«66» (Nervige) Vorbereitungen

Start from the beginning
                                    

„Hier steckt ihr.“, höre ich Liz sagen und drehe mich erleichtert zu ihr um. Mittlerweile bin ich fest der Meinung, dass sie das Beste ist was meinem besten Freund passieren konnte und das nicht bloß weil ich mich super mit ihr versteh – sie macht ihn Glücklich, dass sieht man jedes Mal wenn die beiden bei uns sind. Ich lasse mich von ihr in eine lange Umarmung ziehen und stelle fest, dass sie alleine ist. „Was ist mit Nelly?“ Die Freundin meines besten Freundes zuckt mit den Schultern. „Eigentlich wollten wir uns auf dem Campus treffen, aber ich habe eine halbe Stunde gewartet und ans Handy ist sie auch nicht gegangen.“ Genau das meine ich. Sie ist einfach nicht zuverlässig. Was wäre denn so schwer daran gewesen, wenn sie einen vom uns Bescheid gesagt hätte?

„Wie läuft es hier?“ Genervt schaue ich sie an. „Frag besser nicht.“, gebe ich leise von mir als Hannah mit einem Kleid um die Ecke kommt. „Was hältst du hier von?“ Ich runzle die Stirn. „Hannah, es ist auch wieder so buschig. Viel zu viel Tüll und….. nee das ist noch schlimmer als die anderen Kleider.“, gebe ich ehrlich von mir. „Ich finde es gar nicht so schlecht.“, bemerkt Liz. Ich werfe einen bösen Blick in ihre Richtung. Sie soll doch mich unterstützen und nicht die Seiten wechseln. „Vielleicht ziehst du es einfach mal an? Vielleicht gefällt es dir dann ja besser.“, entschlossen schüttle ich den Kopf. „Im Leben nicht. Ich hätte gerne etwas Schlichtes Hannah. Vielleicht nicht ganz so..... lang.“, erkläre ich ihr noch einmal und gehe in den nächsten Gang um weitere Kleider anzuschauen. Es ist doch echt zu verrückt werden. Vielleicht sollte ich das ganze einfach lassen, nach Hause zu Louis und Jayden fahren und mir im Internet demnächst ein einfaches weißes Sommerkleid bestellen. Ich weiß ja selber nicht woran es genau liegt, aber so wirklich im Hochzeitsfieber bin ich überhaupt nicht. Wobei ich das auch nicht von meinem Verlobten behaupten kann. Er beschwert sich zwar bisher nicht so sehr wie ich, wenn mein Bruder und Hannah schon wieder wegen etwas anrufen, aber so euphorisch wie mein Bruder ist er lange noch nicht. Vielleicht sieht er es auch einfach wie ich und will den anderen beiden den Vortritt lassen.

„Hey Kiki, was hältst du denn hier von?“, höre ich Liz rufen und gehe in die Richtung aus der ich ihre Stimme höre. Sie hält ein langes Kleid hoch. Es kommt so das was ich mit mittlerweile Vorgestellt habe, schon ziemlich nah. Der Rücken, die Schultern bis hin zum Dekolletee´ sind aus einem Spitzenstoff, während der Rest des Kleides, quasi ab der Brust, aus einem weißen fließenden Stoff besteht. „Eigentlich ganz schön, aber vielleicht ein wenig zu lang.“, gebe ich ehrlich zu und schaue Hannah an, die bloß die Augenverdreht. „Was ist mit dir Hannah?“, will unsere Freundin wissen. „Eigentlich finde ich es ganz schön. Ich denke, es würde eher zu einer Strandhochzeit passen, als all die Kleider davor.“, antwortet sie nun. „Also ehrlich, ich weiß gar nicht warum ihr bisher nichts gefunden habt – es ist doch ganz einfach.“, kommentiert Liz und sieht uns auffordernd an, bevor sie in Richtung der Verkäuferin geht, die meine fast Schwägerin und ich bestimmt schon eintausend mal abgewimmelt haben. „Entschuldigen sie, wir hätten dieses Kleid gerne zwei Mal. Allerdings mit kleine Änderungen.“

……

Kaum zu glauben das Lennys Freundin grade mal eine viertel Stunde benötigt um ein Kleid zu finden, welches sowohl Hannah als auch mir, am Ende der Änderungen gefällt. Während der Schnitt und der Stoff an sich bei uns beiden komplett gleich bleibt, bekommt meine Freundin noch ein paar Pailletten eingearbeitet und einen weiteren etwas buschigeren Unterrock. Mein Kleid hingegen wird von der Länge her ein wenig gekürzt und bleibt sonst so wie es ursprünglich war. Mit unseren Extrawünschen haben wir die Verkäuferin wahrscheinlich in den Wahnsinn getrieben, aber als sie die Schneiderin dazu gerufen hat, um abzuklären ob unsere Wünsche überhaupt umsetzbar sind, ging es eigentlich ganz flott.

Wir hätten von Anfang an auf Liz warten sollen und ihr das Zepter in die Hand drücken sollen, dann hätten wir uns einige Läden ersparen können.

Wir haben sogar schon Schuhe für Hannah gekauft, während ich vorhin noch einmal mit Louis Mum telefoniert habe um sie zu fragen, ob ihr Angebot noch steht, dass sie mir ihre Hochzeitsschuhe borgt. Als wir das letzte Mal zusammen unterwegs waren, hat sie mir das schon angeboten und ich war mir zu dem Zeitpunkt echt noch nicht sicher, aber nun wo das Hochzeitskleid gekauft ist, kommt die Vorfreude vielleicht doch ein wenig und auch wenn die Verlobte meines Freundes grade bloß mit den Kopf geschüttelt hat, weil nun grade ich, wo ich mich in den letzten Tage immer wieder beschwert habe, dass sie mich mit den ganzen Kram doch bitte in Ruhe lassen sollen, auf die Tradition „Etwas Blaues, etwas geliehenes und etwas neues“, Wert lege.

