Kapitel 29

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Jungkook Pov

Ich habe meinen Kopf gegen seine Schulter gelehnt und genieße seine Streicheleinheiten an meinem Bauch, während ich die Augen geschlossen halte. Mit den Gedanken drifte ich vollkommen ab und kann nicht anders, als die ganze Situation auf mich einwirken zu lassen. Ich bin nicht traurig. Ganz im Gegenteil, das, was eben passiert ist, kann ich tatsächlich verdrängen. Und dennoch sind meine Gefühle ein reinstes Chaos. Taehyung verwirrt mich auf so vielen Ebenen, macht mich im selben Moment aber auch unglaublich glücklich. Es sind so viele Emotionen, die Taehyung in mir auslöst und es wird mir plötzlich alles zu viel, sodass einzelne Tränen meine Augen verlassen.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, um keinen Ton von mir zu geben. Schließlich kann Taehyung mein Gesicht nicht sehen und somit wird er nicht merken, dass ich weine. Ich möchte nicht, dass er mich für einen kompletten Schwächling hält. Es ist schließlich nicht das erste Mal, in den wenigen Minuten, in denen ich vor ihm weine. Und irgendwo ist mir diese emotionale Seite von mir auch unglaublich unangenehm.

Mein Plan, vollkommen unbemerkt zu bleiben, stellt sich aber als schwieriger raus, als ich gedacht habe, da ich ein Schluchzen nicht länger unterdrücken kann. „Jungkook?", gibt er verwirrt von sich und dreht meinen Kopf so, dass er mich ansehen kann. „Baby...", kommt es besorgt von ihm und er streicht mir meine Tränen mit seinem Daumen weg. „Sind die Schmerzen zu stark?", fragt er mich, woraufhin ich bloß den Kopf schüttelte. Dadurch, dass wir in diesem angenehm warmen Bad liegen, sind die Schmerzen tatsächlich vergessen.

„Es war niemals meine Absicht, dir so weh zu tun. Ich hab sogar versucht, mich so gut es geht zurück zu halten. Bei meinen anderen Babyboys lief das alles ganz anders ab... härter, deswegen bin ich es nicht anders gewohnt. Aber weil du von Anfang an besonders warst, wollte ich es so harmlos wie möglich halten. Hätte ich gewusst, wie sehr es dich verletzt, hätte ich es niemals soweit gebracht und es kommt auch nie mehr wieder vor, versprochen", beginnt er zu reden und da ich nicht möchte, dass er sich länger Gedanken über diese Sache macht, signalisiere ich ihm mit einem Kuss auf seine Lippen, dass alles in Ordnung ist.

„Es ist nicht deswegen. Ich kann grad bloß nicht meine Gefühle kontrollieren, ignorier es einfach", versuche ich ihn zu beruhigen. Ich drehe mich nun mit meinem Körper komplett zu ihm um und kuschele mich an seine Brust. Seine Hand lässt er wieder in mein Haar wandern und streicht mir durch dieses, was mich ungemein beruhigt.

„Waren sie besser?", frag ich nach einer Weile, nachdem ich mich beruhigt habe und meine Tränen versiegt sind. „Deine anderen Babyboys mein ich", füge ich gleich hinzu, als ich seine fragende Miene sehe. „Nein... oh Gott, nein. Baby, so meinte ich das nicht. Du bist anders als sie, ja. Aber eine besondere Art von anders", er beendet seinen Satz, um mir ein Kuss auf die Lippen zu drücken. „Weißt du was der größte Unterschied ist?", fragt er mich. Als Antwort schüttele ich den Kopf. „Was denn?", hake ich nach. „Du bedeutest mir was. Das ist etwas, was keiner von ihnen bisher geschafft hat."

Seine Worte zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Ein wirkliches, ehrliches Lächeln. Und plötzlich ist alles Negative, was heute passiert ist, vollkommen vergessen und nicht länger wichtig. Ich drehe ihm wieder den Rücken zu, lehne mich an seine Brust und genieße die Wärme, von der ich umgeben bin. Die Wärme von dem Wasser, als auch die von Taehyung.

In einem Pulli und einer Jogginghose sitze ich in meinem Bett. Meine Haare sind noch ein wenig feucht, das macht mir aber nichts aus. Das Licht des Zimmers ist ein wenig gedämmt, was dem Ganzen eine gemütliche Atmosphäre verleiht und so wohl hab ich mich seit langem nicht mehr gefühlt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich tatsächlich noch ein wenig Schmerzen habe. Größtenteils, wenn ich laufe. Im Liegen und Sitzen kann ich sie aber soweit ignorieren.

Während Taehyung darauf bestanden hat, mir Suppe zu machen, sitze ich also im Bett, habe mich gegen die Wand gelehnt und zeichne etwas in meinem Block. Auch, wenn Taehyung mir heute Unrecht getan hat, fühle ich mich im Moment mehr als nur entspannt. So, als hätte ich keinerlei Stress im Leben. Taehyung, der mich auf Händen trägt, während ich entspannt im Bett liege und zeichne. Was kann ich mir schöneres vorstellen? Meine zwei Lieblingsbeschäftigungen.

Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich bereits ein wenig müde bin. Aber da Taehyung darauf besteht, mich ein wenig zu bemuttern, kann ich das wahrscheinlich noch ein wenig länger aushalten. Als ich von meinem Skizzen Block aufsehe, steht er plötzlich im Zimmer. „Die Suppe ist fertig, Baby", gibt er mir Bescheid. Ebenso wie ich auch, trägt er einen Pulli und eine Jogginghose. Nickend setze ich mich auf, ehe ich aber aufstehen kann, hebt er mich auf seine Arme.

Im Wohnzimmer lässt er mich auf der Couch ab, deckt mich mit einer Decke zu und schaltet den Fernseher an, ehe er mir die Suppe bringt. „Danke, Mama", scherze ich, da ich die ganze Situation relativ amüsant finde. Wer hätte gedacht, dass Taehyung die perfekte Mutter spielen könnte? Und auch, wenn ich es ihm nicht zugetraut hätte, sehe ich, wie sich auf meine Aussage hin ein Lächeln auf seinen Lippen breit macht. „Für dich heißt das immer noch „Daddy"."

Mit einem kurzen Schultern zucken nehme ich die Suppentasse in meine Hände und fange an diese zu essen. Taehyung überrascht mich immer wieder mit seinen Kochkünsten. Wenn ich gewusst hätte, dass er sich so um mich kümmert, wenn ich ihn Daddy nenne, hätte ich mich wahrscheinlich früher darauf eingelassen. Und auch, wenn ich gelesen und von Jimin gehört habe, dass Daddys auch ziemlich sanft zu ihren Babys sein können, hab ich es von Taehyung am wenigsten erwartet.

Ab und zu reiche ich auch ihm einen Löffel voller Suppe, bis diese letztendlich leer ist. Eine Weile sitzen wir nur auf der Couch rum und kuscheln, während wir fernsehen. Doch dann übermannt mich die Müdigkeit und ich kann mir ein Gähnen nicht verkneifen. „Geh du wieder ins Bett, Baby. Ich kümmer mich noch um die Küche und komme dann auch", sagt er und steht mit diesen Worten auf. „Kannst du mir noch ein Tee machen?", frage ich ihn. Nachdem er das bejaht hat, stehe ich nun eigenständig auf und begebe mich ins Schlafzimmer, wo ich mich wieder ins Bett lege.

Da ich mein Handy grad nicht ausfindig machen kann, drücke ich kurz auf den Home Button von Taehyungs Handy, um nach der Uhrzeit zu schauen. Dabei sticht mir eine bestimmte Sache besonders ins Auge. Ein verpasster Anruf von einer Nummer, die er nicht eingespeichert hat. Ohne das weiter zu beachten, lege ich mich ins Bett. Bevor ich es mir in diesem gemütlich machen kann, beginnt sein Handy ein weiteres Mal zu klingeln. Sofort nehme ich es in die Hand und schaue ein wenig hilflos auf das Display. Es ist dieselbe Nummer. Ob das jemand von seiner Arbeit ist? Einfach rangehen möchte ich nicht.

„Tae", rufe ich ihm also zu, bekomme allerdings keine Reaktion von ihm. „Taehyung, dein Handy klingelt", versuche ich es ein weiteres Mal und gleich daraufhin betritt er das Zimmer. Bevor ich ihm sein Handy reichen kann, reißt er es mir lieber aus der Hand. Ohne lange nachzudenken, drückt er auf den roten Balken, lehnt somit den Anruf ab. Schon wieder.

„Wer ist das?", frage ich ihn verwirrt. „Ist nicht so wichtig", lenkt er ab und steckt sein Handy ein. „Bist du dir sicher?" Schließlich ruft eine Person nicht einfach zweimal an, wenn es nicht wichtig ist. Weiß Taehyung überhaupt, um wen es sich dabei handelt? Immerhin ist die Nummer nicht eingespeichert. Und einen anständigen Grund, wieso er den Anrufen einer bestimmten Person ständig ablehnen sollte, habe ich auch nicht parat. „Bin ich. Mach dir keine Gedanken drum."

Nach wie vor verwirrt sehe ich ihm zu, wie er das Zimmer wieder verlässt. Wenn er sagt, dass es nicht wichtig ist, dann ist es wahrscheinlich auch nicht wichtig. Mach dir nicht unnötig Gedanken drum, Jungkook. Somit lasse ich mich wieder ins Kissen senken und warte drauf, dass Taehyung mit meiner Tasse Tee zurückkehrt, was wenig später tatsächlich der Fall ist.

Während er sich zu mir gelegt hat und ein Buch liest, lege ich meine Skizze zur Seite und kuschele mich lieber in seine Arme. Ich brauche seine Aufmerksamkeit dabei nicht einmal wirklich. Er kann ruhig weiter lesen, seine Nähe und Wärme genügt mir vollkommen.

Mein Kopf ruht auf seiner Brust, dabei fällt mein Blick auf sein Handy, welches direkt neben ihm liegt. Es lässt mich einfach nicht in Ruhe, egal wie sehr ich versuche, es zu verdrängen. Und als es ein weiteres Mal und schließlich sogar ein drittes Mal klingelt, was Taehyung entweder gekonnt ignoriert oder die Nummer erneut wegdrückt, setze ich mich frustriert auf. „Vielleicht solltest du einfach ran gehen? Ich meine, keiner wird so oft anrufen, wenn es nicht wichtig wäre."

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Starry Night || Vkook [Texting]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt