Helle Sonnenstrahlen, die durch das Loch in der Wand schienen, weckten mich auf. Es war noch kühl, doch es sah aus, als würde heute wieder einer der endlos warmen Sommertage werden. Sorglos lächelnd drehte ich mich auf die andere Seite und kuschelte mich fester in die Wolldecke. Wenn ich einfach die Augen schloss, konnte ich die Welt um mich herum vergessen. Dann lebte ich in einer vollkommen heilen Welt.
Erschrocken riss ich die Augen auf. Ich musste aufstehen, ich musste in den Untergrund. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Es kam mir vor wie ein Traum. Ein super unrealistischer Traum. Erst der kleine Junge, Philipp, dann die UK, dann Jess, der nicht mit mir reden wollte, und dann dieser Russe, der den gleichen Anhänger besaß, wie ich. Wie hatte das nur alles passieren können?
Grübelnd richtete ich mich auf. Meine Gelenke schmerzten, wie ich es vermisste in einem Bett zu schlafen. Gähnend streckte ich mich und spürte sofort den positiven Effekt. Mit leisen Schritten verließ ich das Wohnzimmer und schlich in die Küche. Erstmal etwas essen. Doch ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass das keine so gute Idee war. 7:46 Uhr. Vor 46 Minuten hätte ich beim Training oder was auch immer das war, sein sollen.
Fluchend huschte ich ins Bad. Klamotten überziehen, mit einem Schluck Wasser den Mund ausspülen, das musste reichen. "Wohin gehst du?" Erschrocken drehte ich mich um. Nico stand total verschlafen in der Tür und rieb sich die Augen. "Ich muss zu einer Freundin. Könnte bis Abend dauern", schwindelte ich ihn an und richtete in der Spiegelscherbe meine Haare. "Und Nico", er sah mich aus kleinen Augen an, "Verlasst nicht das Haus." Mit diesen Worten fuhr ich ihm noch einmal durch die Haare und verließ dann kurzerhand das Haus.
Den Kellereingang vom vorherigen Abend fand ich ohne Probleme wieder, doch kaum war ich die Treppe hinunter gelaufen, stand ich vor einem großen Problem. Ich befand auf einer Kreuzung und es gab drei verschiedene Wege, die alle drei vollkommen gleich aussahen. Hatte denn niemand daran gedacht, dass ich mich hier nicht auskannte?
"Da bist du ja endlich", ein Mädchen trat aus dem Schatten heraus. Erschrocken fuhr ich herum und starrte in ein junges Gesicht, eingerahmt von schwarzen Haare, die an den Spitzen rot gefärbt waren. An den Ohren hatte sie unzählige Ohrlöcher mit kleinen Ringen darin und auch der Nasenpiercing war so ganz gegen meinen Geschmack. Die schwarzen Klamotten, die aus einer Lederjacke, einem engen, kurzen T-Shirt und einer Skinnyjeans bestanden, ergänzten ihren taffen Look perfekt. Entschlossen lief sie vor, drehte sich noch einmal zu mir um und rief: "Kommst du jetzt?"
Nickend folgte ich ihr durch die dunklen Gänge. Erneut fiel mir auf, wie kühl es hier unten war. Die Wände, die bereits wieder in Stein wechselten, schienen gut zu isolieren. Es war ein Wunder, wie man all das hatte aufbauen können. "Du hast also gestern den kleinen Jungen gerettet", begann das Mädchen vor mir unerwartet ein Gespräch. Ich nickte, bevor ich endlich meinen Mund aufmachte und auch etwas sagte: "Ich bin Lia." Perplex sah mich die Schwarzhaarige an und begann zu lachen: "Ich bin Jasmin. Nenn mich aber einfach Jassi." Sofort musste ich bei der Abkürzung an Jess denken. Sicher war das auch nur sein Spitzname. Schnell verdrängte ich den Gedanken wieder. Warum musste ich denn jetzt an ihn denken?
"Ich fand das toll, was du für das Kind getan hast", lobte mich auf einmal Jassi und mir schoss die Röte ins Gesicht. Ich war noch nie gut darin mit Lob umzugehen, dazu hatte ich in den Bergen zu wenig bekommen. "Danke", nuschelte ich verlegen. Sie grinste. "Das wirst du heute noch öfter hören. Die meisten bewundern dich." Ungläubig sah ich sie an, doch sie schien keinen Scherz zu machen. "Das ist", überfordert suchte ich nach den richtigen Worten, "so unrealistisch." Jassi begann zu lachen, wobei dieses Geräusch wohl eher ein Grunzen war und ich stimmte ein.
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Defeated
Ciencia Ficción"Wer seid ihr?" "Wir sind die UK, die Untergrundkämpfer. Wir sind da, weil wir etwas ändern wollen. Wir sind da, weil wir etwas ändern werden." ---- Nachdem der dritte Weltkrieg verloren wurde, ist für viele alles anders. Nicht nur die Tatsache, das...
