5. Kapitel

3.2K 213 26
                                    

Ich holte tief Luft, dann sprach ich die Wort, die mein Leben für immer verändern sollten: "Dann werde ich es machen. Ich werde das Gesicht der UK werden und euch beitreten."

"Das freut mich ", verkündete Emanuel breit lächelnd. Ich biss mir auf die Lippe. Hätte mir vor wenigen Tagen oder Stunden jemand gesagt, dass ich Teil einer Widerstandsgruppe werden würde, hätte ich gelacht. Ich war normalerweise nicht der Typ, der sich einmischte oder derartiges. Ich war eher Zuschauer. Dennoch fühlte es sich gut an, endlich etwas zu tun. Zu handeln.

"Aber als Gegenleistung möchte ich auch Antworten", forderte ich, "Ich will wissen, was hier läuft." Emanuel zuckte sorglos mit den Schultern. "Was auch immer du wissen möchtest." Ich überlegte. Mein Kopf war von einer Sekunde auf die andere wie leer gefegt. Ernsthaft? Das war ja wieder mal typisch. "Wie viele seid ihr?" Der Braunhaarige lachte auf, als er meine überaus geistreiche Frage hörte: "Und ich dachte, jetzt kommt irgendwas tiefgründiges." Beleidigt sah ich ihn an. "Schon gut, schon gut. Wir sind über tausend, nicht nur hier, sondern auch in den anderen Städten. Wir sind viele, aber nicht genug."

Zufrieden nickte ich, bevor ich nachhakte: "Genug wofür?" Emanuel ließ sich auf den Sessel plumpsen und lehnte sich zurück. "Wir wollen wieder eine Demokratie und Rechte. Gerechtigkeit." "Und wie?" Fragend sah ich ihn an, während ich mich gegen ein Regal lehnte. "Da sind wir uns noch nicht ganz einig." Seine Antworten waren schwammig. Er vertraute mir nicht, aber wie denn auch. Er kannte mich nicht. "Und was soll ich machen?", wechselte ich das Thema. Der Braunhaarige legte ein Bein über das andere. "Morgen wieder kommen. Wir bringen dir alles bei, was auch die anderen Rekruten lernen, damit du mit zu den Einsätzen kannst. Keine Sorge, für dich wird es nicht gefährlich. Du bist nur da, damit die Leute dich sehen. So jemanden wie dich haben wir schon ewig gesucht. Ein glücklicher Zufall, nicht?" Er schmunzelte. Ich nickte nur kurz angebunden. Es war nicht schlecht Verteidigung und anderes zu lernen, vor allem in den heutige Zeiten.

Es klopfte an der Tür. "Herein", rief Emanuel wie auch schon vorher. Neugierig sah ich zur Tür, die sich schwungvoll öffnete. Ein blonder Schopf betrat den Raum. "Ah, da bist du ja, Jess", freute sich Emanuel. Jess nickte nur kurz und warf mir einen kurzen, kühlen Blick zu. Ich erkannte ihn sofort. Es war der Junge, der hinter mir gelaufen war und sich mit Kate unterhalten hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Im hellen Licht des Raumes wirkte er noch hübscher. Jetzt trug er jedoch keine schwarze Lederjacke und schwarze Jeans mehr, sondern eine Jogginghose sowie einen dunkelblauen Pullover auf dem irgendetwas in weißen Buchstaben geschrieben stand.

"Das hier ist Lia, Lia, das ist Jess. Aber ich glaube, ihr seid euch bereits begegnet, nicht?", mutmaßte der Braunhaarige und ich nickte leicht. Ich musste echt mehr auf meine Körpersprache achten, es war ja nicht normal, dass dieser Mann alles wusste, was gerade in mir vorging. "Lia, ich muss mich jetzt leider bei dir verabschieden. Es war mir eine große Freude dich kennenzulernen, aber ich habe noch einen Termin. Und du musst nach Hause, richtig?" Wieder nickte ich und wollte ihm die Hand zum Abschied reichen, doch er zog mich kurzerhand in eine Umarmung. Völlig überrascht ließ ich sie über mich ergehen. So viel Zuneigung war ich nicht gewohnt, auf den Straßen war man misstrauisch. "Wir sehen uns vielleicht morgen, wenn du zum Training kommst. Ach ja, und bevor ich es vergesse, du und deine Familie, ihr könnt gerne hier unten einziehen." Überfordert stand ich da ohne ein Wort zu sagen. "Ach weißt du was, überleg es dir." Er tätschelte meine Schulter und wand sich Jess zu. "Bring sie zu ihr nach Hause und erklär ihr alles, vor allem mit dem Training." Still nickte er. "Super. Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Tag. Ciao." Mit diesen Worten öffnete er uns die Tür und ich verließ völlig überfordert neben Jess das Zimmer. Als die Tür wieder geschlossen wurde, hatte ich schon wieder die Hälfte von dem vergessen, was mir Emanuel gesagt hatte.

DefeatedUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum