43# - Fluch oder Segen?

23K 1.3K 252
                                    

Ich wache auf. Das erste was meine Augen sehen, ist ein Licht welches auf die Wand prallt. Ich schiebe die warme Decke von mir runter und versuche im dunkeln zu erkennen wo ich bin. Ich fühle mich so ausgelaugt und mir ist sehr heiß. Ich will gerade aufstehen, als jemand spricht.
,,Du solltest liegen bleiben."

Ich drehe mich um und erkenne Ryan, der auf einem Sessel vor dem Kamin sitzt. Das war also die Lichtquelle...

Als mir klar wird, in was für einer Situation ich mich befinde, verkrampfe ich mich. Ich habe Angst.
,,Wo... wo sind wir?", frage ich ihn unruhig. Er steht auf, geht zu einer Theke und füllt etwas in eine Tasse. Ich beobachte ihn misstrauisch während er die Tasse nimmt und zu mir kommt. Ich weiche zurück und merke erst jetzt, dass ich auf einem weichen Sofa liege.

,,Keinen Grund zur Unruhe. Hier, trink das.", sagt er und setzt sich auf das Sofa neben mich. Ich will weg rutschen, aber er hält mich mit einem Griff am Arm auf. Überraschenderweise tut sein Griff nicht weh.
,,Komm runter, ich tue dir nichts Celeste.", sagt er und sieht mir ernst in die Augen. Ich beiße die Zähne zusammen und sage nichts. Er lässt mich los.
,,Nimm das.", sagt er und reicht mir die Tasse. Ich sehe ihn skeptisch an, verstehe gar nicht, was das alles soll.
,,Das ist nur Kräutertee. Und die hier sind gegen die Kopfschmerzen.", sagt er und deutet auf ein Medikament, welches auf dem Tisch liegt. Als ich keine Anstalten mache, die Tasse anzunehmen, stellt er sie auf den Tisch.

,,Wo sind wir hier?", frage ich Ryan ohne ihn anzusehen. Ich sehe zu einem Fenster. Es schneit ganz stark.

,,In einer Hütte. Eigentlich hätte ich dich in ein Krankenhaus gebracht, aber bei diesem Wetter war das nicht möglich. Du hast zum Glück keine Verletzungen.", erklärt er. Er spricht so, als wäre es völlig normal, dass er mitten in der Schweiz auftaucht und mich vor dem erfrieren rettet.

,,Woher wusstest du wo ich bin? Wieso bist du überhaupt hier?", frage ich ihn verwirrt.

,,Ein einfaches 'Danke' ist wohl zu schwer, was?", fragt er angepisst. Plötzlich fällt mir etwas ein.

,,Du hast doch Aiden da raus geholt, oder?", frage ich ihn beunruhigt.

,,Nicht ich, aber der Rettungsdienst.", sagt er im selben Ton.
,,Wo wir schonmal dabei sind...", sagt er wütend und packt mich am Kiefer. Ich kriege Panik.
,,Dachtest du ernsthaft ich würde nicht herausfinden, dass du mit diesem Kerl verreist?", fragt er wütend.

,,W-Was redest du da?", frage ich sauer und schlage seine Hand weg.

,,Ich weiß nicht ob du mich richtig verstanden hast Celeste, aber du solltest wissen, dass ich nicht zulasse, dass du mit irgendwelchen Kerlen herumreist!", sagt er wütend. Ich erwidere seinen giftigen Blick.

,,Um ehrlich zu sein, habe ich nicht einmal darüber nachgedacht, was du davon hälst.", sage ich kalt. Er schnauft wütend.

,,Falsche Antwort...", murmelt er.

,,Was willst du tun? Mich wieder verprügeln, huh?!", zische ich wütend und atme schneller. Ich spüre eine Hitzewelle in mir aufsteigen. Mit wird schwindelig und ich fange an schwarze Punke zu sehen.

,,Hey! Beruhige dich mal...!", sagt er jetzt besorgt und hält mir ein Glas Wasser hin. Mit zittrigen Händen nehme ich das Glas.
,,Du bist anscheinend noch zu geschwächt. Du solltest diese Tabletten nehmen.", sagt er und nimmt eine aus der Dose.

,,Auf sowas falle ich nicht rein...!", zische ich wütend und lehne somit ab.

,,Jetzt schau dich mal um! Hier ist weit und breit niemand! Wenn ich dir etwas antun wollen würde, dann hätte ich das schon längst getan. Also wenn du wieder gesund werden willst, dann hör auf so stur zu sein und nimm das!", zischt er wütend. Er hat Recht, er müsste mich gar nicht betäuben wenn er etwas vor hätte. Draußen stürmt es und hier auf den Bergen würde mich sowieso niemand hören. Außerdem muss ich wieder zu Kräften kommen.
Widerwillig nehme ich die Tablette und schlucke sie mit etwas Wasser herunter.
,,Gut. Jetzt leg dich wieder hin bevor du umkippst. Was hast du dir überhaupt dabei gedacht mit diesem Kerl in den Wald zu gehen, huh?", fragt er wütend.
,,Wenn ich wollte, hätte ich ihn da draußen verrecken lassen!"

,,Das wolltest du doch sowieso...", antworte ich und lehne mich zurück in den Kissen.

,,Aber ich habe es nicht getan.", sagt er stirnrunzelnd. Ich sehe ihn an.
,,Ich habe es wegen dir nicht getan."

,,Du bist so gutherzig...", sage ich spöttisch.
,,Erwartest du, dass ich applaudiere?"

,,Ich erwarte, dass du endlich verstehst wie viel du mir bedeutest verdammt! Ich tue so viel für dich und du? Ich habe dir dein Leben gerettet und du bedankst dich nicht einmal!", sagt er aufgebracht. Ich sehe ihn ungläubig an.

,,Bevor du mir das Leben gerettet hast, hast du es ruiniert, vergiss das nicht.", antworte ich und spüre wie mir Tränen hoch kommen. Ich schnaufe verächtlich und drehe mich auf dem Sofa weg von ihm.
,,Aber wem versuche ich das zu erklären? Du bist ein Monster Ryan, und Monster können nicht fühlen. Also komm mir nicht mit so einem Scheiß."
Er sieht mich ohne ein Wort zu sagen an. Er sieht verletzt aus, das merke ich an seinem Blick.
Nach einer Weile bückt er sich runter an mein Ohr. Sein Ton ist tief und leise.

,,Genau wegen Menschen wie dir, gibt es Monster wie mich."
Als ich nichts erwidere, will er aufstehen und gehen, aber ich halte ihn am Arm auf.

Ich weiß nicht wieso, aber diese Worte lassen mich darüber nachdenken, ob er nicht doch noch zu retten ist? Vielleicht liegt es einfach daran, dass ihm niemand zuhört? Aber wieso sollte ich ihm zuhören? Er hat es nicht verdient! Oder...?

Er sieht mich mit einem Blick an, den ich kaum deuten kann. Als würde er auf etwas warten. Ich lasse seinen Arm los und sage nichts. Ich lasse es sein.

Vielleicht braucht er wirklich jemanden, der ihm zuhört, aber diese Person werde nicht ich sein.

Ich will irgendwas sagen, aber ich finde keine richtigen Worte.

,,Schon klar...", sagt er nur verletzt, steht auf und geht aus dem Raum.

His PrisonerWhere stories live. Discover now