Kapitel 54

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Jungkook Pov

Wir sind bereits zwei ganze Stunden hier und es ist wirklich angenehm, insbesondere weil es viele gibt, die sich ebenso für Kunst interessieren. Um etwas frische Luft zu schnappen, entferne ich mich langsam von der Menge und steuere den großen Balkon an, auf welchen ich schließlich gehe. Die kühle Luft, die mir entgegen weht, tut wirklich gut und ich nutze den Moment, um einmal tief durchzuatmen. Taehyung unterhält sich drinnen mit Yoongi, demnach bin ich alleine hier draußen und damit habe ich gerade auch kein Problem.

Mein Blick fällt auf die Menschen, die unten entlang laufen und welche immer noch hervorragend zu erkennen sind, da es nicht sonderlich hoch ist.

Etwa fünf Minuten stehe ich hier und genieße die Stille und die angenehme Luft, bis ich Stimmen hinter mir wahrnehme und mich umdrehe, um niemand anderes als Jin Hyung und Jimin zu sehen.

„Wir haben dich schon überall gesucht." Sie stellen sich direkt zu mir und mir fällt erst jetzt auf, dass Jin ein permanentes Grinsen auf den Lippen hat. Auch, als er komischerweise seinen Arm um mich legt und verträumt nach vorne schaut. Kurz mustere ich ihn verwirrt, ehe ich meinen Blick auf Jimin lenke, der sich gerade gegen das Geländer lehnt und die Arme verschränkt, während ein leichtes Schmunzeln seine Lippen ziert.

„Erklärst du mir das?", frage ich ihn und deute schließlich auf den verträumten Jungen neben mir, schaue ihn sogar noch einmal an, ehe ich meinen Blick wieder auf Jimin richte. „Er hat tatsächlich jemanden kennengelernt, den er interessant findet", erklärt er mir knapp. Kurz runzele ich die Stirn, ehe ich meinen Blick wieder auf Jin Hyung lenke. „Hast du das?", hake ich schmunzelnd nach. „Das ist schon fast untertrieben. Jungkook, glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?", sagt der Älteste in der Runde schließlich, weswegen Jimin anfängt zu lachen. „Liebe auf den ersten Blick? Meinst du das gerade ernst?"

Jin nimmt nun seinen Arm von mir und verschränkt diesen mit seinem Anderen vor der Brust. „Natürlich meine ich das ernst. Hast du ihn dir mal angesehen? Mit ihm gesprochen? Er ist...", entgegnet er ihm, bringt seinen Satz jedoch nicht zu Ende, sondern seufzt nur wie ein verliebter Teenager. „Fahr mal eine Spur zurück, Jin. Am Ende hat er kein Interesse an dir und du stehst wieder vor meiner Tür", erwidert Jimin.

„Ich habe bereits herausgefunden, dass er auch auf Männer steht. Wie soll er dann daran..." Nun deutete Jin auf sein Gesicht, als auch auf seinen Körper. „Kein Interesse zeigen können?", bringt er seinen Satz selbstbewusst zu Ende.

Jimin und ich schauen uns nur an, ehe mein bester Freund mit den Augen rollt und etwas lacht. „Wie heißt er überhaupt?", möchte ich dann wissen. „Kim Namjoon", erwidert mein Hyung sofort. „Sogar sein Name klingt heiß, ich weiß." Gerade als Jin weiter von Namjoon schwärmen möchte, wird er von einer weiblichen Stimme unterbrochen.

„Bist du Jungkook?"

Als ich mich umdrehe, erblicke ich ein Gesicht, mit welchem ich in hundert Jahren nicht gerechnet hätte. Für einen kurzen Moment erstarre ich und schaue sie einfach nur ohne jeglichen Ausdruck an. Mir steigen sofort Fragen in den Kopf, die erstmals unbeantwortet bleiben und in meinem Gesicht ist nun ein deutliches Fragezeichen zu erkennen.

„Eh, ja?", bringe ich verwirrt hervor und bemerke augenblicklich auch die fragenden Blicke meiner Freunde. Sie wissen nicht, wer sie ist, weil sie, im Gegensatz zu mir, Minjia noch nie gesehen haben. Würde ich ihnen aber ihren Namen nennen, dann wüssten die beiden Bescheid, immerhin habe ich ihnen von dem Stress, den Taehyung und ich dank ihr hatten, erzählt.

