Kapitel 59

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Jungkook Pov

Man könnte meinen, dass eine Woche kein langer Zeitraum ist und sie wie im Flug vergeht, aber das würde nicht der Wahrheit entsprechen. Tatsächlich zieht sich bereits ein Tag ohne Taehyung unglaublich in die Länge. Selbstverständlich kann ich einen Tag ohne Taehyung aushalten, aber nur mit dem Gewissen, dass er hier in Seoul ist. Ein Tag ohne Taehyung, mit dem Gedanken daran, dass er in Japan ist und ich ihn eine Woche nicht sehen werde, ist wiederum etwas komplett anderes. Es ist unerträglich.

„Yah, was bist du wieder am Träumen?", reißt mich Jimin aus den Gedanken und bringt mich somit auch wieder in die Realität zurück. Stimmt, ich bin auf der Arbeit. Es ist kein guter Zeitpunkt Taehyung nachzutrauern. Zwar ist das leichter gesagt als getan, da meine Gedanken jede freie Sekunde zu ihm schwanken, aber vielleicht sollte ich es einfach verdrängen. „Ist es wieder Taehyung?", fragt er mich, nachdem er den letzten Kunden bedient hat und wendet sich mir zu.

„Ich vermisse ihn bloß so", seufze ich. „Das sagst du heute schon zum tausendsten Mal und gestern ging es den ganzen Tag auch schon so", wirft er mir vor. Statt etwas zu erwidern, sehe ich ihn bloß wie ein trotziges Kind an. „Wenn du ihn so sehr vermisst, wieso fliegst du nicht einfach zu ihm? Du kannst ihn ja besuchen." Seine Worte bringen mich zum Lachen, jedoch verstumme ich sofort, als ich seine toternste Miene bemerke, die mir verrät, dass das kein dummer Scherz war. „Sei nicht albern, Jimin", schüttele ich den Kopf.

Ich war bisher noch nie im Ausland und eine spontane Person bin ich erst recht nicht. Jimins Vorschlag käme für mich demnach niemals in Frage. Allein daran zu denken empfinde ich als absurd. Wer bitte bucht von hier auf jetzt ein Ticket in ein fremdes Land, vor allem, ohne es mit der Person, die man besuchen möchte, abgeklärt zu haben? Was ist, wenn er gar keine Zeit für mich hat und ich letztendlich keinen Platz zum schlafen habe? Mal davon abgesehen, dass mir auch nicht unbedingt viel Geld zur Verfügung steht.

„Wieso? Sei doch einfach mal ein bisschen spontan und geh Risiken ein. Wenigstens für Taehyung", besteht er drauf, als wäre sein Leben davon abhängig. „Wie romantisch wäre es, wenn du ihn überraschen würdest und ihr wieder vereint wärt", beginnt er gleich daraufhin zu schwärmen. „Wir sind hier im echten Leben und in keinem K-drama, Jimin. Das kann nur schief gehen. Wer sagt überhaupt, dass er mich sehen möchte? Ich will ihn nicht nerven."

Ohne mich darauf zu antworten oder eine Reaktion zu geben, zückt er sein Handy. „Wenn du das nicht machst, dann kümmer ich mich halt drum. Aber ich werde dir nicht länger beim rumheulen zusehen", sagt er und ich sehe ihn verwirrt an. Zumindest solange, bis ich realisiere, wen er anruft und was seine Absichten sind.

»Yoongi?«

Tatsächlich hat Jimin es geschafft mich gegen meinen Willen in den nächsten Flieger nach Tokyo zu stecken. Ich habe absolut keine Ahnung, wie er das geschafft hat, doch nach einer langen Diskussion saß ich dann letztendlich doch im Flieger, auf dem Weg zu Taehyung. Ohne es mit mir abgesprochen zu haben, hat Jimin Yoongi angerufen und ihm von seinem Vorhaben erzählt. Dieser hat diese Idee nur zu gerne mit offenen Armen empfangen, da er irgendwas von wegen „Taehyung ist auch unerträglich" geredet hat. So ist es dann dazu gekommen, dass Jimin meine Sachen gepackt und mich zum Flughafen geschliffen hat, während Yoongi Hyung meinen Flug gebucht und selber bezahlt hat.

Und so stehe ich hier nun also, vollkommen verloren inmitten von Tokyos Flughafen.

