20# - Vereint

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Am nächsten Tag...

Ich bin wieder Zuhause in Denver. Nach dem gestrigen Vorfall hat Sebastian mich nach Hause gefahren und mich um etwas gebeten.

>>,,Miss, ich weiß, dass zwischen Ihnen und Mr. Harsen schlechte Dinge vorgefallen sind...", sagt er mit ernstem Ton. Ich nicke geistesabwesend.
,,Mr. Harsen wird Sie von nun an in Ruhe lassen, ich versichere es Ihnen. Er ist der starken Meinung, dass er nicht gut für sie sei, deswegen möchte er alle Bindungen zu Ihnen kappen. Verstehen Sie das...?"

Ich nicke.
,,Das ist besser so. Für uns beide.", sage ich leise.

,,Falls Sie irgendwann einmal Probleme haben, dann kontaktieren Sie mich ohne zu zögern Miss.", sagt Sebastian und lächelt mich aufmunternd an.

,,Ja, das mache ich.", sage ich niedergeschlagen.

,,Na dann... Es war mir eine Ehre Sie kennengelernt zu haben. Leben Sie wohl Miss.", sagt er. Ich umarme den alten Mann.

,,Lebe wohl Sebastian..."

,,Und Miss...", sagt Sebastian. Ich sehe ihn an.
,,Es tut ihm vom ganzen Herzen leid."
Ich sehe ihn eine Weile lang an. Weiß nicht was ich erwidern soll und nicke langsam.

Ich steige aus.<<

Ich öffne alle Fenster um das Haus zu belüften und fange an zu putzen. Überall. Ich putze die Fenster, wische die Böden, entstaube die Möbel, wasche die Wäsche und was es sonst noch alles gibt. Ich versuche zu vergessen. Versuche diese blauen Augen aus meinem Kopf zu kriegen.

Ich nehme mir das Telefon und wähle die Nummer meiner Familie. Mein Herz klopft aufgeregt.

Vielleicht haben sie ja versucht mich zu erreichen...?

Es piept mehrere Male. Dann geht jemand dran.
,,Hallo?", höre ich Caitlyns Stimme.

,,Ähm... Hey, Caitlyn. Ich bin's Jazz...", sage ich mit unsicherem Ton.

,,Oh... Hey.", sagt sie desinteressiert.

Ich spüre die Begeisterung bis hier hin...

,,Wie geht's? Wo sind Mum und Dad?", frage ich.

,,Sie sind bei den Nachbarn essen. Wie läuft das Studium?", fragt sie und scheint mit irgendwas beschäftigt zu sein. Diese Frage bricht mir das Herz.

,,G-Gut... ähm... Ihr habt euch lange nicht bei mir gemeldet... Alles Okay?", frage ich und versuche nicht loszuweinen.

,,Wir haben's ja paar mal versucht aber bist nicht dran gegangen. Warst bestimmt mit lernen beschäftigt.", sagt sie amüsiert. Im Hintergrund ist ein Lachen zu hören und wie Caitlyn dann sagt, dass die Person leise sein soll. Irgendwie kommt mir das Lachen bekannt vor.

,,Ach so... Na dann.", sage ich.

,,Übrigens... Hast du nicht Lust mal vorbeizukommen? Hatten schon lange nicht mehr dieses Schwester Ding. Lass uns was unternehmen!", sagt sie. Ich runzle die Stirn und muss lächeln. Wirklich selten, dass sie so etwas zu mir sagt.

,,Ähm... Ja! Klar! Passt es am Wochenende?", frage ich sie.

,,Klar doch. Dann sind Mum und Dad auch nicht da. Das heißt wir haben das Haus fär uns.", sagt sie.

,,Okay dann... Ich melde mich später bei dir.", sage ich jetzt mit besserer Laune.

,,Ja, mach das. Bis später.", sagt sie und legt auf.

Sie möchte mich wirklich sehen. Hat sie mich vermisst? Es ist wirklich ungewöhnlich so etwas von ihr zu hören. Das freut mich wirklich sehr.

Ich wische mir über die glasigen Augen und wähle dann Ellas Nummer. Sie geht sofort ran.

,,NETT DASS DU DICH AUCH MAL MELDEST!!!", brüllt sie in den Hörer. Ich muss lachen und auch gleichzeitig weinen.
,,WIE KANNST DU EINFACH ABHAUEN OHNE WAS ZU SAGEN UND WO IST DEIN VERFLUCHTES HANDY?! ICH HABE TAUSEND MAL VERSUCHT DICH ANZURUFEN WIESO BIST DU NICHT RAN GEGANGEN?!"

