«15» Einsames Leid ist doppeltes Leid. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

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Tatsächlich habe ich es geschafft, den kompletten gestriegen Tag, meinen Brüdern und auch Lenny keine Erklärungen mehr abzugeben. Immer wenn meine Tür aufgegangen ist, habe zu mindest so getan als würde ich schlafen. Ob sie es mir letztendlich abgenommen haben, da bin ich mir nicht so sicher - hauptsache sie haben mich in Ruhe gelassen. Ich habe kein Auge zu bekommen. Obwohl ich noch immer felsenfest davon überzeugt bin, dass es die richtige Entscheidung war, mich von Louis zu trennen, sickert noch immer der Schmerz durch, der durch die Trennung verursacht wird.

Seit Ungefähr zweieinhalb Tagen, fließen immer und immer wieder Tränen und ich weiß überhaupt nicht wo sie alle her kommen. Vor circa zwei Stunden habe ich mein Handy kurz angehabt um mit Angie zu klären, wann ich morgen bei ihr in Melbourne sein kann und direkt traf mich der Schlag, als eine Nachricht nach der anderen eintraf. Fünfundneunzig Prozent waren von Louis. Was passiert ist. Warum ich mich nicht melde. Warum ich nicht mit ihm spreche. Das alles gut werden würde und wir alles gemeinsam schaffen. Das er mir nicht böse sei und mich einfach verstehen will. Seine Nachrichten klangen dabei so verzweifelt und voller schmerz, dass ich ihn einfach in den Arm nehmen will, daran glauben will das alles wieder gut wird und wir alles gemeinsam schaffen. Doch dann wird mir schnell und bitterlich bewusst, dass es so einfach nicht geht. Wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt sind, wo der Weg unserer Beziehung einen gewaltigen knick macht und sich in drei verschiedene Wege Teilt. Den mittleren könnten wir gemeinsam gehen und uns damit wahrscheinlich schneller verlieren als uns lieb ist. Einer von uns wäre auf diesen weg wahrscheinlich immer unglücklich. Also bleibt einfach nur die Möglichkeit, verschiedene Wege zu gehen und da Louis niemals freiwillig zugestimmt hätte, habe ich diese Entscheidung einfach alleine getroffen.

Die anderen fünf Prozent der Nachrichten waren natürlich von den anderen Jungs, Harry ganz klar voran, sowie von Sophia und Kate, zu der die Nachricht unserer Trennung anscheinend auch schon durchgedrungen ist. Alle sechs haben mich in ihren Nachrichten aufgefordert mich zu melden, haben mir mittgeteilt, dass sie sich Sorgen machen und erst da wurde mir bewusst das ich nicht nur Louis verlassen habe, sondern auch sämtliche Freundschaften hinter mir lassen muss und ich weiß nicht ob ich wirklich so stark sein kann, um alles hinter mir zu lassen und neu anzufangen - fernab von den Menschen die mir in den letzten Monaten total wichtig geworden sind.

Noch vor Sonnenaufgang, habe ich mich aus meinem Bett geschält, mir in der Küche unseres gemeinsamen Hauses eine Kleinigkeit zu essen und eine Flasche Wasser besorgt und habe mich dann auf in den Wald gemacht, wo ich eigentlich immer ruhe zum Nachdenken gehabt habe. Allerdings sind die letzten Tage und Wochen nicht spurlos an mir vorbei gegangen und ich war schon relativ schnell an meinen Grenzen. Sie müssen nun auf sich acht geben. Sich ein paar Tage ruhe gönnen und schauen, dass sie nicht nur mehr Flüssigkeit zu sich nehmen sondern vor allem auch genügend essen. Vitamine sind in der nächsten Zeit besonders wichtig. Damit hat der Arzt sicherlich nicht gemeint, dass ich mich in den nächst besten Flieger setzte und einmal um die halbe Welt fliege und vor allem was mich bisher in London gehalten hat fliehe.

Da sich wieder einmal Schwindel und Übelkeit in mir breit gemacht haben, bin ich schnell zu dem Entschluss gekommen, mir doch ein wenig Ruhe zu gönnen und verstecke mich nun seit mehr als drei Stunden in einem der Wallaby Ställen. Hier hat sich soviel verändert, dass ich aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen bin. Der einst, große einräumige Stall wurde in mehreren Pferde ähnlichen Boxen aufgeteilt, an dessen Türen überall die Namen der dort Wohnenden Tiere aufgehängt wurden. Um ehrlich zu sein finde ich es nicht ganz so schön, wo alles in einem Raum war, war es viel einladender, aber da kann man nun überhaupt nichts mehr machen. Trotzdem habe ich die Box von Hopps, Lenny und meine erste Handaufzucht, relativ schnell gefunden und sitze nun schon eine gefühlte Ewigkeit hier im Stroh.

"Ich habe mir fast gedacht, dass ich dich hier finde.", höre ich die stimme von Fynn. Schnell wische ich mir die letzten Spuren meiner grad vergossenen Tränen aus dem Gesicht und schaffe es sogar noch bevor mein Bruder die Tür öffnet und sich zu mir setzt, nachdem er mir ein zaghaften Kuss auf die Stirn gedrückt hat. "Alles in Ordnung mit dir?", fragt er mich. Ich seufze. "Natürlich." Den Blick gesenkt hoffe ich einfach darauf, dass er wieder verschwinden. "Oh klar. Ich mein warum Frage ich überhaupt? Es ist ja völlig normal, dass du klam Heimlich hier auftauchst, den ganzen gestriegen Tag so getan hast als würdest du schlafen, ich nehme mal an um nicht mit uns sprechen zu müssen, und nun auch schon den halben Tag verschwunden bist.", erwidert er und ich merke direkt wir et mich mit seinem Blick durchbohrt. Ich spüre seine Hände an meinem Gesicht und merke wie er mich zwingt meinen Kopf zu heben. "Wir machen uns sorgen, also rede mit mir." "Wa..... was hat Lenny euch erzählt?", will ich gebrochen von ihm wissen und muss mich wirklich zusammen reißen nicht direkt wieder in Tränen auszubrechen. Mein großer Bruder setzt sich vor mich, platziert seine Beine jeweils rechts und links vor mir und legt mir seine Hände auf die Knie. "Das du ihn verwirrt hast. Wir selber mit dir reden sollen und wir Louis auf keinen Fall sagen sollen das du hier bist, falls er bei uns anrufen sollte.", informiert er mich. "Hat er denn schon bei euch angerufen?" Er schüttelt den Kopf. "Für Konny und Lenny kann ich nicht sprechen, aber bei mir hat er sich noch nicht gemeldet." Ich gebe ein erleichtertes seufzen von mir. "Jetzt rede aber mit mir, es muss doch einen Grund haben warum du plötzlich hier auf tauchst ohne jemanden davon zu erzählen und dann auch noch den armen Lenny so verwirrst.", fordert er von mir. Meine Augen füllen sich abermals mit Tränen. "Ich kann nicht.", gebe ich kurz von mir und merke wie mir zum wiederholten Mal Tränen die Wange herunter laufen. "Hey.", höre ich Fynn sagen, bevor er sich seitlich zu mir hinsetzt und mich einfach in seine Arme zieht.

Just like old times?Where stories live. Discover now