48# - Apart

24.4K 1.4K 714
                                    

Alles trifft mich wie ein Schlag im Gesicht und ich spüre wie plötzlich eine noch größere Last auf meine Schultern fällt. Ich versuche die vielen Erinnerungen zu verarbeiten, da auch der Rest der verlorenen drei Jahre zurückkehrt.
Ich habe ihr so viel angetan. Sie hat wegen mir so viel durchmachen müssen. Sie hat wegen mir so sehr gelitten.

Mir ist klar, dass ich sie endlich gehen lassen muss. Aber jetzt, wo sie so in meinen Armen liegt, ist allein der Gedanke daran eine Folter.
Als sie ihren Kopf von meiner Brust hebt, sehe ich zu ihr runter.

,,Bitte sag' die Wahrheit Darrow... Hast du Gefühle für diese Frau?", fragt sie mich mit glasigen Augen und versucht ihre Schluchzer zu unterdrücken. Ich beiße die Zähne zusammen. Wenn ich sie wirklich gehen lasse, dann muss ich auch dementsprechend antworten. Anders wird es nicht gehen.

Ich sehe sie eine Weile lang schweigend an. Sie merkt, dass ich zögere und sieht mich abwartend an.
,,Ich will dich nicht anlügen...", sage ich.

Ich sehe ihn ungläubig an. Oh Gott bitte lass ihn nicht das sagen, was ich denke...!

,,...es ist wahr. Ich... liebe Rose. Das habe ich schon immer.", antwortet er mir plötzlich. Ich sage kein Wort und hoffe einfach nur, dass er es nicht ernst meint.
,,Das heißt nicht, dass ich dich nicht geliebt habe... Es ist nur...", sagt er zögernd.
,,Rose und mich verbindet etwas. Etwas, dass es nie zwischen und beiden gab Celeste. Es... es tut mir leid."
Ich befreie mich aus seiner Umarmung.

,,Wieso sagst du so etwas...?", frage ich ihn fassungslos.
,,E-Eben hieß es doch, dass du nur Augen für mich hast?", frage ich verzweifelt.

,,Ich wollte dich nicht mehr so sehen. Es tut mir leid, dass das so gekommen ist Celeste, aber meine Gefühle zu dir sind nicht mehr so stark. Ich weiß nicht wie es früher zwischen uns war, aber ich bin mir sicher, dass es nicht so stark zwischen uns beiden war wie bei Rose und mir.", sagt er. Ich bin wie erstarrt.

Wieso... wieso ist er plötzlich so...? Er war eben doch so eifersüchtig?

,,Es tut mir leid meine schöne. Du verdienst jemand besseres als mich...", sagt er leise, gibt mir einen kurzen Kuss auf die Stirn und steht auf. Das Glas knirscht unter seinen Schuhen während er auf die Tür zu geht. Er öffnet sie und verschwindet nach draußen. Das Ella herein stürmt bemerke ich gar nicht. Stattdessen starre ich auf die vielen Scherben die vor mir auf dem Boden verteilt sind.

*****

Zuhause gehe ich in mein Schlafzimmer und öffne eine Flasche Rum. Ich trinke aus der Flasche.

Wie sie mich angesehen hat... Ich bin das schlimmste was ihr passiert ist. Ich hätte sie damals einfach in Ruhe lassen sollen. Celeste ist viel besser ohne mich dran...

Ich trinke die Flasche bis nur noch wenig übrig ist. Wenn ich wieder bei vollen Kräften bin, dann knöpfe ich mir diesen Bastard vor. Bei dem Gedanken an diesen Kerl steigt solche Wut in mir hoch, dass ich schon platzen könnte. Es ist schon wie ein Zwang. Dieser Drang, ihn zu foltern und qualvoll zu töten. Er hat mein Mädchen geschändet und läuft da draußen rum als wäre nichts gewesen!

Ich raufe mir die Haare und laufe im Zimmer auf und ab. Brüllend werfe ich die Flasche gegen die Wand. Ich schmeiße alles was mir in die Griffe kommt um. Dieser Hass, diese Wut, dieses pochen in meinen Venen. Mein Herz pumpt so stark, als würde es mir gleich aus der Brust platzen. Mein Körper spannt sich an und ich spüre diesen enormen Druck in mir. Ich versuche mir diese Wut aus dem Leib zu schreien, aber nichts kann meinen Durst nach Blut stillen. Ich will diesen Wichser leiden sehen. Ich werde ihm seine verdammte Haut abziehen!

