«41» Entschuldigungen und Ernste Gespräche

716 61 0
                                    

Es ist schön, dass ich heute endlich wieder, wenn auch nur kurz, im Hotel vorbei zu schauen kann. Zwar hat meine Frauenärztin gestern grünes Licht gegeben, dass ich durchaus noch bis ungefähr zur dreiunddreißigsten Woche arbeiten kann, allerdings habe ich gestern mit Angie abgesprochen, dass ich ein Teil auch von zu Hause machen kann und nur hin und wieder Mal nach dem rechten schaue. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sowohl meine Bruder als auch Lenny und vor allem Louis hinter dieser ganzen Idee stecken, formal besonders letzterer eher wenig begeistert war, dass ich ab heute wieder voll durchstarten wollte. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob es an der Tatsache liegt, dass ich Schwanger bin und er sich einfach nur Sorgen macht oder eher daran, dass er die Zeit zu zweit noch ein wenig nutzen will, bevor bei den Jungs wieder die Termine Losgehen - diesmal werden sie zwölf Wochen unterwegs sein.

Ich weiß gar nicht wie wir da einen vielleicht Umzug und die ganzen Geburtsvorbereitungen unter einem Hut bekommen wollen. Klar ich bin erst in der einundzwanzigsten Woche, aber wenn Louis von den nächsten vier Monaten drei Monate in Amerika und Kanada ist, bleibt nicht mehr ganz so viel Zeit für den anderen Kram, auch wenn ich mir sicher bin, dass wir von allen Seiten Unterstützung bekommen, hätte ich zu Mindes gerne den Geburtsvorbereitungskurs mit ihm zusammen gemacht oder verschiedene Kreissäle und Krankenhäuser mit ihm zusammen besichtigt. Ich weiß gar nicht wie er sich das alles vorstellt, immerhin würde er schon am liebsten gestern schon ausgezogen sein. Ich muss unbedingt noch einmal mit Louis über das ganze reden und herausfinden wie er sich das alles vorstellt.

Ich öffne die Eingangstür zum Hotel und erblicke direkt Ilse die hinter der Rezeption sitzt. Als sie aufsieht und mich ebenfalls sichtet, fängt sie an zu grinsen. „Kiki meine Liebe, schön dich zu sehen.", gibt sie von sich, steht auf und ist schneller bei mir als ich gucken kann. Sie zieht mich in eine herzliche, warme Umarmung. „Gut siehst du aus Kind. Obwohl ich der Meinung bin, dass du ruhig noch etwas mehr auf den Rippen haben könntest, wenn man bedenkt das du schwanger bist.", höre ich sie sagen als wir uns wieder voneinander lösen und gemeinsam hinter die Rezeption gehen, um uns dort hinzusetzten. „Also bitte, ich habe schon viereinhalb Kilo zugenommen.", lasse ich sie wissen. „Das ist noch überhaupt nichts - ich habe in meiner Schwangerschaft ganze achtzehn Kilo zugenommen.", erzählt sie mir. Ich mache große Augen. Achtzehn Kilo? Ja bitte nicht bei mir.... „Ich bin ja grade mal in der einundzwanzigsten Woche, da kommt sicher noch das eine oder andere Kilo zusammen.", erwidere ich und hoffe somit eine weitere Diskussion übers zunehmen zu entgehen.

„Wie geht's dir und das Kleine denn sonst so? Weißt du schon was es wird?", fragt sie mich nun interessiert. „Gut, die Ärztin gestern war auch ganz zufrieden. Es wird ein Junge.", lasse ich sie glücklich wissen. Als mich Louis gestern vor unseren Termin gefragt hat, welches Geschlecht mir lieber wäre, habe ich 'Hauptsache gesund' geantwortet, auch wenn mir zu dem Zeitpunkt die Antwort „Mädchen" viel eher im Kopf rum geschwirrt ist. Louis war gleicher Meinung, hat aber schon deutlich gemacht, dass ich ein Junge auf gewisser Weise lieber ist, weil ein großer Bruder viel besser auf seine kleinen Geschwister aufpassen kann (auch wenn man sich über diese Aussage auch streiten kann....). Enttäuscht, dass das Küken nun doch tatsächlich ein Junge ist, bin ich dennoch nicht. „Was ist mit einem Namen?", höre ich Ilse Fragen und schüttle den Kopf. „Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, wir haben ja noch ein wenig Zeit. Aber hetzt genug von mir. Wie geht es dir? Wie läuft es hier? Muss ich irgendwas Bestimmtes wissen? Neue Mitarbeiter oder hat die Vertretung noch mehr scheiße gebaut?"

......

„Und sonst ist glaube ich alles beim Alten. Oder halt Nein: Wir haben einen neuen Chefkoch." Überrascht schaue ich die Hausdame an. „Was ist mit dem Alten?", frage ich, denn eigentlich mochte ich Mani, auch wenn er manchmal etwas einfallslos war... „Der ist mit seiner Familie nach Japan ausgewandert. Keine Ahnung wieso oder wohin genau, es ging ganz schnell. Wir haben Justus zum Küchen Chef befördert, erstmal. Angie war einverstanden, allerdings sollst du auch erst mal dein Okay dazu geben, bevor ein neuer Vertrag aufgesetzt wird.", berichtet sie mir. „Der kleine Blonde mit den roten Strähnen, der bei Mani seine Ausbildung gemacht hat?", hake ich nach und erhalte ein Nicken als Antwort. „Wie macht er sich?", frage ich nach, während ich mir ein paar Notizen auf mein Blatt mache. „Gut eigentlich. Er bringt frische Ideen mit. Das haben wir bei Mani ja teilweise vermisst.", antwortet sie mir. Ich schaue in den Kalender und nicke. „Sagst du ihm, dass wir uns nächsten Dienstag mal zusammen setzten und er uns auf jeden Fall mal ein neues Gericht vorbereiten soll? Ich will einfach mal wissen, wie kreativ er ist und was er sich so vorstellt. Wenn er Lust und Zeit hat, kann er gerne auch Vorschläge bringen, was er ändern würde oder ob er eher vorhat es alles so zu lassen, wie es ist.", gebe ich von mir.

Just like old times?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt