Erneut stoppte der Mann und lauschte. Für einen Moment herrschte Stille, dann begannen sie wieder an seiner Tür zu rütteln. Schreie, Befehle und Flüche halten durch das Haus. Der Schrank, der bis jetzt regungslos gestanden hatte, begann zu rutschen. Das Geräusch erzeugte Gänsehaut auf den Armen des Mannes und erinnerte ihn an seine Mission. Er durfte nicht innehalten. Er musste sich beeilen.
In Chinas neuen Ländern sieht es ganz anders aus. Die Gefängnisse werden ausgebaut und jeder Aufständige wird dort hineinverfrachtet. Oft liegen die Gebäude hoch in den Bergen, wo es eiskalt ist und die Lebensbedingungen schlecht sind. Die Leute leiden an Hunger und werden oft, auch wenn es nicht offiziell erlaubt ist, geschlagen und misshandelt. Jeder muss chinesisch lernen, sich wie Chinesen verhalten und sich auch ihrem Glauben anpassen. Erziehungslager sind errichtet worden, sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene. Wer sich nicht anpassen will, landet im Gefängnis oder in einem dieser Lager und wer daraus zurückkommt - wenn man zurückkommt -, ist nicht mehr er selbst. Gehirnwäsche, sagen viele. Auch hier haben die "Dabài", wie die Besiegten genannt werden, Reichtum und Land verloren. Außerdem ist eine neue Hochzeitsregel eingeführt worden. Sollte also jemand der Chinesen - mit Chinesen dürfen nur die Sieger des Krieges angesprochen werden - einen Dabài heiraten, ist ihm das auch ohne dessen Einwilligung erlaubt.
Der Schrank fiel, ein lauter Knall ertönte im ganzen Zimmer. Die Tür öffnete sich zu einem Spalt, Soldaten drängten sich hinein, er konnte sie hören. Doch er drehte sich nicht um. Voller Adrenalin tippte er die letzten Zeilen.
Doch im Gegensatz zu den Russen ist das noch gar nichts. Todesstrafe sind eingeführt worden, aber nur für die "Verlierer". Erschießt ein Russe einen Verlierer, gibt es kaum Strafen, selbst wenn es ohne konkrete Beschuldigung passiert. Die Russen dürfen tun und lassen, was sie wollen. Egal was für Besitz ein Verlierer hat, wenn es einem Russen gefällt, darf er es sich nehmen. Vergewaltigt ein Russe ein Verlierer-Mädchen, gibt es keine Strafen. Russen, die die Häuser durchsuchen und das Privatrecht verletzen, sind schon lange kein Einzelfall mehr. Jeder muss russisch sprechen. Religion ist den Verlieren nicht gestattet. Die Verlierer haben kein Recht Gebetsstätten zu besuchen, ins Kino zu gehen, ein Theater oder eine Oper anzuschauen oder in eine Schule ihrer Wahl zu gehen. Einkäufe dürfen nur zwischen 18-20 Uhr abends erledigt werden und auch Restaurants und viele öffentlichen Toiletten sind für sie verboten. Was die Russen sagen oder wollen ist Gesetz und wer sich weigert, wird im besten Fall erschossen. Im schlechteren Fall wird man in die "Arbeitslager" verfrachtet. Folter ist an der Tagesordnung, man darf kein Wort verlieren, arbeitet 18-Stunden-Schichten und bekommt kaum Essen. Wer zusammenbricht wird wieder auf die Beine getreten und gefoltert, bis er darum winselt weiterarbeiten zu dürfen. Die Leute sterben zu Hunderten, kaum jemand überlebt und bisher ist noch niemand offiziell je wieder aus einem Arbeitslager zurückgekehrt. Beerdigungen gibt es jedoch keine. Man wird nicht einmal benachrichtigt, wenn das eigene Kind stirbt und auch schon kleine Kinder im Alter von zarten fünf Jahren werden ohne mit der Wimper zu zucken mitgenommen. Die Verliere haben alle Rechte verloren und die einzige Chance wieder einige Rechte zurückzuerlangen und sich seinen Platz unter den Russen zu verdienen, ist mindestens 10 Jahre als Soldat der Gewinner zu arbeiten. Dazu zählt es die Verlierer zu erschießen, in den Arbeitslagern zu foltern und Befehle, ohne darüber nachzudenken, auszuführen. Und die Leute tuen es. Sie werden herzlos. Aus Angst.
Die Schritte und Stimmen wurden lauter. Sie waren direkt hinter ihm.
Doch ihr dürft nicht aufgeben, denn ihr seid nicht alleine.
Blitzschnell wanderte seine rechte Hand zur Maus und klickte auf weiterleiten.
Wir sind viele. Viele, die das gleiche Schicksal teilen.
Jemand brüllte ihn an, eine Waffe wurde entsichert.
Also reicht euch die Hände und verbündet euch.
Geübt wählte er alle seine Kontakte aus, um die Nachricht zu versenden.
Richtet eure Waffen gegen CAR.
Jemand drückte ab und die Kugel bohrte sich in die Schulter des Mannes.
Für alle Lebenden.
Entsetzt keuchte er auf und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus.
Für alle Gestorbenen.
Mit letzter Kraft tippte er drei Worte dazu. "Sie sind da."
Und für alle, die noch sterben werden.
Immer mehr Kugeln durchbohrten seinen Rücken, raubten ihm den Atem und färbten sein T-Shirt rot.
Und für jeden, den sie von uns ermorden, werden wir fünf von ihnen töten.
Kurz bevor der erste Soldat ihn erreichte und seinen Schädel auf den Tisch schlug, sodass Blutspritzer durch den ganzen Raum flogen, drückte er auf versenden.
Denn die Revolution hat begonnen.
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1489 Wörter. 🙉
Ja, ich bin stolz, ich lebe die Herausforderung 🙈
Das Kapitel widme ich LenaWeinert , weil ich mich nur dank ihr wieder an die Paperchallenge erinnert habe🙊
Geschrieben am 29. 07. 2017🐵
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Defeated
Science Fiction"Wer seid ihr?" "Wir sind die UK, die Untergrundkämpfer. Wir sind da, weil wir etwas ändern wollen. Wir sind da, weil wir etwas ändern werden." ---- Nachdem der dritte Weltkrieg verloren wurde, ist für viele alles anders. Nicht nur die Tatsache, das...
Prolog
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