Es dauert nicht lange, bis ich Yoongis Chauffeur, den er mir geschickt hat, ausfindig mache und der mich zu dem Hotel fährt, in welchem Yoongi und Taehyung nächtigen. Yoongi hat mir verraten, dass Taehyung einen ziemlich verplanten Tag hat und er sich erst informieren muss, wann er für heute fertig ist.

Das nächste Ziel, an welchem ich verloren stehe, ist die leere Lobby des riesigen Hotels. Es ist bereits Abend und auch das Abendessen war schon, weswegen sich die meisten Leute bereits in ihren Zimmern befinden. Aber das das ist mir nur recht so. Bepackte Hotels sind nicht unbedingt meine Lieblinge. Zudem kann ich es immer noch nicht glauben, dass ich mich darauf eingelassen habe und zugegebenermaßen bin ich ziemlich nervös, da ich absolut nicht weiß, wie Taehyungs Reaktion ausfallen wird. Wird er genervt sein oder sich tatsächlich freuen, mich zu sehen?

Ich nehme mein Handy heraus und schreibe Yoongi eine kurze Nachricht, dass ich da bin und in der Lobby auf ihn warte. So, wie er es sich von mir gewünscht hat. Wenig später erscheint er auch schon und zieht mich in eine Umarmung, ehe er mich wie ein stolzer Vater betrachtet. „Du hast es ernsthaft getan", kommt es mit großer Vorfreude von ihm. Tatsächlich habe ich ihn noch nie so enthusiastisch erlebt. Ich habe das Gefühl, als würden Jimin und er die Situation ein bisschen zu sehr genießen. Die beiden verhalten sich nämlich so, als würden sie irgendein Liebesfilm schauen.

„Also, Taehyung hat jetzt noch ein letztes Meeting und danach sollte er im Zimmer sein. Du hast also ungefähr eine Stunde, um dich darauf vorzubereiten und dich einzurichten. Ich habe ihm nichts erzählt, also hat er keine Ahnung", erklärt er mir und reicht mir daraufhin eine Karte. „Das ist seine Zimmerkarte, damit kommst du ins Zimmer. Sein Zimmer ist im 7. Stock, Nummer 231", gibt er mir noch die letzten Informationen, ehe er auch schon los muss und mich somit wieder alleine hier stehen lässt.

„Das schaffst du schon, Jungkook", spreche ich mir selber Mut zu und drücke die Karte in meiner Hand fest, bevor ich auf den Fahrstuhl zusteuere. Es dauert auch gar nicht lange, bis ich letztendlich vor Taehyungs Zimmer stehe. Ein wenig unsicher stecke ich die Karte in das Gerät an der Tür und der rote Punkt, welcher grün wird, bestätigt mir, dass ich das Zimmer nun betreten kann. Ich atme einmal tief durch, ehe ich die Türklinke herunterdrücke und die Tür zu seinem Hotelzimmer öffne. Sobald ich dieses sehe, staune ich nicht schlecht.

Das kann man kaum ein einfaches Hotelzimmer nennen. Es ist riesig. Es hat ein großes Bett, große Fenster, die von langen Gardienen bedeckt sind, ein riesen Badezimmer, welche man durch eine Glaswand teilweise sehen kann, und auch noch eine Minibar. Im Großen und Ganzen ist es also unglaublich schön.

Ich stelle die Tasche, mit welcher ich angereist bin, zur Seite und lasse mich erst mal auf das Bett fallen, um eine Verschnaufpause einzulegen. Das alles war unglaublich stressig und wenn man bedenkt, dass ich heute Morgen noch keine Ahnung hatte, wo ich mich am Abend befinden werde, finde ich die ganze Situation ziemlich faszinierend. Am liebsten würde ich einfach liegen bleiben und einschlafen, aber erstens bin ich zu nervös und zweitens gibt es da einen gewissen Taehyung, welchen ich im wachen Zustand überraschen muss.

Demnach erhebe ich mich und begebe mich ins Badezimmer, wo ich erst einmal eine lange und angenehm warme Dusche nehme, die ich nach diesem langen Tag unglaublich nötig habe. Sie sorgt nicht nur dafür, dass ich mich wieder frisch fühle, sondern löst auch die Anspannungen in meinem Körper. Sobald ich also, nur mit einem Bademantel bekleidet und nassen Haaren, wieder auf Taehyungs Bett sitze, kann ich deutlich spüre, wie müde mein Körper geworden ist.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Starry Night || Vkook [Texting]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt