11# - Weit weg

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Er kommt langsam auf mich zu. Ängstlich weiche ich nach hinten. Es ist einfach nicht in meiner Hand, stehen zu bleiben.

Will er jetzt wirklich mit mir...?

,,Keine Panik, du bist nicht hier um mit mir zu rammeln.", sagt er gelassen und trinkt aus seinem Glas Scotch. Ich sage nichts und sehe ihn misstrauisch an. Ich bin nicht mehr so naiv wie vorher.
,,Setz' dich doch.", sagt er und setzt sich in seinen Sessel. Ich bewege mich nicht. Er seufzt.
,,Na schön. Ich sollte mal anfangen es dir zu erklären."

,,Wäre nett.", sage ich kalt und wickle mich unruhig in den Schal.

,,Wegen dir ist mein bester Freund am Arsch.", sagt er genervt.
,,Seitdem du ihn verarscht hast-"

,,Das habe ich nicht! Ich bin diejenige die verarscht wu-"

,,Ja ja und ich bin Tupac.", unterbricht er mich und sieht mich missbilligend an. Er fährt fort.
,,Jedenfalls ist er nicht mehr er selbst. Er nimmt Drogen, geht kaum aus dem Haus und lässt niemanden an sich ran. Wegen seinen idiotischen Gefühlen zu dir, lässt er sich einfach gehen. Es ist, als hätte er mit seinem Leben abgeschlossen. Als wäre er schon tot, verstehst du?"

Ich kann es nicht verhindern wieder zu weinen. Die Tränen laufen mir ununterbrochen über die Wangen.

Drogen...? Leidet er so sehr? Ich möchte so sehr zu ihm! Ich muss ihm alles erzählen!

,,Ich weiß nicht, was er an dir so toll findet, aber ich habe nicht vor noch länger mit anzusehen, wie er sich sein eigenes Grab schaufelt.", sagt er kalt.
,,Ich weiß zwar wieso du bei Frederico gelandet bist, aber es war trotzdem wirklich schwer dich zu finden. Es hat Monate gedauert bis meine Männer deine Spur zurück verfolgen konnten. In Ryans verwüstetem Haus hatte ich endlich deine Spur gefunden, ab da war alles einfach, auch wenn es etwas gedauert hat. Die Idioten glauben ich sei Darrow. Ich bin echt gut darin, Stimmen nachzuahmen...", redet er einfach vor sich hin.

,,Kannst du mich zu ihm bringen?", frage ich hoffnungsvoll. Er lacht.

,,Du bist das aller Letzte, was Darrow jetzt gebrauchen kann. Er hat den Verstand sowieso verloren. Wenn du jetzt bei ihm einfach auftauchst dann fängt das ganze nur von vorne an."

,,Aber-"

,,Klappe!", zischt er. Er seufzt gestresst.
,,Dass ich meine Zeit mit dir verschwenden muss..."

Ich beiße meine Zähne noch fester zusammen. Ein fetter Kloß in meinem Hals verhindert, dass ich etwas sagen kann.

,,Fakt ist, Darrow hat dich aus Rache da rein gesteckt und..."
Ich halte die Luft an. Er bemerkt meine Reaktion.

Was hat er gerade gesagt...?

Plötzlich fängt er an zu lachen.
,,Ach, Du wusstest das nicht?", sagt er grinsend.
,,Er misshandelt wahrscheinlich gerade Ryan weil er mit dir geschl-"

,,Du lügst.", sage ich leise.

,,Dachtest du wirklich, er versifft im Liebeskummer, ohne sich an euch zu rächen. Ziemlich naiv.", sagt er gelassen und trinkt noch einen Schluck von seinem Glas.

,,Darrow würde das niemals tun! Du bist doch nur ein Lügner, genau wie Ryan!", zische ich wütend.

Darrow würde mir niemals so etwas antun...!

,,Also war der Einbruch in Ryans Haus nur ganz spontan? Fredericos Leute haben dich also entführt, weil du die ideale Sexbombe bist? Sie legen sich mit einem Milliardär an, weil sie unbedingt dich als Nutte haben wollten? Glaubst du Frederico wäre so mächtig, dass er Ryan in den Arsch treten kann? Das kann er nur mit Darrows Hilfe.", sagt Liam abschätzig.
,,Er hat mir nichts davon erzählt, aber Sebastian schon. Er vertraut mir und weiß, dass ich nur zum Wohlbefinden meines Kumpels handle."

,,Ich glaube dir kein Wort...", sage ich heiser.

,,Du wurdest da unten wie eine Prinzessin behandelt, weil Darrow es so wollte, süße. Sonst wärst du schon unzählige Male zum Sex gezwungen worden."

Ich sage nichts, versuche Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Versuche klar zu denken. Alles irgendwie einzuordnen. Aber ich schaffe es nicht. Das alles ist so bizarr, als wäre es nur ein Albtraum und ich würde gleich aufwachen.

,,Er hatte vor, dich zu seiner... wie soll ich es schonend ausdrücken..."
Er überlegt.
,,Zu seiner 'Mätresse' zu machen. Aber das wäre nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass du ein billiges Miststück bist."

Ich will sprechen, irgendetwas sagen, aber mein Hals brennt so sehr.

,,Hast wohl nichts zu sagen, huh? Na ja, jedenfalls wirst du jetzt von mir gaaannz weit weg geschickt, wo dich keine Menschenseele, vor allem nicht Darrow finden kann. Er soll endlich alle Verbindungen mit dir kappen, damit er nicht komplett in seinem Elend versinkt. Mein Jet wartet bereits auf dich. Du wirst gleich dorthin gefahren."

Ich halte es nicht mehr aus... Das reicht...

Ich schaffe es nicht, gerade stehenzubleiben. Meine Beine geben nach und meine Sicht wird komplett schwarz. Ich breche zusammen.

*****

,,Sie wurde was...?", frage ich ungläubig.

,,W-Wir dachten, dass du angerufen hast und die Adresse-"

,,WAS HEIßT HIER DU HAST SIE EINEM FREMDEN KERL ÜBERLASSEN?!", brülle ich außer mir.
,,HOL' SIE SOFORT WIEDER ZURÜCK DU FETTER WICHSER!!! WENN SIE AUCH NUR ANGERÜHRT WURDE, DANN ZIEHE ICH DIR DEINE VERFICKTE HAUT AB!!!", brülle ich aus ganzer Kehle und lege auf.

Ich eile sofort aus der Tür und laufe in Richtung Garage. Ich nehme das schnellste Fahrzeug, dass ich besitze.

,,Sir! Aber was ist denn-"

,,Sag' den Männern sofort, sie sollen ein Jet startklar machen!", rufe ich Sebastian zu und fahre rasend los.

,,Scheiße! Scheiße!! Scheisse!! SCHEISSE!!!", brülle ich zornig und schlage gegen das Lenkrad. Ich überhole jedes Auto, hupe wie wild damit die Fahrer mir aus dem Weg gehen und fahre zur Autobahn.

Ich bringe diesen Wichser um! Wenn sie von diesem fremden auch nur ansatzweise angerührt wurde, dann schwöre ich bei Gott ich werfe sie alle auf einen Haufen und brenne sie zu Asche...

His PrisonerOù les histoires vivent. Découvrez maintenant