plan ist es, den russischen Lebensmittelmarkt auf dem Römerplatz zu sprengen. Wir sammeln möglichst viel Essen ein und zerstören danach die Stände. Das Essen wird natürlich zu unseren eigenen Leuten, aber auch zu den Deutschen in der Stadt und den Außenbezirken wandern." Alle nickten, nur ich starrte den Dunkelhäutigen ein wenig perplex an. Ich hatte mir die Einsätze anders vorgestellt. "Keine Sorge Lia, es kommen auch noch größere Einsätze, doch jeder fängt klein an", richtete Olli das Wort an mich und ich nickte sofort. Es war Zeit für den Unterricht in Menschenkunde, definitiv.

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