„Ich habe dich gesucht. Mein Name ist Minjia", sind ihre darauffolgenden Worte. Auch wenn ich mir nichts anmerken lasse, könnte ich tausend Dinge an ihr aufzählen, die mich stören und dabei steht sie nicht einmal dreißig Sekunden vor mir. Ein Punkt, der mich allerdings wirklich nervt, ist dieser, dass sie mich duzt, so, als würden wir uns in irgendeiner Art und Weise Nahe stehen.

Mein Blick fällt für einen kurzen Moment auf ihren Bauch und ich muss natürlich sofort daran denken, dass sie anscheinend das Kind des Mannes, den ich liebe, in sich trägt. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht komplett die Beherrschung zu verlieren und ihr jede Beleidigung an den Kopf zu werfen, die mir bei ihrem Anblick einfällt. Ich ekel mich vor ihr, möchte sie nicht sehen oder gar mit ihr sprechen, aber dennoch bin ich etwas neugierig und frage mich, was sie von mir möchte. „Ich weiß, wer Sie sind. Wieso haben Sie mich gesucht?", sage ich nach einer Weile und ernte kurz darauf einen komischen Gesichtsausdruck ihrerseits, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich mit meiner Wortwahl die Distanz zwischen uns bewahren möchte.

Sie schaut auf meine Freunde, welche neben mir stehen und das ganze Spektakel stumm betrachten, bis sie plötzlich die Hand ausstreckt und mein Handgelenk umklammert. Am liebsten würde ich sie ihr sofort entreißen und die Stelle, die sie berührt hat, einseifen und waschen, aber dafür bin ich in diesen Moment viel zu überfordert. „Nicht hier", ist das Einzige, was sie von sich gibt, als sie mich schließlich mit sich zieht, weswegen mir auch schon der Atem stockt.

Wir gehen vom Balkon, durch den Raum, wo alle stehen, und schließlich durch die Tür, durch welche wir vorhin eingetreten sind. Mein Blick ist die ganze Zeit auf ihren Hinterkopf gerichtet, wobei ich nichts sage, selbst als sie mich die Treppen runter zieht und ich sogar fast stolpere.

Als wir schließlich draußen stehen, schaffe ich es endlich und entreiße mich ihrem Griff, ehe ich mit meiner anderen Hand über mein Handgelenk streiche. „Was soll das?", zische ich. Ihr komplettes Auftreten erscheint mir als ziemlich unangebracht, so etwas wie Manieren scheint sie anscheinend nicht zu besitzen. Was denkt sie eigentlich, was sie hier tut? Sie hat mich nicht einmal gefragt, sondern mich einfach mit sich gezerrt, obwohl ich mich eben noch mit meinen Freunden unterhalten habe. Generell behandelt sie mich so, als würden wir uns kennen, dabei haben wir vorher nicht einmal ein Wort gewechselt. Außerdem ist mir immer noch schleierhaft, was Minjia von mir möchte.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen!" Ihre Tonlage hat sich im Gegensatz zu eben ziemlich verändert, was auch für ihren Gesichtsausdruck und ihre komplette Haltung gilt. Sie wirkt wütend und aufgebracht, was mich mit den Augenbrauen zucken lässt, da eigentlich nicht sie diejenige sein sollte, die diese Reaktion zeigt, sondern vielmehr ich.

„Mich?", bringe ich verwirrt hervor.

Sie streckt ihren Zeigefinger aus und pikst mir schließlich in den Brustkorb. „Dich", sagt sie kurz darauf. „Du bringst alles durcheinander. Seitdem du da bist, läuft nichts mehr so, wie es laufen sollte", fügt sie dem hinzu und stemmt ihre Hände in die Hüfte, als wäre sie eine Mutter, die ihrem Kind eine Standpauke halten muss. „Mit mir und Taehyung lief alles gut und dann musstest du auf der Bildfläche erscheinen."

Ach, das scheint ihr Problem zu sein. Spätestens jetzt wird mir klar, was Tae meinte, als er sie beschrieben hat und tatsächlich scheint sie nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein.

„Ich habe wirklich keine Nerven und keine Zeit für so etwas, lassen Sie mich einfach in Ruhe." Als ich ich mich von ihr abwenden möchte, hindert sie mich daran. Denn ihre darauffolgenden Worte, bringen das Fass definitiv zum überlaufen.

„Was möchtest du von meinem Taehyung? Es ist sein Geld, habe ich recht?"

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Starry Night || Vkook [Texting]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt