33# - Alte Liebe

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Am nächsten Tag steige ich vor dem Krankenhaus aus. Eher gesagt am Hintereingang, weil ich keine Lust habe mich durch verrückte Fans zu quetschen. Ich gebe dem Taxifahrer das Geld und gehe auf das Gebäude zu.

Ich habe mit Ella bei ihren Eltern übernachtet. Ich hätte auch nach Hause zu Caitlyn und meinen Eltern gehen können, aber ich fühle mich dort nicht wirklich willkommen. Außerdem habe ich keine Lust auf Aidens Visage. Ich habe Ella gezwungen etwas Zeit mit ihren Eltern zu verbringen, auch wenn sie darauf bestanden hat mit mir zu kommen. Sie haben sich lange nicht mehr gesehen und haben uns mit Freude bei sich aufgenommen. Eine echte Familie eben.

Ich gehe zum Aufzug und drücke auf Darrows Etage. Die Türen schließen sich und der Aufzug fährt hoch.

Ich habe im Bordeaux angerufen und gesagt dass ich einige Tage nicht arbeiten kann, aus familiären Gründen. Glücklicherweise ist mein Chef gut damit umgegangen und meinte, dass ich das mit ein paar Überstunden wieder gut machen kann. Schließlich bezahlt er mich nicht umsonst.

Die Aufzugtür öffnet sich und ich trete auf den Flur. Ich werde von Darrows Männern begrüßt als ich den Flur entlang gehe, aber sie sehen eher niedergeschlagen aus als gut gelaunt. Plötzlich bemerke ich eine blonde Frau die vor der Tür sitzt und weint. Soweit ich weiß, gibt es in diesem Stock keine anderen Patienten. Kennt sie Darrow? Aber noch wichtiger ist, wieso weint sie?

Sebastian steht an der Wand und drückt seine Mütze besorgt zusammen. Aufgebracht gehe ich zu ihm und ignoriere die Frau, die mich erst bemerkt, als ich an ihr vorbei gehe.
,,Wo ist er?", frage ich Sebastian unruhig.

,,Miss..."
Er sieht mich aus seinen faltigen Augen erschöpft an. Der Arme muss sich in seinem Alter immer solche Sorgen machen.

,,Was ist passiert?!", frage ich jetzt lauter, nervöser.
Ich hoffe im Nachhinein, dass er meinen Ton nicht als Respektlosigkeit ihm gegenüber sieht. Ich weiß doch, dass er sich mindestens genauso viele Sorgen macht wie ich es tue.

,,Er hatte einen Anfall...", antwortet er und presst seine Lippen schmerzlich zusammen.

,,Was...?", frage ich verwirrt.
,,A-Aber wieso?! Es ging ihm gestern noch so gut!", sage ich panisch und kann meine Tränen nicht zurückhalten.
,,Wie geht es ihm?", frage ich mit kratziger Stimme. Ich habe schon wieder diesen grässlichen Kloß im Hals, dass mich immer wieder am atmen hindert.

,,Er ist wieder in der Intensivstation. Die Ärzte haben nichts gesagt.", murmelt er traurig und deutet auf die Tür am Ende des Flurs. Er sieht zu dieser Frau die weiter weg sitzt. Vorwurfsvoll. Ich runzle die Stirn.

,,Wer ist sie?", frage ich ihn. Versuche ruhig zu bleiben. Er schafft das! Das muss er! Ich habe ihn erst jetzt wieder, ich lasse ihn mir nicht noch einmal wegnehmen!

,,Eine alte Freundin von ihm, die er tot glaubte. Als er sie gesehen hat ging es ihm plötzlich schlechter..."
Ich presse meine Zähne zusammen. Wegen ihr ist das passiert?!

Ich will gerade wütend zu ihr stampfen, als Sebastian mich aufhält.
,,Sie weint seit Stunden. Lassen Sie sie lieber in Ruhe. Ich kann jetzt nicht mit noch mehr Problemen kämpfen, Miss. Bitte.", sagt Sebastian streng. Ich nickte leise und setze mich auf einen Stuhl. Bete leise vor mich hin. Immer und immer wieder, während ich mit verschwommener Sicht auf den Boden starre und dabei zusehe, wie salzige Tropfen auf den kalten Boden prallen.

Sebastian setzt sich neben mich und streicht mir beruhigend über den Rücken. Ich lehne mich an die Schulter des grauhaarigen Mannes und fange laut an zu schluchzen.
,,Wenn ihm was passiert Sebastian...!", wimmere ich heiser.

His PrisonerWhere stories live. Discover now