Als wir drei bei Louis und mir Zuhause ankommen, schließe ich die Tür auf und blinzle ein wenig, weil Jayden lachend und total nackig um uns herum rennt und dann wieder in das Wohnzimmer verschwindet. „Kiki, ich glaube dein Sohn hatte nichts an.“, bemerkt Liz. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Nein hör auf. Darauf wäre ich absolut nicht gekommen.“, gebe ich sarkastisch von mir und schaue in die Richtung in der mein Sohn eben verschwunden ist. Irgendwie ist es mir viel zu still. Ich höre Louis gar nicht und von meinem Sohn ist auch nichts mehr zu hören. „Müssen wir uns Gedanken darüber machen, dass dein Verlobter hier nun auch Nackt herum rennt? Denn dann werde ich noch mal eine Runde um den Block gehen.“, bemerkt Hannah. Ich setze an um mit Nein zu antworten, schlucke dies dann aber runter. „Ich gehe schauen.“, gebe ich von mir und mache mich in die Richtung auf dem Weg in der der Kleine vorhin verschwunden ist. Grade als ich das Wohnzimmer betrete, kommt Louis mit den nackten Jayden auf dem Arm ins Haus. „Keine Sorge, Louis hat noch alles an.“, rufe ich den anderen beiden entgegen und schaue Louis mit Hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ihr seid zu früh!“, kommentiert dieser nun und will an mir vorbei, allerdings stelle ich mich ihm in den Weg. „Erklärst du mir das?“ Er beißt sich erst auf die Lippen und drückt mir dann einen kurzen Kuss auf die Wangen. „Ich sorge erst dafür, dass Jay etwas anbekommt.“ Ruck zuck flitzt er doch an mir und den anderen beiden Frauen vorbei. Etwas verwundert schauen sie mich an. „Ich bekomme raus was hier los war.“, beschließe ich, biete meinen Freundinnen an sich am Kühlschrank zu bedienen und folge meinen beiden Jungs nach oben.

Ich finde sie in Jaydens Zimmer, wo mein Verlobter grade dafür sorgt, dass der Kleine etwas angezogen bekommt. Ich verschränke die Arme vor der Brust und schaue ihnen dabei zu. „Ich wollte ihm die Windel wechseln und habe eine Sekunde nicht aufgepasst da war er schon über alle Berge. Er ist viel zu schnell für sein Alter.“, erklärt mir Louis beschwerend. Ich beiße mir auf die Lippen um nicht los zu lachen. So ein Zirkus macht der Kleine ausschließlich bei Louis. „Gut, denn wir haben schon gedacht es wäre sonst etwas passiert. Hannah hatte sogar die Befürchtung, dass du genauso herum rennst.“, lasse ich ihn wissen und kann mir ein breites Grinsen nun doch nicht verkneifen. „Soweit kommt es noch. Ich….“ , er stockt als er mein Grinsen sieht. „Du findest das wohl ganz schön Lustig, oder?“ Ich zucke mit den Schultern. „Lustig ist vielleicht der falsche Ausdruck. Amüsant, trifft es eher.“ Beleidigt verschränkt er die Arme vor der Brust. „Also ich finde es nicht komisch, dass er mir immer und immer wieder auf der Nase rum tanzt. Er ist noch keine anderthalb – wie soll es denn erst werden wenn er älter ist.“, beschwert er sich. Na er ist doch selber schuld. „Dann solltest du dir mal angewöhnen etwas strenger zu sein. Bei mir klappt es doch auch.“

Louis nickt. „Ich werde es versuchen. Wie lief es mit den Hochzeitskleidern?“ „Nachdem Liz alles ein wenig in die Hände genommen hat – gut.“, antworte ich ihm, während er aufgestanden ist und mich zu sich gezogen hat. Jayden umarmt zur gleichen Zeit mein Bein und gibt uns unmissverständis  klar, dass auch er meine Aufmerksamkeit will, woraufhin sich Louis wieder von mir löst, damit ich den Kleinen Hoch heben kann.

Louis drückt mir einen Kuss auf die Nase und geht an mir und Jayden vorbei, allerdings nicht ohne sich leise, denn noch so laut, dass ich es mitbekomme, darüber zu beschweren, dass Jayden sich mal wieder in den Vordergrund gestellt hat. Ich weiß zu gut, dass er es nicht so mein, wie er es gesagt hat und kann ihn dennoch verstehen. „Übrigens habe ich mir auch Gedanken über mein Hochzeitsoutfit gemacht.“, höre ich ihn  sagen und folge ihm gespannt. Für mich war eigentlich klar, dass es ein Anzug werden wird. Vielleicht nicht ganz so streng mit Krawatte, aber schon klassisch. „Ach ja? Du trägst doch sicherlich einen Anzug oder nicht?“, hake ich nach. Ich sehe wie er mit den Kopf schüttelt. „Eigentlich habe ich an Shorts und Hawaihemd gedacht.“ „Ja genau Louis. Nie im Leben.“, kommentiere ich und zeige ihm einen Vogel. „Und wenn doch?“, fordert er mich heraus. „Dann werde ich Nein sagen und die volle Zustimmung von allen anderen erhaschen.“, stelle ich klar. „Das würdest du niemals tun.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Willst du es drauf ankommen lassen?“ Er zuckt mit den Schultern. „Lass dich Überraschen.“

Just like old times?Where stories live. Discover now