«38» Verschlafen

706 65 5
                                    

Zeitsprung - zwei Wochen später
«18.SSW»


Die letzten Tage sind wie im Flug vergangen, was wahrscheinlich vor allen daran lag, dass wir fast täglich im Auto saßen, von einer Stadt in die nächsten gefahren sind, damit die Jungs von einem Termin zum anderen hetzen können und nur ab und an noch mal frei hatten. Ich habe schon immer gewusst, dass sie einen straffen Zeitplan haben, wenn sie unterwegs sind, aber so? Das ist wirklich Horror, vor allem für mich die noch nicht einmal mit den Jungs unterwegs war.
Während die Jungs immerzu unterwegs waren, haben wir Mädels uns im schnell durchlauf Montevideo, Porto Alegre, São Paulo und Rio angeschaut und fanden es irgendwie schade, dass die Jungs kaum dabei waren und sie überhaupt kaum etwas von den Städten gesehen haben, denn wenn sie dann mal wieder im Hotel waren, waren sie froh Zeit zum ausspannen zu haben.

In den letzten zwei Wochen habe ich nicht nur penibel darauf geachtet, dass mein mittlerweile eigentlich ziemlich deutlich zu sehender Bauch so gut es eben geht kaschiert war, sondern auch dass der Ring, an einer Kette unter meinem Oberteil, nicht zu sehen war. Louis ist in solchem Sachen ziemlich eigen, denn auch von der Verlobung will er seinen lieben zu Hause persönlich erzählen und auf jeden Fall zumindest zu verhindern, dass über den Ring spekuliert wird. Irgendwie verstehe ich bis jetzt noch nicht, was daran schlimm gewesen wäre, wenn wir zumindest seiner Mutter auch ein Foto geschickt hätten oder er ihr die freudige Nachricht am Telefon mitgeteilt hätte - ich bin mir ziemlich sicher, dass Johannah es uns nicht übel genommen hätte, sich sondern ebenfalls tierisch für uns gefreut hätte....aber nein, er wollte es so also habe ich seinen Wunsch berücksichtigt, allerdings immer nur solange wie ich unterwegs war - im Hotel war der Ring dort wo er hingehört, nämlich an meinem Finger.

Aber nicht nur Louis und ich sind verlobt, genauso gut hat der Antrag von Konny auch geklappt - wobei ich ihm durchaus gesagt habe, dass sein Antrag lange nicht an dem von Louis ran kommt, allerdings habe ich mich auch für die beiden tierisch gefreut. Mit Hanna hat mein Bruder einfach ein wirklichen Glücksgriff gemacht. Nicht nur das Fynn und auch ich uns super mit ihr verstehen, sie steht voll hinter Konny und liebt es mit ihm zusammen der Küche zu stehen. Als ich noch mit Sophia und Kate auf Flinders Island war, hatte ich genug zeit die beiden zu beobachten und schnell fest zu stellen, dass bei ihnen ganz viel Liebe in der Luft hängt und die beiden einfach nicht ohne einander können....

Gestern hatten die Jungs ihren letzten Termin in Brasilien, weswegen es heute morgen endlich nach Hause ging oder eher nur bis nach Liverpool. Da wir alle in verschiedenen Richtungen geflogen sind, hatte nur Harry das Vergnügen mit dem Privat Jet nach London zu fliegen, während wir anderen auf Linienflüge zurück gegriffen haben. Da wäre ja überhaupt nicht schlimmes dran gewesen, wenn unser Flug nicht direkt drei Stunden Verspätung gehabt hätte. Warum denn ausgerechnet wir?

So kommt es, dass wir jetzt um halb zehn Abends erst den Flughafen verlassen und da Louis Johannah ausgeredet hat, dass sie uns abholt und auch kein Hotelzimmet nehmen wollte (warum für ein Zimmer zahlen, wenn wir bei seiner Familie umsonst wohnen können), haben wir nun eine fast zweistündige Taxifahrt vor uns. Fast 100 Meilen Taxi fahren ist ja auch überhaupt nicht teuer - allerdings habe ich überhaupt keine Lust heute noch mit ihm zu diskutieren, weswegen ich einfach einverstanden bin und meine ganzen Argumente heute mal für mich behalte.

Louis hält mir die Tür des Taxis auf, während der Fahrer unser Gepäck in den Kofferraum verstaut. "Alles okay?", will Louis von mir wissen als ich mich auf den Sitz fallen lasse. "Klar, ich bin einfach nur verdammt müde und kaputt.", antworte ich ihm. "Rutsch rüber, dann kannst du mich als Kissen benutzen.", erwidert er. Auch wenn ich ganz genau weiß, dass er es einfach nur gut meint, rutsche ich mit einem genervten stöhnen in die Mitte der Sitzbank und schnalle mich an. Wenn Louis nicht so verdammt eigen wäre, würden wir jetzt zu einem Hotel fahren, uns ein Zimmer nehmen und einfach nur ins Bett fallen und morgen dann in Ruhe nach Doncaster fahren. Ich kann ja verstehen verstehen, dass er so schnell wie möglich seine Mum und seine Schwestern in die Arme schließen will, aber die Chance das sie auch wirklich noch alle wach sind, steht eigentlich gleich null, naja vielleicht nicht ganz null.

Just like old times?Where stories live. Discover now