21. Kapitel

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Meine Gedanken überschlugen sich. Wieso war es ihm wichtig wo ich wohnte? Wusste er etwa was? "Also, Lia, was sagst du? Würdest du gerne hier unten ein Appartement bewohnen?" Sein lauernder Blick lag auf mir und in dem Moment wurde mir klar, dass er Bescheid wusste. Er wusste über Ryan Bescheid. Ich zwang mich zu einem falschen Lächeln. "Danke, aber nein danke."

Als ich zu Hause ankam, war es früher als sonst. Timo spielte mit Rica und Nico im Kinderzimmer und nachdem ich ihnen kurz Hallo gesagt hatte, verschwand ich in meinem Zimmer. Ryan war noch nicht da, was auch kein Wunder war. Normalerweise war ich erst in eineinhalb Stunden zu Hause. Ich seufzte.

Eigentlich machte es mir nichts aus alleine zu sein, doch im Moment fühlte ich mich wieder beobachtet. Ich schnappte mir Alis Ordner und verschanzte mich auf meinem Bett. Vermutlich war Mickey Mouse Maske wieder draußen. Er musste es auch gewesen sein, der Emanuel von Ryan erzählt hatte, denn wie sollte er sonst davon wissen? Ein kalter Schauer überkam mich. Was würde Emanuel jetzt tun? Er wusste mit ziemlicher Sicherheit, dass ich seine Regeln nicht nur nicht glaubte, sondern auch brach. Ich kniff die Lippen zusammen. Die gesamte Situation machte mir Angst. Wie hatte es nur jemals soweit kommen können? Und das alles nur wegen Medikamenten für Meredith. Ich schüttelte den Kopf. Es waren nicht nur irgendwelche Medikamente gewesen, es waren die gewesen, die ihr Leben gerettet hatten. Ich hatte damit geholfen ihr Leben zu retten und das war etwas wichtiges.

Ich nickte mir selbst zu, um mich zu bestärken. Doch meine Gedanken blieben nicht lange bei der einäugigen Nachbarin, denn mein Schreibtisch gab ein knarzendes Geräusch von sich. Ich wusste, dass es nur das Holz war, doch automatisch musste ich wieder an Mickey Mouse Maske denken.

Kurzerhand stand ich auf. Ich musste mich ablenken, auf andere Gedanken kommen. Mein Blick fiel durch das zerbrochene Fenster auf Merediths kleines Haus. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Meredith würde sich mit Sicherheit freuen, wenn ich sie besuchte und ich wäre beschäftigt.

Entschlossen lief ich zur Tür des Kinderzimmers und rief den Kleinen zu, dass ich bei Meredith war. "Ja", brüllte Nico zurück und ich trabte sie Treppe nach unten. Ich war gespannt, wie es Meredith ging; ich hatte sie die ganze Woche nicht mehr gesehen. Tief Luft holend verließ ich das Haus und zog die Tür hinter mir wieder zu.

Langsam stieg ich über die Trümmer und bildete mir immer wieder ein im Schatten Bewegungen zu sehen. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte niemandem erkennen. Mickey Mouse Maske blieb versteckt, doch ich war mir sicher, dass er da war.

Fest klopfte ich gegen die Wand, denn das Haus von Meredith besaß keine Haustür. Für sie war das auch nicht so wichtig, denn sie lebte im Keller, was ziemlich clever war, da es dort im Sommer am kühlsten und im Winter am wärmsten war. Außerdem war dort kaum etwas zerstört.

In dem Moment erschien ein junges Mädchen in dem leeren Türrahmen. Erstaunt starrte ich sie an, ich hatte sie noch nie gesehen. Was machte sie hier in Merediths Haus? "Wer bist du?", fuhr sie mich unfreundlich an und ich gab bissig zurück: "Das wollte ich dich auch gerade fragen." Mit hochgezogenen Augenbraun baute sie sich vor mir auf, wobei sie, auch wenn sie sich streckte, kleiner als ich blieb und stemmte die Hände in die Hüfte. "Ich wohne hier." Ihre arrogante Stimme konnte ich wirklich gar nicht ab. "Falsch", stellte ich mit einem gekünstelten Lächeln fest, "Meredith wohnt hier. Also, wo ist sie?" Sie zog eine Schnute: "Das werde ich gerade dir sagen, du könntest ja auch eine Russin sein." Das war jetzt nicht ihr Ernst. "Natürlich", säuselte ich zuckersüß. "Warte, ich zieh kurz meine Pistole und erschieße dich." Augenverdrehend schob ich sie bei Seite und betrat triumphieren das Haus.

DefeatedWhere stories live. Discover now