Als wie uns wieder beruhigt hatten, begann Jassi mir Löcher in den Bauch zu fragen. Ich erfuhr, dass sie sechzehn Jahre alt war, somit also nur ein Jahr jünger als ich war, und einen großen Bruder hatte. Außerdem lebte sie schon seit zwei Jahren hier unten und trainierte seit letztem Jahr. Im Gegenzug erzählte ich ihr von meinen Geschwistern und dem Leben in den Bergen. Sie war viel offener und lebensfroher, als ich ihrem Look nach geurteilt hätte.
Mit guter Laune erreichten wir den großen Platz. "Wenn du willst, kann ich dich, bis du den Weg kennst, immer von der Treppe aus abholen", bot mir Jassie an und begeistert stimmte ich zu. "Wo müssen wir eigentlich jetzt hin?", erkundigte ich mich und sah mich unsicher um. Es war weniger los als gestern, nur vereinzelt sah man Menschen, die über den Platz schlenderten. "Zu den Trainingshallen, die sind im Südflügel. Da sind auch die Wohnungen für Rekruten, die Unterrichtszimmer und alles weitere." Nickend folgte ich ihr.
Jassie bog ohne zu überlegen in eine breite Gasse ab, die von dem Platz wegführte. Eilig folgte ich ihr. "Gibt es noch irgendwas wichtiges, was ich wissen muss?", erkundigte ich mich, denn langsam wurde mir flau im Magen. Nicht jeder würde mir gegenüber so gut eingestellt sein wie Jassi, denn es gab sicher einige, die Ben hinterher trauerten. "Die drei Grundregeln musst du kennen", erinnerte sich Jassi und begann sie aufzuzählen: "Erstens, Schweigen. Niemand darf von dieser Organisation erfahren, außer die Person lebt mit im Untergrund oder ist Teil der Organisation. Zweitens, Gehorsam. Stehe vollkommen hinter der Organisation, die Befehle der Vorgesetzten sind deine Gesetze und die Ziele der UF dein Leben. Und drittens, Vertrauen. Traue niemals einem Russen, egal, was er sagt oder tut. Sie sind unsere Feinde."
In Jasmins Augen lag so eine Kälte, als sie die Grundsätze der UK aufzählte, dass ich erschauderte. Schnell nickte ich und das fröhliche Lächeln erscheine wieder in Jassis Gesicht. "Ist doch nicht so tragisch, nicht? Wir sind schließlich für das Gute. Wir wollen den Menschen nur helfen." Zustimmend nickte ich. Ich wollte den Menschen auch helfen, ihnen Hoffnung geben und wieder ein sicheres Leben schenken.
"Wir sind da", verkündete Jassi stolz und deutete auf eine hölzerne Tür. Nervös wippte ich von einem Fuß auf den anderen. Ich wusste nicht, was mich hinter der Tür erwartete, doch es war ein unvermeidbarer Bestandteil meines neuen Lebens. Jassi hob die Faust und klopfte zweimal stark gegen das Holz. Während wir warteten, dass jemand öffnete, schenkte sie mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich versuchte es zu erwidern, doch die Grimasse auf meinem Gesicht ging wohl kaum als Lächeln durch. Reiß dich zusammen, Lia, ermahnte ich mich selbst. In dem Moment schwang die Tür auf und ein Mann arabischer Herkunft sah uns mit großen, rehbraunen Augen an.
"Hey, Ali", grüßte Jassi und schob sich an ihm vorbei durch die Tür. Schweigend lief ich ihr hinterher, dem Blick des Mannes, der auf mir lag, ausweichend. "Lia?", fragte Ali erstaunt. Irritiert hob ich den Blick und sah ihn nickend an. "Ja?" Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und ohne zu zögern schlang er seinen einen Arm um mich und klopfte mir mit der freien Hand auf die Schulter. "Große Klasse gestern", verkündete er. Erneut wurde ich zur Tomate und bedankte mich leise. Ali löste sich von mir: "Nicht so schüchtern, du bist eine Heldin!" Unsicher sah ich zu ihm hoch, während er mich lachend an der Schulter packte und hinter sich her zog. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm hinterher zu laufen. Hilfesuchende wanderte mein Blick zu Jassi, doch die hob nur beide Daumen nach oben und grinste mich fröhlich an.
"Alle mal herhören, unser Neuling ist da", verkündete Ali, als er bereits ein Stück in die riesige Halle hineingelaufen war. Neugierig lugte ich an der linken Seite des Riesen vorbei. Wir standen am Eingang einer extrem großen Halle. Boxsäcke hingen von der Decke und blauen Matten waren auf dem Boden ausgelegt. Mitten drin standen viele junge Leute, alle ungefähr in meinem Alter, teils jünger, aber auch teils älter. Sie alle hatten ihre aktuellen Tätigkeiten unterbrochen und starrten zu mir und Ali. "Begrüßt Lia!", brüllte der Schwarzhaarige und schob mich vor sich.
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Defeated
Science Fiction"Wer seid ihr?" "Wir sind die UK, die Untergrundkämpfer. Wir sind da, weil wir etwas ändern wollen. Wir sind da, weil wir etwas ändern werden." ---- Nachdem der dritte Weltkrieg verloren wurde, ist für viele alles anders. Nicht nur die Tatsache, das...
7. Kapitel
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