,,Sir? Alles in Ordnung...?", höre ich Jennas Stimme durch die Tür hallen.

,,Komm rein!", befehle ich. Sie öffnet vorsichtig die Tür und tritt ein.

,,Aber was...? Was ist passiert?", fragt sie erschrocken als sie sich das Schlafzimmer ansieht.

,,Nichts.", sage ich monoton und gehe auf sie zu.

,,Sir, Ihre Hand!", sagt sie und deutet auf die Wunde, die wegen dem Schlag in den Schrank entstanden ist.

,,Das ist nichts.", sage ich und betrachte sie. Sie sieht mir nervös in die Augen. Ich fahre mit meinen Fingerspitzen über ihre Wange.
,,Darf ich dich berühren...?", frage ich sie und versuche meine Wut zu zügeln. Es gelingt mir recht wenig. Zögernd und überrascht sieht sie mich an, ihre Wangen erröten. Sie nickt zögernd.

,,Versteh' mich nicht falsch. Das ist nur einmalig.", stelle ich mit festem Ton klar.

,,J-Ja...", willigt sie ein. Wie sehr ich mir wünschte, dass Celeste an ihrer Stelle wäre. Ohne auch nur etwas Rücksicht zu nehmen, drücke ich sie an die Wand und küsse sie. Ich lasse ihr nicht einmal Luft zum Atmen, während ich sie auf das Kingsize Bett werfe. Ihr hingegen scheint das nichts auszumachen. Im Gegenteil, ihre Laute sprechen für sie.

,,D-Darrow...!", stöhnt sie leise zwischen meinen Küssen. Ich lasse von ihr ab und ziehe mir mein Hemd aus.

,,Für dich immer noch Sir.", sage ich im Befehlston und falle wieder über sie her. Versuche Celeste aus meinem Kopf zu verdrängen.

*****

Seit Stunden liege ich im Bett und starre an die Wand. Ella hat versucht mich aufzumuntern, aber hat letztendlich aufgegeben und mich in Ruhe gelassen. Davor hat sie mir die Hände verbunden und mir die Splitter aus den Handflächen entfernt. Medizin zu studieren, hat so seine Vorteile.
Ich habe nicht mal die Kraft mit ihr über irgendwas zu sprechen, deswegen liege ich hier nur herum und weine leise vor mich hin.

Ich hasse ihn! Ich habe so viel durchmachen müssen, nur um am Ende sitzen gelassen zu werden. Er ist nur in meinem Leben aufgetaucht, um Narben zu hinterlassen. Er hat mich nur so lange 'geliebt', bis eine andere gekommen ist. Für eine andere Frau hat er mich verlassen...!

Mein Stolz ist erneut niedergetrampelt worden. Ich fühle mich so elend und benutzt. Hat er denn die ganze Zeit nur mit mir gespielt? Haben wir so vieles durchmachen müssen, damit es am Ende nur eine Lüge ist? Wie können diese Gefühle eine Lüge sein?
Ich weiß doch genau, wie stark sein Herz immer schlägt, wenn ich in seinen Armen liege. Ich weiß doch, wie oft er meinen Duft in sich aufsaugt wenn er mich vermisst. Oder wie er mich immer ansieht, als würde er jede Sekunde mit mir genießen. Kann das alles sich wirklich einfach auflösen? Vielleicht liegt es ja an der Amnesie?

Ich drehe mich auf den Rücken und starre an die Decke. Mein Leben scheint sich die letzten ein einhalb Jahre nur um ihn gedreht zu haben. Wie weit bin ich im Leben denn gekommen? Mir kommt es so vor, als stünde ich im Nichts. Von hier bis wohin Jazz?
Ich konnte doch gar nicht normal leben, seitdem er aufgetaucht ist. Schaffe ich es denn jetzt, wo er weg ist? Ich werde zwar einen Job finden und eine Wohnung mieten können und all das, aber mich verlieben? Heiraten?
Dafür muss ich doch erst über ihn hinweg kommen! Wie soll ich das schaffen, wenn er überall in Zeitschriften oder im Fernsehen auftritt? Wie soll ich es hinkriegen, mein Leben ins Gleichgewicht zu bringen? Vielleicht sollte ich zum Psychologen...? Ja, das sollte ich.

Ich seufze.

Ich bin gerade mal 20 Jahre alt, fühle mich aber schon wie 50...


His PrisonerWhere stories live. Discover now