Ich kann einfach nicht verhindern zu weinen. Ich habe sie so sehr vermisst.
,,WO BIST DU?!", brüllt sie.

,,I-Ich bin Zuhause...", bringe ich nur lächelnd raus.

,,IN DENVER?!", fragt sie wütend.

,,Ja.", antworte ich.

,,BIN IN ZEHN MINUTEN DA BEWEG DICH BLOß NICHT!"
Dann legt sie auf. Wie soll ich ihr das alles erklären...

Ich will gerade ins Wohnzimmer, als ich die verwelkten Rosen sehe. Die schönen, gestreiften Rosen sind jetzt getrocknet und dunkelbraun, fast schwarz. Ich gehe zum Blumenstrauß hin, berühre sie sachte, aber bei der kleinsten Berührung zerfällt sie. Ich nehme sie und Werfe sie in den Müll. Wische die Reste vom Tisch.

Ich gehe in mein Zimmer und entdecke die kleine Schachtel. Ich gehe hin und nehme den Zettel raus.

>>Du hast mich neulich elender Hund genannt Precious. Mal sehen, wie lange du diesen Hunde Augen widerstehen kannst...

Ps. Es ist ein Junge<<

Ich lege sie zurück in die Schachtel und tue diese unter mein Bett. Ich schaffe es sowieso nicht, sie wegzuschmeissen.

Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich laufe schnell runter und öffne sie. Vor mir steht eine mordlustige Ella.
,,Wo-warst-du?!", versucht sie ruhig zu bleiben. Sie kommt rein und fällt mir um den Hals.
,,Wie konntest du es wagen einfach mit ihm abzuhauen ohne mir etwas zu sagen?!", schieft sie wütend.

,,Ich bin nicht abgehauen...!", sage ich ebenfalls weinend.
,,Ich erzähle dir alles... komm..."

*****

,,Und jetzt gehen wir getrennte Wege. Wir tun einander nicht gut...", beende ich meine Erzählung.

,,A-Aber...", sie schluchzt wie verrückt.
,,Lass uns sofort zur Polizei...! Du wurdest misshandelt und missbraucht Jazz!"

,,Das ist nicht nötig Ella. Ryan ist jetzt viel schlimmer dran als du dir vorstellen kannst...", sage ich und schaue auf meine Hände.
,,Außerdem will ich nicht, dass Darrow ins Gefängnis-"

,,Das ist nicht dein ernst! Nur wegen ihm ist das alles passiert wie kannst du ihn noch in Schutz nehmen?! Ich wollte damals zur Polizei gehen um dich vermisst zu melden, aber dann hat mir dieser Butler von dem Kerl mir gesagt, ihr würdet zusammen weg von hier gehen und keine Ahnung...! Ich dachte ihr seit durchgebrannt!!!"

,,Ich nehme ihn nicht in Schutz! Es ist nur... wenn Ryan da raus kommt und ins Gefängnis wandert und Darrow auch... Ryan hätte dann was er will. Diese Genugtuung gönne ich ihm nicht. Soll der in diesem Loch bleiben, ist mir egal...", sage ich. Außerdem würde mir eh niemand glauben.
,,Ich will einfach nichts mehr damit zutun haben..."

Meine beste Freundin schweigt. Dann nimmt sie mich wieder in die Arme. Sie weint ununterbrochen. Ihr geht es sogar vielleicht noch schlimmer als mir.
,,Tut mir leid, dass ich nicht für dich da war...!", weint sie und gibt mir einen Kuss auf den Kopf.

,,Hey... Du kannst nichts dafür Ella...!", sage ich.
,,Das alles ist Vergangenheit. Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann lass uns das vergessen. Ich möchte von neu beginnen. Okay?"

Sie rappelt sich zögerlich auf. Schnieft mehrmals und wischt sich die Tränen weg.
,,Okay... In Ordnung. Wohn' doch bei mir? Ich bringe dich auf andere Gedanken und zusammen lassen wir das alles hinter uns, okay?", sagt sie. Ich nicke.

,,Okay...", sage ich und umarme sie.
,,Du bist die beste Freundin die man sich wünschen kann...!"

His PrisonerWhere stories live. Discover now